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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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kennst du wahrscheinlich.«
    »Teilweise, ja.«
    »Und dann ist er hier im Fjord ertrunken, und damit war die Geschichte vorbei. Er hat nach dem Verschwinden von Matthildur nicht wieder geheiratet, sondern Trost im Alkohol gesucht, und dabei kam er ziemlich auf den Hund. Und dann passierte dieses Unglück, sein Boot kenterte. Zwei Menschen kamen ums Leben, sie konnten Jakob und seinen Kumpel an Land bringen. Das Boot zerschellte an den Klippen.«
    »War das hier im Eskifjörður?«
    »Nein, das war drüben auf der anderen Seite im Reyðarfjörður, bei völlig verrücktem Wetter. Sie versuchten, den Hafen zu erreichen, aber das Boot hatte einen Maschinenschaden und kenterte. Es war mitten im Winter.«
    »Was Matthildur betrifft – hätte sie nicht eigentlich gefunden werden müssen?«
    »Das weißt du wahrscheinlich besser als ich«, entgegnete Ezra und sah Erlendur aus seinen kleinen, feuchten Augen an.
    Über Erlendurs Gesicht huschte ein Lächeln.
    »Was meinen die Leute, was damals passiert ist?«, fragte er.
    »Die Leute haben gar nicht groß nach Erklärungen gesucht. Sämtliche Flüsse hier waren über die Ufer getreten, das waren reißende Ströme. Denkbar, dass sie mit ins Meer gerissen worden ist. Du weißt bestimmt, dass einer der britischen Soldaten, der versucht hatte, durch den Fluss zu waten, schließlich am Strand gefunden wurde. Purer Zufall, dass sie ihn gefunden haben.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Vermutlich ist es ihr genauso ergangen«, sagte Ezra mit feuchten Augen. »Das ist für mich die wahrscheinlichste Erklärung.«

Acht
    Erlendur trank einen Schluck von dem starken Kaffee, sah den alten Mann an und erinnerte sich an Hrunds Worte, dass er sein ganzes Leben lang allein gelebt hatte. Sicher wäre Erlendur auch selbst darauf gekommen, nachdem er das Haus gesehen hatte. Keine Frage, dass hier ein Einzelgänger hauste, das kannte Erlendur selbst nur zu gut. Die Einrichtung war alt, schlicht und schmucklos, und es fehlte alles, was ein Zuhause gemütlich machte. Eine Katze kam auf leisen Sohlen in die Küche und strich um Erlendurs Beine, dann lief sie unter den Tisch, sprang auf Ezras Schoß und rollte sich dort zusammen, behielt aber Erlendur mit wachsamem und forschendem Blick im Auge. Ezra strich ihr nachdenklich über das Fell.
    »Jakob wurde also irgendwie schief angesehen?«, fragte Erlendur schließlich.
    »So gesehen, ja«, antwortete Ezra zögernd und streichelte die Katze. »Wie bereits gesagt, da waren verschiedene Geschichten im Umlauf. Eigentlich haben die Leute gar nicht so viel darauf gegeben, auf diese Geschichten meine ich, aber sie blieben bis zu seinem Tod an ihm haften. Und wie ich höre, tun sie das immer noch«, fügte Ezra hinzu und sah Erlendur an.
    »Und was glaubst du?«
    »Ich? Ich weiß nicht, wieso das eine Rolle spielen könnte.«
    »Wart ihr nicht befreundet?«
    »Doch.«
    »Wollte sie ihn verlassen?«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Hast du ihn nicht danach gefragt?«
    »Nein«, erklärte Ezra. »Das habe ich nicht getan. Und mir ist nicht bekannt, dass irgendjemand anderes das getan hätte, dazu gab es ja gar keinen Grund.«
    »Ich habe auch gehört, dass sie ihm nach ihrem Verschwinden keine Ruhe gelassen haben soll«, sagte Erlendur. »Hast du eine Ahnung, was dahintersteckt?«    
    »Das ist natürlich nur dummes Geschwätz. Dazu muss man an Gespenster glauben. Das wirst du als aufgeklärter Mensch doch wohl kaum tun. Eines ist aber richtig, er war nach diesen Vorfällen nicht mehr derselbe. Er veränderte sich völlig und vermied den Umgang mit anderen Menschen. Vielleicht fühlte er sich irgendwie verantwortlich. Vielleicht verfolgte ihn aber auch nur die Erinnerung an sie. Aber dass sie nach ihrem Verschwinden in seinem Haus herumgespukt und ihn durch den Schiffbruch in den Tod gezogen haben soll, das ist purer Unsinn. Weibergeschwätz.«
    »Meinst du damit, dass sie das Boot zum Kentern gebracht haben soll?«
    »Darauf lief eine von den Geschichten hinaus. Da siehst du, wie ernst man so was nehmen kann.«
    Erlendur nickte zustimmend. Solche Gerüchte wurden zwar immer wieder in die Welt gestreut, doch die wenigsten nahmen sie wirklich ernst. In früheren Zeiten hatten die Menschen aber häufig an so etwas geglaubt. Das war auch wenig verwunderlich in einem Land, in dem jahrhundertelang die einzige Zerstreuung darin bestanden hatte, sich Geschichten zu erzählen, in denen Elfen und Trolle, Schutzgeister und Steine mit Zaubermacht unsichtbare

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