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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Seitenstraße.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir parken im Wald unweit vom Haus, leihen uns den Land Cruiser und fahren zum Flugplatz. Danach bringt Elton den Land Cruiser zurück und nimmt den Astra wieder mit.«
    »Bis dahin ist es längst hell. Was ist, wenn ihn jemand sieht, wie er den Wagen wieder in der Garage abstellt?«
    »Keine Ahnung. Da werde ich mir was einfallen lassen müssen. Aber alles ist besser, als hier stecken zu bleiben.«
    »Hat irgendwer eine bessere Idee?«, fragte Nigel in die Runde.
    Niemand meldete sich.
    Elton wendete den Wagen und fuhr im ersten Gang den Hügel wieder hinunter. Nach ein paar Minuten sagte Kit: »Bieg hier ab.«
    Elton hielt an. »Unmöglich«, sagte er. »Der Schnee auf dieser Straße liegt mindestens einen halben Meter hoch, und hier ist seit Stunden keiner mehr langgefahren. Wir kommen keine fünfzig Meter weit.«
     
    Ein Anflug von Panik überkam Kit; es erinnerte an das Gefühl, das sich seiner bemächtigte, wenn er beim Blackjack verlor und glaubte, dass ihm eine höhere Macht ständig schlechte Karten gab.
    »Wie weit ist es noch bis zum Haus deines Vaters?«, fragte Nigel.
    »Nicht ganz …«, Kit schluckte. »Knapp anderthalb Kilometer.«
    »Ganz schön weit bei diesem Scheißwetter«, bemerkte Daisy.
    »Wir könnten hier warten, bis ein anderer Wagen vorbeikommt, und ihn dann kapern«, schlug Nigel vor. »Das wäre eine Alternative.«
    »Da können wir lange warten«, erwiderte Elton. »Seit wir dieses Labor verlassen haben, ist uns kein einziger Wagen begegnet, der noch gefahren wäre.«
    Kit meinte: »Ihr drei könnt ja hier warten, während ich losmarschiere und den Land Cruiser hole.«
    Nigel schüttelte den Kopf. »Zu unsicher. Dir könnte was passieren. Du könntest im Schnee stecken bleiben, und wir würden dich nie finden. Wir bleiben besser zusammen.«
    Es gibt noch einen weiteren Grund, dachte Kit: Nigel traut mir nicht über den Weg. Wahrscheinlich hat er Angst, dass ich abspringe und die Polizei informiere … Zwar gab es nichts, das ihm ferner lag, aber dafür hatte Nigel keine Gewähr.
    Eine Zeit lang sagte keiner von ihnen ein Wort. Sie saßen einfach still, nicht willens, die Wärme, die aus der Autoheizung strömte, zu verlassen. Schließlich drehte Elton den Zündschlüssel, der Motor verstummte, und sie stiegen alle aus.
    Nigel hielt eisern die Aktenmappe fest – ihr Inhalt war der Grund dafür, dass sie sich diesen Horrortrip zumuteten. Kit nahm seinen Laptop mit; es konnte nach wie vor notwendig sein, den Telefonverkehr vom und zum Kreml zu überwachen und umzuleiten. Elton fand eine Taschenlampe im Handschuhfach und reichte sie Kit. »Du gehst voraus«, sagte er.
    Ohne weitere Diskussion marschierte Kit los und stapfte durch den kniehohen Schnee. Er hörte die anderen hinter sich murren und verhalten fluchen, drehte sich aber nicht um. Sie würden mit ihm Schritt halten oder zurückbleiben müssen.
    Es war grässlich kalt, und weil alle vier davon ausgegangen waren, dass sie sich nur in Fahrzeugen und geschlossenen Räumen aufhalten würden, war keiner von ihnen dem Wetter entsprechend angezogen. Nigel trug einen Blazer, Elton einen Regenmantel und Daisy eine Lederjacke. Kit war mit seinem Anorak noch am wärmsten gekleidet. Er trug Timberlands und Daisy Motorradstiefel, doch Nigel und Elton hatten ganz normale Straßenschuhe an. Und Handschuhe hatte nur Daisy.
    Es dauerte nicht lange, und Kit begann vor Kälte zu zittern. Die Hände taten ihm weh, obwohl er versuchte, sie in den Jackentaschen zu behalten. Der Schnee durchnässte seine Jeans bis zu den Knien und tropfte dann in seine Stiefel. Ohren und Nase schienen zugefroren zu sein.
    Der vertraute Weg, den er in seiner Kindheit tausend Mal zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt hatte, lag unsichtbar unter dem Schnee begraben, und bald hätte Kit nicht mehr genau sagen können, wo sie sich befanden. Hier im schottischen Moorland markierten weder Zäune noch Steinmauern den Straßenrand wie in anderen Teilen Großbritanniens. Das Land war nicht bebaut, weshalb sich nie jemand veranlasst gesehen hatte, es einzuzäunen.
    Kit hatte das Gefühl, vom Weg abgekommen zu sein. Er blieb stehen, bückte sich und grub mit seinen bloßen Händen im Schnee.
    »Was soll das?«, blaffte Nigel wütend.
    »Moment!« Kit war auf gefrorenen Torf gestoßen. Das hieß, dass sie sich nicht mehr auf der ausgebauten Straße befanden. Aber wo waren sie dann? Er hauchte in seine eiskalten Hände, um sie ein

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