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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bisher nirgends gesichtet worden. Die meisten Fahrer waren heilfroh darüber, dass ein Schneepflug vorbeikam. Sie starteten sofort und fuhren ihm auf der geräumten Strecke hinterher. Inzwischen zog der Jaguar bereits einen kleinen Konvoi hinter sich her.
    Tonis anfänglicher Optimismus war verschwunden. Sie hatte gehofft, bald eine heiße Spur der Bande zu finden – schließlich waren die Straßen zu dem Zeitpunkt, da die Gangster den Parkplatz vor dem Dew Drop Motel verlassen hatten, schon nahezu unpassierbar gewesen. Wie weit konnten sie noch gekommen sein?
    Oder hatten sie irgendwo im näheren Umkreis ein Versteck? Möglich wäre es, aber doch eher unwahrscheinlich, dachte Toni. Normalerweise gehen Verbrecher nicht so nahe am Tatort vor Anker – ganz im Gegenteil. Während der Konvoi Kilometer um Kilometer weiter nach Norden kroch, wuchs in Toni die Befürchtung, dass sie sich geirrt hatte und dass die Gangster in Wirklichkeit doch in Richtung Süden unterwegs waren.
    In ihrem Blickfeld tauchte der vertraute Wegweiser mit der Aufschrift »Zum Strand« auf und verriet, dass sie sich in der Nähe von Steepfall befanden. Nun galt es, den zweiten Teil ihres Plans in die Tat umzusetzen: Sie musste zu Stanley fahren und ihn über die Ereignisse der vergangenen Stunden informieren.
    Sie fürchtete sich vor der Begegnung. Ihr Job bestand darin, genau das zu verhindern, was geschehen war. In einigen Punkten hatte sie sich richtig verhalten: Dank ihrer Wachsamkeit war der Diebstahl rasch entdeckt worden. Auch hatte sie die Polizei gezwungen, das Risiko einer schweren Biogefährdung ernst zu nehmen und die Fahndung nach den Dieben einzuleiten. Außerdem würde es Stanley beeindrucken, wie sie sich mitten in diesem Schneesturm zu ihm durchgeschlagen hatte. So weit, so gut – nur hätte sie ihm allzu gerne auch berichtet, dass die Bande bereits hinter Schloss und Riegel sitze und die Gefahr einer großen Katastrophe vorüber sei. Da dem nicht so war, blieb ihr nur das Eingeständnis des eigenen Versagens – und das war alles andere als das freudige Wiedersehen, von dem sie geträumt hatte …
    Frank war im Kreml geblieben. Toni benutzte Osbornes Autotelefon und wählte seine Handynummer.
    Aus dem Lautsprecher der Freisprechanlage war Franks Stimme zu vernehmen: »Superintendent Hackett.«
    »Hier Toni. Der Schneepflug ist jetzt bald an der Abzweigung nach Steepfall, wo Stanley Oxenford wohnt. Ich würde ihn gern von den Geschehnissen in Kenntnis setzen.«
    »Dazu brauchst du doch keine Erlaubnis von mir.«
    »Ich kann ihn telefonisch nicht erreichen, aber das Haus liegt nur etwa anderthalb Kilometer von der Hauptstraße entfernt …«
    »Dann vergiss es. Ich habe jetzt eine Spezialeinheit hier. Die Leute sind bis an die Zähne bewaffnet und platzen schier vor Tatendrang. Ich werde nichts tun, was die Suche nach der Bande verzögert.«
    »Es dauert allenfalls fünf oder sechs Minuten, bis die Zufahrt zum Haus geräumt ist – und danach bist du mich los. Und meine Mutter auch.«
    »Klingt sehr verführerisch. Aber ich habe nicht die geringste Absicht, die Fahndung auch nur fünf Minuten lang aufzuhalten.«
    »Stanley könnte uns vielleicht sogar behilflich sein. Immerhin ist er der Geschädigte.«
    »Es bleibt dabei: Kommt überhaupt nicht infrage«, sagte Frank und beendete das Gespräch.
    Osborne hatte jedes Wort mithören können. »Das ist mein Wagen«, sagte er, »und ich will nicht nach Steepfall – ich will hinter dem Schneepflug bleiben, damit mir nichts entgeht.«
    »Du kannst doch hinter ihm bleiben! Lass uns einfach in Steepfall aussteigen, und fahre zurück zur Hauptstraße, immer hinter dem Schneepflug her! Sobald Stanley Bescheid weiß, leihe ich mir ein Auto von ihm und komme nach.«
    »Da hast du eben die Rechnung ohne den Wirt gemacht – ohne Frank, wollte ich sagen.«
    »Ich hab noch einen Trumpf im Ärmel.« Erneut wählte sie Franks Nummer.
    »Was ’n noch?«, fragte er ungeduldig.
    »Erinnere dich an Farmer Johnny.«
    »Fahr zur Hölle!«
    »Ich benutze eine Freisprechanlage. Carl Osborne sitzt neben mir, er kann also uns beide hören. Erzähl mir doch bitte noch mal, wohin ich fahren soll.«
    »Nimm den verdammten Hörer in die Hand!«
    Toni nahm den Hörer aus der Ablage und hielt ihn ans Ohr, sodass Osborne Frank nicht mehr hören konnte. »Sei so gut, Frank, und ruf den Fahrer des Schneepflugs an.«
    »Du Hexe! Immer wieder drohst du mir mit Farmer Johnny! Dabei weißt du genau, dass er schuldig

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