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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich um. Craig rührte sich nicht. Er sah den Lichtstrahl der Taschenlampe über die Giebelseite des Hauses und über die Speichertür gleiten.
    Wieder meldete sich eine Stimme aus dem Haus: »Elton?«
    Der Lichtstrahl entfernte sich. »Ich kann hier nichts sehen«, rief der Angesprochene gereizt zurück.
    Craig hob den Kopf und riskierte einen Blick. Elton ging jetzt in die andere Richtung, auf Sophie zu. Vor dem Mülleimer blieb er stehen. Falls er auf die Idee kam, an der Stiefelkammer um die Hausecke zu lugen und den Winkel hinter der Mülltonne auszuleuchten, musste er Sophie zwangsläufig entdecken. Wenn das passiert, dachte Craig, rutsche ich das Dach runter und springe dem Kerl auf den Kopf. Der schlägt mich dann zwar wahrscheinlich zusammen, aber vielleicht bekommt Sophie eine Chance zur Flucht …
    Die Zeit schien stehen zu bleiben, bis Elton sich endlich abwandte. »Hier draußen ist nichts, bloß alles voll Schnee!«, rief er, stapfte wieder ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Craig stöhnte auf vor Erleichterung und merkte, dass er am ganzen Körper zitterte. Er versuchte sich zu beruhigen. Der Gedanke an Sophie half. Er sprang vom Dach und landete direkt neben ihr. »Hast du dich verletzt?«, fragte er, während er sich zu ihr hinabbeugte.
    Sie setzte sich auf. »Nein, aber ich hab fürchterliche Angst.«
    »Schon gut. Kannst du aufstehen?«
    »Ist er auch bestimmt weg?«
    »Ich hab gesehen, wie er reingegangen ist und die Tür zugeschlagen hat. Die haben da drinnen wahrscheinlich gehört, wie du geschrien hast, vielleicht auch das Gepolter, als du auf dem Dach ausgerutscht bist – aber bei diesem Sturm glauben sie möglicherweise, dass sie sich verhört haben.«
    »Hoffentlich!« Sophie rappelte sich mühsam auf.
    Craig runzelte die Stirn und überlegte. Die Bande ist jetzt alarmiert, dachte er. Wenn wir quer über den Hof zur Scheune gehen, muss bloß einer von denen aus dem Küchenfenster schauen – und schon haben sie uns. Also machen wir am besten einen Umweg durch den Garten, schleichen uns ums Gästehaus herum und nähern uns dann der Scheune von der Rückseite. Beim Hineingehen können wir zwar immer noch beobachtet werden, doch wenn wir den Umweg nehmen, ist das Risiko erheblich geringer … »Hier lang«, sagte er, nahm Sophie bei der Hand, und sie ging, ohne sich weiter zu sträuben, mit.
    Als sie den Schutz der Gebäude verließen, traf sie der Sturm, der vom Meer her landeinwärts blies, mit ungebrochener Kraft. Das waren keine wirbelnden Flocken mehr, sondern harte, schnurgerade Schneestreifen, die in schrägem Winkel vom Himmel fegten. Wie Nadeln stachen sie ihnen ins Gesicht und brannten in den Augen.
    Kaum war das Haus außer Sicht, bog Craig nach rechts ab. Jetzt kamen sie nur noch langsam voran. Die Schneehöhe betrug inzwischen schon mehr als sechzig Zentimeter und machte das Gehen zur Qual. Das Gästehaus war nicht zu erkennen. Craig schritt eine Strecke ab, die seiner Meinung nach ungefähr der Breite des Hofs entsprach. Er konnte nun überhaupt nichts mehr sehen. Als sie sich seiner Schätzung nach auf Höhe der Scheune befanden, bog er erneut ab und zählte seine Schritte. Er rechnete jeden Augenblick damit, auf die Bretterwand an der Rückseite der Scheune zu stoßen.
    Doch da kam nichts.
    Ich werde mich doch nicht verirrt haben, dachte er. Ich habe mir doch alles ganz genau überlegt und mich streng an die Vorgaben gehalten … Er ging noch fünf Schritte weiter – nichts. Er bekam es mit der Angst zu tun, wollte aber nicht, dass Sophie davon etwas mitbekam. Er kämpfte die aufsteigende Panik nieder und bog noch einmal ab – nach seiner Berechnung näherten sie sich jetzt wieder dem Haupthaus. Plötzlich war er froh darüber, dass es so finster war, bedeutete dies doch, dass Sophie sein Gesicht nicht sehen und von daher auch nicht erkennen konnte, wie sehr er sich fürchtete.
    Obwohl sie sich noch keine fünf Minuten im Freien aufhielten, schmerzten Craigs Hände und Füße schon vor Kälte. Schlagartig wurde ihm klar, dass sie sich in Lebensgefahr befanden. Wenn sie nicht bald einen Unterschlupf fanden, würden sie erfrieren.
    Auch Sophie schien sich keine Illusionen zu machen. »Wo sind wir?«, fragte sie.
    Mit größerer Zuversicht in der Stimme, als gerechtfertigt gewesen wäre, erwiderte Craig: »Wir sind gleich da. Nur noch ein paar Schritte.«
    Sein Versprechen entpuppte sich als voreilig. Nach weiteren zehn Schritten standen sie immer noch in

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