Eisfieber - Roman
ungläubig.
»Richtig.«
»Kommt gar nicht infrage.«
Toni nickte. »Okay, aber sag mir Bescheid, wenn du deine Meinung ändern solltest.«
Osborne runzelte die Stirn. Dass Toni die Ablehnung so schnell akzeptierte, machte ihn misstrauisch. Aber er verlor kein weiteres Wort und zog seinen Mantel an.
Steve Tremlett wollte etwas sagen, doch Toni bedeutete ihm mit einer Geste, die Osborne nicht mitbekam, den Mund zu halten.
Osborne ging zur Tür.
»Vergiss den Hund nicht«, sagte Toni.
Osborne nahm den Welpen tatsächlich mit und ging hinaus zu seinem Wagen.
Durchs Fenster sah Toni, wie der Konvoi sich in Bewegung setzte. Der Schneepflug räumte den Schneehaufen vor dem Jaguar beiseite und kroch die Steigung zum Pförtnerhaus hinauf. Einer der Streifenwagen folgte ihm. Osborne setzte sich ans Steuer seines Jaguars, stieg aber gleich darauf wieder aus und kehrte in die große Eingangshalle zurück.
»Wo ist mein Autoschlüssel?«, fragte er verärgert.
Toni lächelte freundlich. »Hast du deine Meinung geändert? Dürfen wir vielleicht doch mitfahren?«
Steve klimperte mit dem Schlüsselbund in seiner Hosentasche.
Osborne zog ein langes Gesicht. »Steigt ein, verdammt noch mal!«
05.30 Uhr
Miranda hatte kein gutes Gefühl, was das seltsame Trio Nigel, Elton und Daisy betraf. Waren sie wirklich das, was sie zu sein vorgaben? Sie hatten etwas an sich, das in Miranda den heimlichen Wunsch weckte, sie hätte mehr als nur ihr Nachthemd an.
Sie hatte eine furchtbare Nacht hinter sich. In dem unbequemen Sessel in Kits ehemaligem Arbeitszimmer hatte sie kaum schlafen können; nur ab und zu war sie kurz eingedämmert und hatte dann ausgerechnet von ihrer törichten, beschämenden Affäre mit Hugo geträumt. Als sie aufwachte, war sie böse auf Ned gewesen, weil er sie wieder einmal nicht in Schutz genommen hatte. Anstatt dass er seinen Zorn gegen Kit richtete, weil der das Geheimnis ausgeplaudert hatte, war ihm lediglich der Kommentar eingefallen, dass Geheimnisse früher oder später immer ans Licht kämen. Sie hatten den Streit, den sie tags zuvor im Auto gehabt hatten, praktisch noch einmal wiederholt. Miranda, die ursprünglich gehofft hatte, die Feiertage böten eine gute Gelegenheit für ihre Familie, Ned besser kennen zu lernen und zu akzeptieren, war inzwischen schon fast so weit, dass sie hier und heute mit ihm Schluss machen wollte. Ned war einfach zu schwach.
Als von unten Stimmen zu hören waren, hatte sie nur Erleichterung empfunden: Endlich konnte sie aufstehen. Inzwischen wusste sie jedoch nicht mehr, was sie denken sollte. Hatte dieser Nigel keine Frau, keine Familie, keine Freundin, die das Weihnachtsfest mit ihm verbringen wollten? Und was war mit diesem Elton? Miranda war sich ziemlich sicher, dass er und Nigel kein schwules Pärchen waren: Nigel hatte ihr Nachthemd mit dem forschenden Blick eines Mannes betrachtet, der auch gerne einen Blick darunter geworfen hätte.
Diese Daisy hätte in jeder Umgebung deplatziert gewirkt. Vom Alter her hätte sie zwar Eltons Freundin sein können, doch die beiden schienen nicht viel voneinander zu halten. Warum war sie also mit Nigel und seinem Fahrer unterwegs?
Dass Nigel ein Freund von Daisys Familie war, hielt Miranda für ausgeschlossen. Es war keine Vertrautheit zwischen ihnen. Sie verhielten sich eher wie Leute, die notgedrungen zusammenarbeiten mussten, obwohl sie nicht gut miteinander auskamen. Doch wenn sie wirklich Kollegen waren – warum hatten sie sich dann ein Lügenmärchen ausgedacht?
Auch Vater wirkte angespannt. Miranda fragte sich, ob er ebenfalls einen Verdacht hegte.
Die Küche wurde allmählich von köstlichen Düften erfüllt: Es roch nach gebratenem Speck, frisch gebrühtem Kaffee und Toast. Kochen konnte Kit schon immer gut, dachte Miranda, und er weiß auch, wie man ein Gericht appetitlich präsentiert. Er schafft es, dass ein Teller voll Spaghetti aussieht wie ein königliches Mahl. Eigentlich typisch für ihn: Auf Äußerlichkeiten legt er immer großen Wert. Er hält es in keinem Beruf lange aus und schafft es nie, sein Bankkonto im Plus zu halten, aber seine Kleidung ist stets tadellos, und er fährt immer einen schicken Wagen, auch wenn er noch so knapp bei Kasse ist. In den Augen ihres Vaters verbanden sich in ihm zweideutige Leistungen mit eindeutiger Charakterschwäche. Das einzige Mal, dass Stanley wirklich stolz auf Kit gewesen war, war damals, als er an den Olympischen Winterspielen
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