Eisfieber - Roman
nicht, als er seine Hände unter ihren Pulli schob, und als er ungeschickt an den Haken herumfummelte, öffnete sie sogar selber ihren BH . Craig verging schier vor Wonne, als er ihre Brüste unter seinen Händen spürte – doch dann verwehrte sie ihm deren Anblick im Kerzenschein. Noch aufregender war es, als Sophie mit einer Selbstverständlichkeit, die von jahrelanger Routine zu zeugen schien, seine Jeans aufknöpfte, dann aber offenbar nicht wusste, was sie als Nächstes tun sollte. Craig fragte sich, ob es eine Art Verhaltenskodex gab, von dem er nichts wusste. Oder war Sophie einfach genauso unerfahren wie er selber? Beim Küssen jedenfalls stellte sie sich immer besser an. Zu Anfang hatte sie noch gezögert, als wisse sie nicht genau, ob sie das wirklich wollte; doch nach ein paar Stunden Übung war sie jetzt ganz begeistert bei der Sache.
Craig fühlte sich wie ein Seemann in einem Sturm. Die ganze Nacht lang war er von den Wogen der Hoffnung und der Verzweiflung, des Verlangens und der Enttäuschung, der Angst und des Entzückens hin und her geworfen worden. Einmal hatte Sophie geflüstert: »Du bist so nett. Ich bin gar nicht nett. Ich bin gemein.« Und dann, als er sie wieder geküsst hatte, war ihr Gesicht nass von Tränen gewesen. Wie soll man sich denn verhalten, fragte er sich, wenn ein Mädchen anfängt zu weinen, während du deine Hand in ihrem Höschen hast? Er hatte seine Hand zurückziehen wollen, weil es ihr offenbar nicht recht war, was er da tat, doch da hatte sie nach seinem Handgelenk gegriffen und ihn festgehalten. »Ich finde dich so lieb«, hatte er gesagt, doch das klang ziemlich schwach, und so hatte er hinzugefügt: »Ich finde dich wundervoll.«
Obwohl er reichlich durcheinander war, fühlte er sich ungemein glücklich. Noch nie hatte er sich einem Mädchen so nahe gefühlt. Er barst schier vor Liebe, Zärtlichkeit und Lust. Als plötzlich unten in der Küche Geräusche zu hören waren, besprachen sie gerade, wie weit sie gehen wollten.
Sophie hatte gesagt: »Willst du alles?«
»Willst du ’s?«
»Wenn du es willst.«
Craig nickte. »Ja, unbedingt!«
»Hast du Kondome bei dir?«
»Ja.« Aus der Tasche seiner Jeans zog er eine kleine, zerknitterte Schachtel heraus.
»Du hast das also geplant?«
»Nein, hab ich nicht.« Das stimmte nur zur Hälfte: Er hatte keinen konkreten Plan gehabt. »Aber ich hab es irgendwie gehofft. Seit wir uns damals kennen gelernt haben, musste ich immer wieder dran denken, wie das wäre mit dir … also, dich wiederzusehen und so. Und heute auch den ganzen Tag …«
»Du warst ganz schön hartnäckig.«
»Ich wollte einfach mit dir zusammen sein, so … so wie jetzt.«
Er kam sich nicht besonders überzeugend vor, hatte aber wohl die Worte gefunden, die Sophie hören wollte. »Okay«, sagte sie, »dann lass es uns tun.«
»Bist du dir auch ganz sicher?«
»Ja. Nun mach schon!«
»Okay.«
»O mein Gott, was war das denn?«
Craig hatte bereits mitbekommen, dass sich in der Küche jemand aufhielt. Er hatte Stimmengemurmel gehört, dann hatte jemand mit einem Topf geklappert, und später war ihm der Duft von gebratenem Speck in die Nase gestiegen. Er hatte zwar keine Ahnung, wie viel Uhr es war, doch fürs Frühstück war es sicherlich noch viel zu früh. Im Prinzip hatte er sich für die Aktivitäten in der Küche nicht weiter interessiert, weil er davon ausging, dass sie für ihn und Sophie in ihrem Schlupfwinkel unter dem Dach keine Gefahr darstellten.
Doch nun ließen sich die Geräusche nicht mehr überhören. Zuerst hörte er seinen Großvater schreien – was an und für sich schon ein völlig ungewöhnliches Ereignis war. Dann fing Nellie wie verrückt zu bellen an; und nun hörte Craig sogar einen Schrei, der so klang, als käme er von seiner Mutter, und gleich drauf schrien mehrere Männerstimmen durcheinander.
Sophie flüsterte ängstlich: »Ist das noch normal bei euch?«
»Nein«, erwiderte er. »Sie diskutieren und streiten manchmal recht heftig, aber sie brüllen sich nicht gegenseitig an.«
»Was ist denn da unten los?«
Craig zögerte. Ein Teil von ihm wollte den Lärm einfach verdrängen und so tun, als wären Sophie und er hier auf dem Sofa unter ihren Mänteln in ihrem eigenen, abgeschlossenen Universum. Wenn er sich auf Sophies weiche Haut, ihren heißen Atem und ihre feuchten Lippen konzentrierte, hätte ihn selbst ein mittelschweres Erdbeben kaum erschüttern können. Doch da war auch noch eine andere Empfindung,
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