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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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nie getan, und nun war er darauf bedacht, alles so exakt wie möglich zu schildern. Er erinnerte sich bis ins kleinste Detail an alles, und seiner Schilderung war zu entnehmen, dass er nicht versucht hatte, die Ereignisse zu vergessen und zu verdrängen, sondern ganz im Gegenteil, er hatte sie sich präzise eingeprägt und im Gedächtnis bewahrt. Erlendur konnte ihm nicht ansehen, ob es eine Erleichterung für ihn war, darüber zu reden. Es war noch zu früh, um das zu beurteilen, aber aus langer Erfahrung heraus wusste er, dass es jedem guttat, sich das Herz zu erleichtern.
    Sie schwiegen, während Erlendur einen starken Kaffee kochte. Er fand zwei einigermaßen saubere Tassen im Schrank und füllte sie mit dem heißen Kaffee. Eine Tasse reichte er Ezra, der vorsichtig daran nippte.
    »Es ist nicht einfach für dich, über diese Dinge zu sprechen«, sagte Erlendur.
    »Es ist auch alles andere als eine unterhaltsame Geschichte.«
    »Das ist mit klar.«
    Ezra zögerte.
    »Habe ich dir jemals ein Bild von Matthildur gezeigt?«, fragte er.
    »Nein. Daran würde ich mich erinnern«, antwortete Erlendur.
    »Möchtest du das Foto von ihr sehen?«
    »Das wäre …«
    »Es ist in meinem Zimmer«, sagte Ezra. »Einen Augenblick.«
    Er verließ die Küche, und Erlendur ging zu dem Fenster, von dem aus man Aussicht auf die Berge hatte. Überall war die Erde weiß. Bakkasel war von da, wo er stand, nicht zu sehen. Er lehnte sich vor, um den verlassenen Hof ins Blickfeld zu bekommen, als Ezra zurückkam.
    »Sie hat mir dieses Foto von sich gegeben«, sagte er. »Es ist das einzige, das ich von ihr besitze.«
    Er reichte Erlendur das Foto, als sei es ein Kronjuwel. Erlendur nahm es vorsichtig entgegen. Es war sehr alt und auf der Rückseite vergilbt. Irgendwann einmal war es in der Mitte geknickt worden. Es war offenbar nur die eine Hälfte von einem größeren Foto, allem Anschein nach war es auseinandergeschnitten worden.
    »Es wurde hier in Eskifjörður aufgenommen«, erklärte Ezra. »Irgendwann im Sommer. Da war ein Fotograf zu Besuch im Ort, und er hat ihnen dieses Bild geschenkt. Matthildur hat es auseinandergeschnitten, weil Jakob auf der anderen Hälfte war. Das Foto wurde vor ihrem Haus gemacht.«
    Erlendur betrachtete das Bild. Matthildur stand vor ihrem Haus, sie blickte in die Sonne und kniff die Augen ein wenig zusammen, sie hatte ein schönes Lächeln, das dunkle Haar fiel auf ihre Schultern herunter. Sie stützte die Hände in die Seiten und legte den Kopf ein wenig schräg. Ihr Gesichtsausdruck war freundlich, aber entschlossen, ihr Schatten fiel auf die Tür hinter ihr.
    »Wir waren noch nicht zusammen«, sagte Ezra. »Das war erst ein Jahr später. Aber ich habe auch damals schon oft an sie gedacht.«
    »Was hast du zu dem Bootsbesitzer gesagt, als er ins Eishaus kam?«, fragte Erlendur und reichte ihm das Bild zurück.
    »Ich weiß nicht, warum ich ihn angelogen habe«, sagte Ezra. »Zu dem Zeitpunkt war ich noch gar nicht auf irgendwelche Ideen gekommen, aber nach der ersten Lüge schien alles wesentlich einfacher zu werden. Zuerst ging es mir nur darum, aus Jakob herauszubekommen, was er mit Matthildur gemacht hatte. Falls er tatsächlich überlebt hatte. Ich wollte mir seinen Zustand zunutze machen, um aus ihm herauszupressen, wo er sie hingeschafft und wie er das bewerkstelligt hatte. Aber dann …«
    »Dann hast du beschlossen, dich zu rächen?«, vollendete Erlendur den Satz.
    Ezra sah lange das Foto von Matthildur an.
    »Dann wollte ich Gerechtigkeit«, sagte er.
    Der Bootsbesitzer, eingemummt in einen dicken Wintermantel, mit Schal um den Hals und Mütze auf dem Kopf, war schon weit über siebzig. Er hatte das Eishaus zwar betreten, war aber am Eingang stehen geblieben. Vielleicht wollte er dem Tod nicht zu nahe sein. Bei einem schrecklichen Schiffbruch hatte er zwei Seeleute verloren und ein Boot. Es waren schwierige Zeiten für ihn, das konnte man ihm ansehen. Ezra kannte ihn als anständigen und aufrechten Menschen, er hatte für ihn gearbeitet und konnte nur Positives über ihn sagen. Er besaß noch zwei sehr viel größere Fangschiffe mit mehr Besatzung, und wenn seine Boote auf See waren, stand er nicht selten bei schlechtem Wetter unten auf dem Kai und wartete dort, bis sie wieder sicher in den Hafen gelangt waren. Er war selbst auch jahrelang zur See gefahren und hatte das Glück auf seiner Seite gehabt. Nur ein einziges Mal hatte er einen Mann verloren, beim Heringsfang; der Mann war über

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