Eisfieber - Roman
entsprechend weiches Maul hatte, war sie eine Ablenkung.
Daisy wollte ihre Pistole ziehen, doch der Lauf schien sich im Innenfutter ihrer Jackentasche verfangen zu haben. Olga ergriff einen Teller und schleuderte ihn quer durch die Küche auf sie. Daisy wich aus, und der Teller traf sie nur an der Schulter.
Kit trat einen Schritt vor und wollte seinerseits Hugo packen, überlegte es sich dann aber doch anders. Eines stand für ihn fest: Dass die Bande von seiner Familie überwältigt wurde, war das Letzte, was er wollte. Auch wenn ihn die wahren Absichten, die hinter dem von ihm organisierten Diebstahl standen, schockiert hatten – sein eigenes Überleben hatte für ihn höchste Priorität. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, da hatte Daisy ihn in diesem Schwimmbad fast umgebracht, und er wusste genau: Wenn er ihrem Vater die Schulden nicht zurückzahlte, stand ihm ein bitteres Ende bevor, ein Tod, der um keinen Deut weniger schmerzhaft wäre als das qualvolle Leiden, welches das Virus aus der Parfümflasche verbreitete. Wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab, musste er also auf Nigels Seite in den Kampf eingreifen und gegen seine eigene Familie vorgehen. Blieb die Frage: War das jetzt schon nötig? Nach wie vor wollte er die Fiktion aufrechterhalten, dass er Nigel und die anderen beiden vor diesem Abend noch nie gesehen hatte. Von gegensätzlichen Gefühlen hin- und hergerissen, blieb er einfach stehen und sah dem Spektakel hilflos zu.
Endlich gelang es Elton, wie ein Bär beide Arme um Hugo zu legen und ihn festzuhalten. Hugo wehrte sich zwar tapfer, doch er war kleiner als Elton und weniger fit, sodass es ihm nicht gelang, ihn abzuschütteln. Elton hob ihn einfach hoch, trat zurück und zog ihn auf diese Weise von Nigel fort.
Daisy trat Nellie mit einem ihrer schweren Stiefel gezielt in die Rippen. Der Hund jaulte auf und verkroch sich in eine Zimmerecke.
Nigel blutete aus Nase und Mund. Sein Gesicht glühte vor Wut, vor allem um die Augen herum. Er starrte Hugo heimtückisch an und hob seine Rechte, die noch immer die Pistole umklammerte.
Olga trat vor und schrie: »Nein!«
Postwendend richtete Nigel die Waffe auf sie.
Stanley packte seine Tochter am Arm, hielt sie zurück und sagte im gleichen Atemzug: »Nicht schießen! Bitte schießen Sie nicht!«
Nigel behielt Olga im Visier und fragte: »Daisy, hast du deinen Prügel noch?« Mit hochzufriedener Miene zog Daisy ihren Totschläger aus der Tasche, und Nigel wies mit dem Kopf auf Hugo. »Zeig’s dem Scheißkerl.«
Hugo sah, was auf ihn zukam. Verzweifelt versuchte er sich aus der Umklammerung zu befreien, doch Elton verstärkte seinen Griff und hielt ihn fest.
Daisy holte aus und stieß Hugo den Totschläger ins Gesicht. Der Schlag traf den Wangenknochen und war von einem Übelkeit erregenden Knirschen begleitet. Hugo gab einen Ton von sich, der irgendwo zwischen Rufen und Schreien angesiedelt war, als Daisy zum zweiten Mal zuschlug. Jetzt lief Blut aus Hugos Mund und tropfte über seine nackte Brust. Hämisch grinsend glotzte Daisy nun Hugos empfindlichste Teile an und trat ihm im nächsten Augenblick mit äußerster Brutalität in den Schritt. Dann ließ sie den Totschläger auf den Kopf ihres Opfers krachen, worauf Hugo bewusstlos zusammensackte. Doch selbst jetzt ließ die Furie noch nicht von ihm ab. Erst zerschlug sie Hugo die Nase, dann trat sie noch einmal zu.
Von namenlosem Kummer und Zorn überwältigt, heulte Olga auf, riss sich von ihrem Vater los und stürzte sich auf Daisy. Die holte aus, um Olga mit dem Totschläger zu erwischen, doch Olga war ihr zu nahe, sodass der Schlag hinter ihrem Kopf vorbeiging.
Elton ließ Hugo fallen, der auf den Fliesen zusammenbrach, und versuchte, Olga zu packen.
Olga erwischte Daisys Gesicht und zog ihr die Fingernägel durch die Visage.
Nigel versuchte, die Pistole auf Olga zu richten, wagte es aber nicht, abzudrücken, weil er befürchten musste, Elton oder Daisy zu treffen, die beide mit Olga rangen.
Stanley drehte sich zum Herd um und griff sich die schwere Bratpfanne, in der Kit zuvor ein Dutzend Eier zu Rührei verarbeitet hatte. Er hob sie hoch und ließ sie auf Nigel herabsausen. Im letzten Moment erkannte Nigel die Gefahr und schaffte es noch, mit dem Kopf auszuweichen. Die Pfanne traf ihn jedoch an der rechten Schulter. Nigel schrie vor Schmerz auf, und die Pistole flog ihm aus der Hand.
Stanley versuchte sie aufzufangen, verfehlte sie aber. Sie landete einen Fingerbreit neben
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