EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
plastisch fühlen, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprach. Mit dem Erstaunen eines erlebten Déjà-vus folgte Eisenheim Daves Erzählung über Kathys Vater, einem hoher Militärgeneral mit starkem Machteinfluss in Russland. Kathy hatte ihn im Streit verlassen.
Eisenheim hatte diese Faktoren bislang noch nicht in seiner Rechnung berücksichtigen können, da es bisher auch gar keinen Anlass dazu gegeben hatte, in diese Richtung zu ermitteln. Selbst noch vor einer Stunde, als Forester von seinen Informationen erzählt hatte, hatte er diese Möglichkeit noch nicht einmal in Erwägung ziehen können, weil Kathy sich ihm nicht völlig anvertraut hatte. Wieso hatte Kathy die Clines gewarnt, aber nicht ihn? Hatte sie tatsächlich geglaubt, dass die Chancen einer Entführung von Hanaa durch ihren eigenen Großvater so klein waren? Hatte sie einfach nur ein Blutvergießen, gar einen Racheakt von seiner Seite vermeiden wollen? Was war der Grund? Eisenheim kam in diesen Augenblicken nicht dahinter, was Kathy dazu bewogen hatte. Zumindest hatte Kathy bei den Clines Anhaltspunkte für den Ernstfall hinterlassen. Eisenheim wusste nun nicht, ob Kathy sehr klug oder gar nur dumm gehandelt hatte. Mit Ärger und Bestürzung dachte Eisenheim darüber nach, dass dank Kathy sein Potenzial als Ermittler wochenlang brachgelegen hatte. Beim ersten Wort über „Beobachtung der Familie Cline“ wäre bei ihm der Groschen gefallen. Eisenheim steckte sogleich hastig seinen Plan ab. Er riet Dave und Rebecca, zurück in die Wohnung zu gehen und sich – soweit es ging – nichts anmerken zu lassen. Wollten sie über den Fall reden, sollten sie die Wohnung verlassen. Auf jeden Fall sollten sie sich so lange ruhig verhalten, bis er sich mit Forester besprochen hatte. Eisenheim musste zurück ins Department. Er musste Captain McGuire kontaktieren, um die nötigen Unterlagen für die Telefongesellschaften zu erhalten. Zudem galt es herauszufinden, wie weit Sanchez mit den Ermittlungen nach Thomas Edwards gekommen war. Eines wurde Eisenheim mit einem Schlag trotz der sich zuspitzenden Situation für alle Beteiligte bewusst: Um diesen Fall der Entführung von Hanaa, der mit den beiden Ermordungen an Jones und Kingfield verstrickt schien, lösen zu können, musste Derek Forester nun die ganze Geschichte von Ekaterina Kasakov erfahren.
Eric
Eric hatte seinem Bruder Derek nichts von seinen eigenen Ermittlungen erzählt. Sie hatten ihn bereits am Mittwoch vergangener Woche mit einem kleinen Überwachungsteam nach Boston geführt. Der DIA war verantwortlich für die Verhaftungen auf der U.S.S. Nimitz gewesen, wie er sich in den darauf folgenden Tagen auch verantwortlich für die Enttarnung weiterer Spione der Chinesen in New York gezeigt hatte.
Interessant an der ganzen Enttarnungsgeschichte für die DIA war, dass sie ihre Informationen über den Spionagering innerhalb der Navy – was letztendlich zu den ersten Verhaftungen auf der U.S.S. Nimitz geführt hatte – dieses Mal ausschließlich von der CIA erhalten hatten. Von weiteren internen Quellen der CIA war weiter in Erfahrung gebracht worden, dass diese Informationen ausschließlich aus dem Büro des stellvertretenden Direktors der CIA, Charles Manning, stammten.
Eric und sein Team hatten den Auftrag, den stellvertretenden Direktor der CIA ins Visier zu nehmen. Die DIA, deren Geschäft reine Militärspionage im In- wie auch im Ausland war, hatte den Fall nicht auf sich bewenden lassen wollen. Man wollte wissen, wer diese brisanten Informationen besessen und sie an Manning weitergeleitet hatte. Man ging von einem Doppelagenten aus, da diese Informationen nicht kläglich waren. Sie waren ein Fluss von Informationen gewesen, was sehr ungewöhnlich war. Die DIA hatte es sich daher zur Aufgabe gemacht, jeden Kontakt, den der stellvertretende Direktor innerhalb der nächsten Wochen haben würde, genauestens zu untersuchen. Eric, der die Akte Manning sehr gut kannte, hatte darin gelesen, dass der stellvertretende Direktor Charles Manning ein geradezu verschriener Patriot mit höchsten moralischen Anforderungen war. Ihm als Leiter des Überwachungsteams war aber auch klar, dass im Geschäft der Geheimdienste diese selbst hoch angelegten Moral-Latten auch immer dazu dienten, um selber sehr bequem unter diesen Latten hindurchschlüpfen zu können.
Sie beschatteten Manning seit beinahe vierzehn Tagen. Bislang hatte Manning außerhalb der CIA keine außergewöhnlichen Kontakte gehabt. In Washington
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