Eisfieber - Roman
teilgenommen hatte.
Jetzt reichte Kit jedem einen Teller mit knusprigem Speck, frischen Tomatenscheiben und Rührei, das mit frisch gehackten Kräutern bestreut war; dazu in Dreiecke geschnittenen und mit Butter bestrichenen heißen Toast. Die angespannte Atmosphäre in der Küche beruhigte sich ein wenig. Vielleicht wollte Kit das mit seiner Kocherei erreichen, dachte Miranda. Obwohl sie kaum Hunger hatte, aß sie eine Gabel voll Rührei. Er hatte es mit ein wenig Parmesan gewürzt, sodass es herrlich herb schmeckte.
Kit versuchte, das Gespräch in Gang zu halten. »Was machen Sie denn beruflich, Daisy?«, sagte er und schenkte der Angesprochenen ein gewinnendes Lächeln. Miranda wusste, dass es reine Höflichkeit war. Kit mochte hübsche Mädchen, doch Daisy war alles andere als das.
Sie nahm sich lange Zeit für ihre Antwort. »Ich arbeite für meinen Vater«, sagte sie dann.
»Und was ist sein Metier?«
»Sein … was?«
»Ich meine, auf welchem Gebiet ist er beruflich tätig?«
Die Frage schien Daisy zu überfordern.
Nigel lachte und sagte: »Mein alter Freund Harry hat seine Finger überall drin. Es ist echt schwer, ihn auf ein einziges Gebiet festzulegen.«
Zu Mirandas Erstaunen gab sich Kit damit nicht zufrieden. In herausforderndem Ton sagte er zu Daisy: »Na gut, dann nennen Sie uns doch einmal ein Beispiel für seine vielfältigen Tätigkeiten!«
Daisys Miene hellte sich auf. Wie aus einer plötzlichen Eingebung heraus sagte sie: »Er macht in Grundstücken.« Miranda hatte den Eindruck, sie plappere einfach einen Satz nach, den sie irgendwann einmal gehört hatte.
»Dann hat er wohl viele Häuser?«
»Er ist Häusermakler.«
»Was ist das eigentlich genau – ›Häuser makeln‹? Ich hab das nie richtig begriffen.«
Die aggressive Fragerei passt gar nicht zu Kit, dachte Miranda. Vielleicht fällt es ja auch ihm schwer, die Geschichten dieser Leute zu glauben … Irgendwie war sie erleichtert. Damit war klar, dass er sie nicht kannte. Insgeheim hatte Miranda befürchtet, Kit könne mit den seltsamen Gästen in irgendwelche unsauberen Geschäfte verwickelt sein. Bei Kit konnte man nie wissen …
Nigels Stimme verriet Ungeduld, als er jetzt erklärte: »Harry kauft beispielsweise ein altes Tabaklagerhaus, besorgt sich die Erlaubnis, es in Luxuswohnungen umzuwandeln, und verkauft den Schuppen dann mit Gewinn an eine Baufirma.«
Schon wieder hat dieser Nigel für Daisy geantwortet, dachte Miranda. Auch Kit schien sich darüber zu wundern, denn er fragte: »Und worin genau besteht Ihre Tätigkeit im Geschäft Ihres Vaters, Daisy? Ich kann mir vorstellen, dass Sie eine gute Verkäuferin sind.«
Daisy sah eher so aus, als habe sie sich auf handgreifliche Zwangsräumungen spezialisiert.
Sie starrte Kit feindselig an und sagte: »Ich tue mal dies und mal das.« Ihr Kinn straffte sich; es wirkte wie eine Warnung davor, an ihrer Antwort zu zweifeln oder weitere Fragen zu stellen.
»Und dies gewiss mit Charme und Effizienz«, erwiderte Kit.
Viel zu dick aufgetragen, dachte Miranda besorgt. Das ist doch reiner Sarkasmus! Daisy ist sicher nicht die Hellste, aber wenn man sie beleidigt, merkt sie es bestimmt …
Die gespannte Atmosphäre verdarb Miranda das Frühstück. Sie musste unbedingt mit ihrem Vater über die Situation reden. Sie schluckte, hustete und tat so, als hätte sie sich verschluckt. Sie stand auf, würgte ein »’tschuldigung« hervor und simulierte den nächsten Hustenanfall.
Ihr Vater ergriff ein Glas und füllte es mit Wasser aus der Leitung.
Noch immer hustend verließ Miranda die Küche. Dass Stanley ihr auf den Flur hinaus folgte, entsprach genau ihrer Absicht. Sie schloss die Küchentür und bedeutete ihm mit einer Geste, ins Arbeitszimmer zu gehen. Um glaubhaft zu wirken, hustete sie noch einmal heftig, bevor sie ihm folgte.
Er wollte ihr das Glas reichen, aber sie lehnte es ab. »Ich hab bloß so getan als ob«, sagte sie. »Ich wollte mit dir sprechen. Was hältst du von diesen ›Gästen‹?«
Stanley stellte das Glas auf die grüne Lederunterlage auf seinem Schreibtisch. »Das sind ziemlich schräge Vögel«, sagte er. »Ich dachte schon fast, die stammen aus Kits zwielichtigem Bekanntenkreis, doch als er dann anfing, das Mädchen auszufragen …«
»Mir ging’s genauso. Aber die lügen uns was vor.«
»Aber warum? Wenn sie gekommen sind, um uns auszurauben, müssten sie allmählich mal in die Gänge kommen …«
»Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber ich
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