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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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kam, musste sterben.
    Sie fuhren jetzt noch ungefähr so schnell wie ein Fahrrad, und die Schleicherei trieb ihn fast zum Wahnsinn. Kit wollte so schnell wie möglich diesen Flugplatz erreichen und die Aktentasche an einem Platz deponieren, wo ihr nichts passieren konnte. Die Gefahr wuchs mit jeder weiteren Minute, die sie auf offener Straße verbrachten.
    Er zweifelte inzwischen ernsthaft daran, ob sie es überhaupt zum Flugplatz schaffen würden. Nach ihrem Aufbruch vom Parkplatz des Dew Drop Motels war ihnen kein anderes fahrendes Auto mehr begegnet. Alle ein, zwei Kilometer kamen sie an einem stecken gebliebenen Pkw oder Lkw vorbei. Manche waren am Straßenrand abgestellt, andere standen mitten auf der Fahrbahn. Ein Range Rover der Polizei war sogar umgekippt und lag auf der Seite.
    Plötzlich trat ein Mann ins Scheinwerferlicht und fuchtelte heftig mit den Armen. Er trug einen Geschäftsanzug mit Krawatte, aber weder Mantel noch Hut. Elton warf Nigel einen Blick zu, und der murmelte: »Unter gar keinen Umständen anhalten.« Elton fuhr direkt auf den Mann zu, der im letzten Moment zur Seite sprang. Beim Vorbeifahren sah Kit eine Frau im Cocktailkleid, die sich einen dünnen Schal um die Schultern gezogen hatte. Sie stand neben einem großen Bentley und war offenbar völlig verzweifelt.
    Die Abzweigung nach Steepfall löste in Kit heftige Sehnsucht aus: Wie gerne wäre er jetzt wieder ein kleiner Junge in seinem kuscheligen Bett unter dem Dach des Vaterhauses, unbelastet vom Wissen um Viren, Computer und die Gewinnchancen beim Blackjack.
    Der Schnee fiel so dicht, dass durch die Windschutzscheibe kaum noch etwas zu sehen war – nichts als Weiß. Elton fuhr nahezu blind und steuerte den Wagen auf gut Glück, indem er den Verlauf der Straße erriet oder aus dem Seitenfenster sah. Die Geschwindigkeit sank weiter, erst auf die eines Läufers, dann auf die eines flotten Spaziergängers. Hätten wir doch bloß einen besseren Wagen, dachte Kit. In Vaters Toyota Land Cruiser Amazon, der nur drei Kilometer von hier in der Garage auf Steepfall steht, sähen unsere Chancen anders aus …
    An einer Steigung begannen die Räder im Schnee durchzudrehen. Der Wagen verlor seinen Schwung, blieb schließlich stehen und begann zu Kits Entsetzen sogar zurückzurutschen. Elton versuchte zu bremsen, was den Vorgang nur noch beschleunigte. Er kurbelte am Steuerrad. Das Heck brach nach links aus, Elton steuerte gegen, und der Wagen blieb schließlich schräg zur Fahrbahn stehen.
    Nigel fluchte.
    Daisy lehnte sich nach vorn und sagte zu Elton: »Warum hast du das gemacht, du Vollidiot?«
    Elton erwiderte: »Steig aus und schieb, Daisy.«
    »Leck mich.«
    »Das ist mein Ernst«, sagte er. »Bis zur Kuppe sind’s nur ein paar Meter. Ich könnte es schaffen, wenn jemand die Karre anschiebt.«
    »Wir schieben alle«, sagte Nigel.
    Sie stiegen aus – Nigel, Daisy und Kit. Es war bitterkalt, und der treibende Schnee stach Kit in die Augen. Sie traten hinter das Auto und stemmten sich dagegen. Daisy war die Einzige, die Handschuhe trug. Das Metall unter Kits Hand war beißend kalt. Elton ließ die Kupplung langsam los, und das volle Gewicht lastete auf ihnen. Binnen weniger Sekunden waren Kits Füße klatschnass. Aber die Reifen griffen. Elton gab ein wenig Gas und schaffte es ohne weitere Hilfe bis zur Kuppe.
    Die drei kämpften sich hinter ihm den Abhang hinauf, wobei sie immer wieder ausrutschten, vor Anstrengung schnauften und vor Kälte zitterten. Sollte das bei jeder Steigung auf den nächsten fünfzehn Kilometern so weitergehen?
    Nigels Überlegungen gingen offenbar in die gleiche Richtung. Als sie alle wieder eingestiegen waren, fragte er Elton: »Werden wir ’s mit diesem Wagen schaffen?«
    »Auf dieser Straße hier höchstwahrscheinlich«, sagte Elton. »Aber auf dem Weg zu diesem Flugplatz steht uns noch eine sechs, sieben Kilometer lange Nebenstraße bevor.«
    Kit kam zu einem Entschluss. »Ich weiß, wo wir einen Toyota Land Cruiser mit Vierradantrieb kriegen können.«
    »Mit dem kann man auch stecken bleiben«, wandte Daisy ein. »Denkt an den Range Rover von den Bullen, an dem wir vorbeigekommen sind.«
    »Besser als der Astra wäre er auf jeden Fall. Wo steht der Toyota?«
    »Bei meinem Vater. Genauer gesagt: in seiner Garage, und das Garagentor kann man vom Haus aus nicht sehen.«
    »Wie weit ist es bis dahin?«
    »Auf dieser Straße eineinhalb Kilometer zurück, dann noch mal anderthalb Kilometer über eine

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