Eisfieber - Roman
doch als Frank anfing, ihnen Aufgaben zuzuweisen, wurde ihr klar, dass es sich um Polizisten handelte. »Sie überprüfen jedes Fahrzeug, an dem Sie vorbeikommen«, sagte er. »Geben Sie die Zulassungsnummer durch, damit wir feststellen können, ob es gestohlen oder gemietet wurde. Teilen Sie uns mit, ob sich irgendwelche Personen in den Fahrzeugen befinden. Sie wissen ja, wonach wir suchen: nach einer Gruppe aus drei Männern und einer Frau. Vermeiden Sie jeden direkten Kontakt zu den Insassen. Diese Kerle sind bewaffnet und Sie nicht, deshalb beschränken Sie sich strikt auf die reine Aufklärungsarbeit. Ein bewaffnetes Einsatzkommando ist unterwegs und wird aktiv, sobald wir den Aufenthaltsort der Täter ausfindig gemacht haben. Ist das klar?«
Die beiden Männer nickten.
»Sie fahren nach Norden und biegen dann an der ersten Kreuzung nach Osten ab. Ich denke, dass die Täter diesen Fluchtweg genommen haben.«
Frank irrte sich, und Toni wusste es. Ungern fuhr sie Frank erneut in die Parade, doch sie konnte nicht zulassen, dass er die Fahnder in die falsche Richtung schickte. Sie wusste, dass ihr Widerspruch ihn wieder bis aufs Blut reizen würde, konnte aber darauf keine Rücksicht nehmen. »Die Diebe sind nicht nach Osten gefahren«, sagte sie.
Frank reagierte nicht darauf. »Sie kommen dort auf die Hauptstraße nach Glasgow«, fuhr er fort.
Toni wiederholte ihren Einwand: »Die Gangster haben eine andere Route genommen.«
Die beiden Polizisten verfolgten die Auseinandersetzung mit Interesse. Sie wandten die Köpfe von Frank zu Toni und wieder zurück, wie Zuschauer bei einem Tennisspiel.
Franks Gesicht lief rot an. »Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt, Toni!«
»Sie sind eine andere Strecke gefahren«, behauptete sie beharrlich. »Die Kerle sind geradeaus gefahren, weiter nach Norden.«
»Wahrscheinlich sagt dir das deine weibliche Intuition, wie?«
Einer der Polizisten lachte.
Wieso musst du unbedingt mit dem Kopf durch die Wand, dachte Toni und sagte ruhig: »Der Fluchtwagen steht auf dem Parkplatz des Dew Drop Motels, etwa acht Kilometer nördlich von hier.«
Dass Toni etwas wusste, wovon er keine Ahnung hatte, war Frank furchtbar peinlich. Sein Gesicht war jetzt dunkelrot. »Und woher weißt du das?«
»Ich habe meine eigenen Ermittlungen angestellt.« Ich war ein besserer Bulle als du und bin es immer noch, dachte sie, hütete sich aber, es auszusprechen. »Ich habe ein bisschen herumtelefoniert. Das ist besser als jede Intuition.« Du hast es nicht anders verdient, du Mistkerl, dachte sie.
Wieder lachte einer der beiden Polizisten, hörte aber sofort auf, als Franks finsterer Blick ihn traf.
»Es ist möglich, dass sich die Diebe noch in dem Motel aufhalten«, sagte Toni, »aber ich glaube eher, dass sie dort nur den Wagen gewechselt haben und weitergefahren sind.«
Frank schluckte seinen Zorn hinunter. »Fahren Sie zu diesem Motel«, befahl er den beiden Polizisten. »Sie erhalten weitere Anweisungen, wenn Sie unterwegs sind. Und nun los!«
Die beiden eilten hinaus. Endlich, dachte Toni.
Frank beorderte einen Kriminalbeamten in Zivil zu sich und befahl ihm, dem Schneepflug bis zum Motel zu folgen, den Van der Hibernian Telecom zu überprüfen und herauszufinden, ob es irgendwelche brauchbaren Zeugenaussagen gab.
Toni dachte über den nächsten Schritt nach. Sie wollte den Fahndern möglichst auf den Fersen bleiben, aber sie hatte kein Auto. Und außerdem war ihre Mutter noch immer hier.
Sie sah, wie sich Carl Osborne leise mit Frank Hackett unterhielt. Osborne deutete auf seinen Jaguar, der immer noch auf halbem Wege zum Pförtnerhaus feststeckte. Frank nickte und wandte sich an einen uniformierten Kollegen, der daraufhin hinausging und mit dem Fahrer des Schneepflugs sprach. Es ging offenbar darum, Osbornes Wagen freizuschaufeln.
»Du willst also dem Schneepflug folgen?«, fragte sie Carl.
»Wir leben in einem freien Land«, erwiderte Osborne blasiert.
»Vergiss nicht, den Hund mitzunehmen.«
»Den wollte ich eigentlich hier lassen.«
»Ich fahre mit.«
»Bist du wahnsinnig?«
»Ich muss nach Steepfall zu Stanley Oxenford. Das liegt auf der Strecke, keine zehn Kilometer hinter dem Dew Drop Motel. Du kannst mich und meine Mutter dort absetzen.« Wenn ich Stanley informiert habe, kann ich Mutter in Steepfall lassen, mir dort einen Wagen borgen und dann selber hinter dem Schneepflug herfahren.
»Du willst, dass ich dich und deine Mutter mitnehme?«, fragte Osborne
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