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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vernehmung bevorstand. Doch seit ihrer Trennung schien er wieder mehr und mehr in die alten Untugenden zu verfallen.
    Stirnrunzelnd betrachtete Toni ihr Telefon und grübelte darüber nach, wie sie Frank doch noch Feuer unterm Hintern machen konnte. Sicher, sie hatte etwas gegen ihn in der Hand – die Geschichte mit Farmer Johnny Kirk, mit der sie ihn, wenn es zum Äußersten kommen sollte, erpressen konnte. Vorher aber wollte sie noch jemand anders anrufen und ihr Glück dort probieren. Sie scrollte durch das Verzeichnis ihres Handys und fand die Privatnummer von Odette Cressy, ihrer Freundin bei Scotland Yard.
    Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sich Odette meldete.
    »Hier ist Toni. Tut mir Leid, dass ich dich aufwecke.«
    Odette sagte: »Sorry, Liebling, was Dienstliches.« Offenbar sprach sie mit jemand anders.
    Toni war überrascht. »Oh, tut mir Leid, ich wusste nicht, dass du Gesellschaft hast.«
    »Ach, das ist nur der Weihnachtsmann. Was gibt’s?«
    Toni sagte es ihr.
    »O Gott!«, erwiderte Odette. »Das ist genau der Fall, den wir immer befürchtet haben.«
    »Mir ist nach wie vor völlig schleierhaft, wie das passieren konnte.«
    »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, wann und auf welche Weise dieses Teufelszeug eingesetzt werden soll?«
    »Zwei Tipps kann ich dir geben«, sagte Toni. »Zum einen haben sie die Flüssigkeit nicht einfach gestohlen, sondern sie noch im Labor in ein Parfümflakon mit Zerstäuber umgefüllt. Sie ist also jederzeit einsatzbereit. Das Virus kann jederzeit freigesetzt werden, und das wird voraussichtlich an einem Ort geschehen, wo viele Menschen zusammen sind – in einem Kino zum Beispiel, in einem Flugzeug, bei Harrods oder in einem anderen Kaufhaus. Kein Mensch würde davon etwas mitbekommen.«
    »Es ist in einem Parfümzerstäuber?«
    »Diablerie.«
    »Gut gemacht – wenigstens wissen wir jetzt, wonach wir suchen. Und zweitens?«
    »Ein Kollege vom Werkschutz hat gehört, wie sie davon sprachen, dass sie ihren Kunden um zehn Uhr treffen wollen.«
    »Um zehn. Die sind aber schnell.«
    »Genau. Wenn sie das Zeug schon heute Vormittag um zehn ihrem Kunden aushändigen, dann kann es bereits am Abend in London sein. Das Virus könnte also ohne weiteres morgen früh in der Albert Hall freigesetzt werden.«
    »Gute Arbeit, Toni. Mein Gott, ich wünschte, du wärst noch bei der Polizei.«
    Toni fühlte sich allmählich wieder wohler. »Danke.«
    »Noch was?«
    »Sie sind Richtung Norden gefahren, als sie von hier aufbrachen – ich hab das Fahrzeug noch gesehen. Aber wir haben hier gerade einen Schneesturm, sodass die Straßen kaum noch passierbar sind. Wahrscheinlich sind sie noch nicht weit gekommen.«
    »Das heißt, es besteht die Chance, dass wir sie erwischen, bevor sie ihre Ware abliefern können.«
    »Richtig – nur ist es mir bisher leider nicht gelungen, die hiesige Polizei von der Dringlichkeit der Sache zu überzeugen.«
    »Das überlass mal mir. Denen mach ich Feuer unterm Arsch, darauf kannst du Gift nehmen. Terrorismus fällt ins Ressort der Regierung. Deine Provinzbullen werden demnächst einen Anruf aus Downing Street 10 kriegen. Was brauchst du – Hubschrauber? Vom Flugzeugträger HMS Gannet ist es per Helikopter etwa eine Stunde bis zu euch.«
    »Sag ihnen, sie sollen sich in Bereitschaft halten. Aber in diesem Blizzard kann wahrscheinlich kein Helikopter starten – und selbst wenn: Die Besatzung kann ja gar nicht sehen, was auf dem Boden vor sich geht. Nein, was ich brauche, ist ein Schneepflug. Der soll die Straße von Inverburn hierher frei räumen, dann kann die Polizei die Fahndung von hier aus koordinieren.«
    »Verlass dich auf mich – und halt mich auf dem Laufenden, ja?«
    »Mach ich. Danke, Odette.« Toni steckte ihr Handy wieder ein und drehte sich um.
    Direkt hinter ihr stand Carl Osborne und machte sich Notizen.
     

02.30 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    Elton saß am Steuer des Vauxhall Astra. Er fuhr sehr langsam. Der Wagen pflügte sich durch über dreißig Zentimeter hohen, weichen Neuschnee. Neben Elton saß Nigel und umklammerte die burgunderfarbene Aktenmappe mit ihrem tödlichen Inhalt. Kit saß mit Daisy auf dem Rücksitz. Er starrte über Nigels Schulter auf die Tasche und malte sich ein Horrorszenario aus: Es kam zu einem Verkehrsunfall, die Tasche wurde zerquetscht, das Parfümfläschchen zerbrach, die Tod bringende Flüssigkeit sprühte in die Luft wie vergifteter Champagner – und wer immer in die Nähe der Unfallstelle

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