Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
schließen können.
    Sophie flüsterte: »Der Ältere hat dem Mädchen gesagt, sie soll das Haus durchsuchen. Er hat sie Daisy genannt.«
    »Ich habe ihre Stiefel auf der Treppe gehört.«
    »Hast du die Polizei erreicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das Telefon ist gestört.«
    »O nein!«
    Er hörte Daisys schwere Schritte im Ankleidezimmer. Die offene Schranktür musste ihr auffallen. Aber ob sie auch die kleine Tür hinter den Anzügen entdecken würde? Da musste sie schon sehr genau hinsehen.
    Craig lauschte. Starrte Daisy gerade in den offenen Schrank? Er spürte, dass er zitterte. Daisy war nicht groß – ein paar Zentimeter kleiner als er selbst –, aber sie sah absolut furchterregend aus.
    Die Stille zog sich in die Länge. Schließlich glaubte Craig zu hören, dass Daisy ins Badezimmer ging. Kurz darauf stampften ihre Stiefel wieder durchs Ankleidezimmer, dann wurden ihre Schritte leiser, und endlich fiel die Tür zum Schlafzimmer krachend ins Schloss.
    »O Gott, ich hab solche Angst!«, sagte Sophie.
    »Ich auch«, sagte Craig.
     
    Miranda stand plötzlich mit Hugo in Olgas Schlafzimmer.
    Als sie aus der Küche geschlüpft war, hatte sie nicht gewusst, wohin sie sich wenden sollte. Nach draußen konnte sie nicht gehen – sie war im Nachthemd und barfuß. Also war sie die Treppe hinaufgerannt, um sich im Badezimmer einzuschließen, hatte jedoch sofort eingesehen, dass das im Ernstfall völlig sinnlos wäre. Oben blieb sie zaudernd stehen; ihr war übel vor Angst, sodass sie sich am liebsten übergeben hätte. Sie musste die Polizei rufen, das war jetzt das Allerwichtigste.
    Olgas Handy befand sich in der Tasche ihres Morgenmantels – aber Hugo besaß vermutlich ein eigenes.
    Trotz ihrer Angst zögerte Miranda einen Augenblick, bevor sie das Gästezimmer betrat. Allein sein mit Hugo in einem Schlafzimmer – das war so ungefähr das Letzte, was sie sich wünschte. Da hörte sie, wie unten jemand aus der Küche auf den Flur trat. Rasch öffnete sie die Tür, schlüpfte hinein und schloss die Tür leise hinter sich zu.
    Hugo stand am Fenster und guckte hinaus. Er war nackt und stand mit dem Rücken zur Tür. »Schau dir nur dieses beschissene Wetter an«, sagte er, offenbar in der Meinung, seine Frau sei zurückgekommen.
    Sein beiläufiger Ton irritierte Miranda. Anscheinend hatten Olga und Hugo ihren Streit beigelegt, nachdem sie sich die halbe Nacht lang angeschrien hatten. Hat Olga ihm bereits verziehen, dass er mit mir geschlafen hat, dachte Miranda. Das wäre eine schnelle Versöhnung … Aber vielleicht gibt es solche Auseinandersetzungen bei ihnen öfter. Miranda hatte sich oft gefragt, ob es zwischen Olga und ihrem keinem Flirt aus dem Wege gehenden Ehemann eine Vereinbarung gab und wie diese aussah, doch Olga hatte nie darüber gesprochen. Vielleicht folgten sie immer demselben Drehbuch: Untreue, Entdeckung, Streit, Versöhnung – und wieder von vorn: Untreue …
    »Ich bin’s«, sagte Miranda.
    Hugo fuhr herum. Im ersten Moment war er überrascht, dann grinste er. »Und auch noch déshabillé – was für eine hübsche Überraschung! Komm ins Bett, aber schnell!«
    Sie hörte schwere Schritte auf der Treppe und merkte gleichzeitig, dass Hugos Bauch viel dicker war als damals, als sie mit ihm geschlafen hatte – er sah aus wie ein kleiner runder Gnom, und Miranda fragte sich, wie sie ihn jemals hatte attraktiv finden können. »Ruf sofort die Polizei an«, sagte sie. »Wo ist dein Handy?«
    »Hier«, sagte er und deutete auf den Nachttisch. »Was ist denn los?«
    »In der Küche sind Leute mit Pistolen – ruf 999 an, schnell!«
    »Was für Leute?«
    »Das ist doch egal!« Die schweren Schritte kamen näher. Miranda war wie gelähmt und rechnete jeden Augenblick damit, dass die Tür aufgerissen würde, doch da entfernten sich die Schritte wieder. Ihre Stimme klang jetzt wie ein leiser Schrei. »Nun mach schon, die suchen mich !«
    Endlich überwand Hugo seinen Schock. Er schnappte sich sein Telefon, ließ es auf den Boden fallen, hob es wieder auf und stellte es an. »Das verdammte Ding braucht ewig!«, schimpfte er frustriert. »Hast du wirklich Pistolen gesagt?«
    »Ja!«
    »Wie sind die denn reingekommen?«
    »Sie haben behauptet, sie wären im Schnee stecken geblieben – was ist mit dem Telefon?«
    »Es sucht noch«, sagte er. »Na los, Beeilung!«
    Die Schritte kamen wieder näher. Diesmal aber war Miranda bereit. Sekundenbruchteile bevor die Tür aufflog, warf sie sich auf den Boden

Weitere Kostenlose Bücher