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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Haus. In der Küche setzte Ezra eine altmodische Kaffeemaschine in Gang, die unter Rülpsen und Zischen Kaffee produzierte. Die Küche war ordentlich aufgeräumt, der Kühlschrank war alt und der Rafha-Herd vermutlich noch älter. Aus einem der beiden Küchenfenster blickte man auf das Fjordinnere und hinauf in die Berge oberhalb von Eskifjörður. Ezra holte zwei Tassen aus dem Schrank und goss den Kaffee ein, gab vier Zuckerstücke in seine Tasse und bot Erlendur ebenfalls Würfelzucker an, was der aber dankend ablehnte. Der Kaffee war stark und schmeckte gut. Nachdem sie eine Weile über die tragische Geschichte der Engländer geredet hatten, brachte Erlendur das Gespräch auf die junge Frau, die in derselben Unwetternacht verschwunden war.
    »Das stimmt«, sagte Ezra sehr langsam. »Sie hieß Matthildur.«
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, warst du mit ihrem Mann Jakob befreundet.«
    »Ja, wir beide haben so einiges zusammen unternommen. Damals.«
    »Und du kanntest sie auch, du kanntest sie beide?«
    »Oh ja.«
    »Führten sie eine glückliche Ehe?«
    Ezra hatte ruhig seinen Kaffee umgerührt, unterbrach aber jetzt diese Tätigkeit, schlug ein paar Mal mit dem Löffel gegen die Tasse und legte ihn auf den Tisch.
    »Ich bin wohl nicht der Erste, mit dem du redest, nicht wahr?«, fragte er.
    »Nein«, gab Erlendur zu.
    »Was hast du noch gesagt, wer du bist?«
    Erlendur hatte sich nicht vorgestellt und holte das jetzt nach. Er lebe in Reykjavík, stamme aber hier aus der Gegend und interessiere sich für Geschichten von tragischen Schicksalen in den Bergen, für Menschen, die nie gefunden wurden, von denen niemand wusste, was aus ihnen geworden war. Ezra sah ihn an. Ihm ging auf, dass er diesen Mann, der aus der Gegend stammte, vielleicht kennen könnte. Also erkundigte er sich genauer nach Erlendurs Herkunft und nach dessen Eltern. Erlendur sagte es ihm. Ezra erklärte, sich gut an Sveinn und Áslaug auf dem Hof Bakkaselshjáleiga erinnern zu können, den alle immer nur Bakkasel genannt hatten.
    »Dann weißt du alles über mich«, sagte Erlendur. »Kannst du mir vielleicht trotzdem etwas mehr über Matthildur sagen?«
    »Sie mussten hier wegziehen«, sagte Ezra und lehnte sich über den Küchentisch. »Sveinn und Áslaug. Sie konnten sich nicht vorstellen, weiter am Fuße dieser Berge zu leben, nicht nachdem das passiert war. Ich habe gehört, dass du manchmal nach Bakkasel kommst, um in die Berge zu gehen.«
    »Das stimmt«, sagte Erlendur. »Ich bin einige Male dort oben gewesen.«
    »Sind deine Eltern nicht beide hier auf dem Friedhof begraben?«
    »Ja.«
    »Grundanständige und ehrbare Leute«, erklärte Ezra und trank einen Schluck Kaffee. »Dein Vater hat hier an der Schule je nach Bedarf Musikunterricht gegeben, wenn ich mich richtig erinnere. Er spielte Geige. Schrecklich, was da passiert ist. Jemand hat behauptet, du wärst in Reykjavík zur Polizei gegangen. Fragst du deswegen nach Matthildur?«
    »Nein«, sagte Erlendur. »Ich frage aus rein privaten Gründen, weil mich solche Fälle interessieren.«
    Ezra starrte einige Zeit nachdenklich durch das Fenster hinauf zu den Bergen. Sie waren immer noch genauso von Nebel eingehüllt, wie Erlendur es vor ein paar Tagen dort erlebt hatte.
    Erlendur war von Reykjavík in den Osten des Landes gefahren, ohne anzuhalten, so intensiv war das Bedürfnis gewesen, seine alte Heimat zu besuchen. Er hatte einen schwierigen Fall hinter sich, einen vermeintlichen Selbstmord in einem Ferienhaus am Þingvallavat und war damit in einer Sackgasse gelandet. Es hatte sich um einen Fall von Tod durch Unterkühlung gehandelt, und das hatte die Erinnerungen an seinen Bruder wieder heraufbeschworen.
    »Bei Jakob wusste man nie so recht, wo man ihn hatte«, erklärte Ezra schließlich. »Ich verurteile niemanden, das steht mir ja gar nicht zu, da ich selber auch meine Fehler habe. Aber da war so etwas an Jakob, weshalb die Leute immer auf der Hut waren, wenn sie mit ihm zu tun hatten. Ich will es nicht Falschheit nennen, also falsch, nein, das war er nicht direkt, aber es war immer schwer zu sagen, woran man bei ihm war. Das wussten alle, alle kannten ihn. Hier kennt doch jeder jeden. Ich gehe davon aus, dass Reykjavík inzwischen so groß geworden ist, dass niemand niemanden mehr kennt.«
    Erlendur nickte.
    »Mit den Jahren kamen alle möglichen Geschichten in Umlauf«, fuhr Ezra fort. »Dass er sie aus dem Haus gejagt oder sie weggejagt haben soll und dergleichen. Die

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