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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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konnte. Ihrer Berechnung nach befanden sich jetzt noch zwei Bandenmitglieder im Hauptgebäude – Nigel und Kit, und es war gut möglich, dass zumindest einer der beiden gerade aus dem Fenster sah. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig – sie musste das Risiko auf sich nehmen. So schnell, wie es ihr möglich war, kämpfte sie sich durch den tiefen Schnee zum Gästehaus durch, jeden Augenblick damit rechnend, dass ein Schuss fallen konnte, der ihr Leben beenden würde. Aber sie erreichte ihr Ziel ohne Zwischenfall, huschte um die Ecke und war endlich wieder aus der Gefahrenzone heraus.
    Toni hatte Caroline in der Scheune zurückgelassen. Das Mädchen lief heulend hin und her und suchte ihre in alle Winde zerstreuten Kuschelratten zusammen, während Elton gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen unter dem Billardtisch lag. Toni wollte verhindern, dass er, wenn er wieder zu sich kam, die etwas begriffsstutzige Caroline beschwatzte, ihn loszubinden.
    Toni umrundete das Gästehaus und näherte sich dem Hauptgebäude von der Seite. Die Hintertür stand offen, aber Toni ging nicht sofort hinein, sondern schlich an der Rückwand des Hauses entlang und riskierte einen Blick durchs erste Fenster.
    Es war die Speisekammer. Auf engstem Raum waren dort sechs Personen zusammengepfercht. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt, standen aber aufrecht: Olga und ihr Mann – Hugo hatte offenbar nichts an –, Miranda und ihr Sohn Tom sowie Ned und Stanley Oxenford. Als sie Stanley erblickte, überkam sie ein großes Glücksgefühl, und sie machte sich klar, dass sie die ganze Zeit über unterbewusst gefürchtet hatte, er könne tot sein. Sie hielt den Atem an, als sie sein blutverschmiertes, von Schlägen entstelltes Gesicht sah. Just in diesem Moment erblickte er sie, und seine Augen weiteten sich vor Freude und Überraschung. Mit Erleichterung stellte Toni fest, dass Stanleys Verletzungen nicht allzu schwer zu sein schienen. Als er den Mund öffnete und offenkundig etwas sagen wollte, legte sie rasch einen Finger an die Lippen. Stanley klappte seinen Mund wieder zu und nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Toni huschte zum nächsten Fenster und blickte in die Küche. Dort saßen zwei Männer mit dem Rücken zum Fenster. Einer davon war Kit, bei dessen Anblick Toni unendliches Mitleid mit Stanley empfand. Es musste schrecklich für ihn sein, dass der eigene Sohn imstande war, seiner Familie Derartiges anzutun. Der zweite Mann trug einen pinkfarbenen Pullover und war offenbar derjenige, den Kit Nigel genannt hatte. Beide sahen gerade die Nachrichten in einem kleinen Fernsehgerät. Auf dem Bildschirm war ein Schneepflug zu sehen, der im frühen Morgenlicht eine Schnellstraße räumte.
    Toni kaute nachdenklich auf ihrer Lippe herum. Sie hatte zwar inzwischen eine Pistole, doch selbst damit konnte es schwierig sein, die beiden Männer in Schach zu halten. Aber ihr blieb keine andere Wahl.
    Sie zögerte noch, als Kit aufstand. Schnell duckte sie sich unter den Fenstersims, damit er sie nicht sehen konnte.
     

08.45 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    »Das war’s«, sagte Nigel. »Sie räumen jetzt die Straßen. Wir müssen los.«
    »Diese Toni Gallo macht mir Sorgen«, wandte Kit ein.
    »Was hilft’s? Wenn wir noch länger warten, verpassen wir unseren Kunden.«
    Kit warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Nigel hatte Recht. »Mist«, sagte er.
    »Wir nehmen den Mercedes da draußen. Such die Schlüssel.«
    Kit verließ die Küche und lief die Treppe hinauf. In Olgas Schlafzimmer sah er in den Schubladen der beiden Nachttischchen nach, doch die Schlüssel lagen nicht darin. Er griff sich Hugos Koffer und kippte den gesamten Inhalt auf dem Fußboden aus, doch nichts klingelte oder klapperte. Schwer atmend unterzog er Olgas Koffer der gleichen Behandlung – wiederum vergeblich. Schließlich fiel sein Blick auf Hugos Blazer, der über einer Stuhllehne hing. Die Mercedes-Schlüssel steckten in der rechten Tasche.
    Als er wieder in die Küche kam, stand Nigel am Fenster und sah hinaus.
    »Wieso braucht Elton so lange?«, fragte Kit und merkte selbst, dass seine Stimme schon fast hysterisch klang.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Nigel. »Verlier jetzt bloß nicht die Nerven.«
    »Und Daisy? Wo bleibt die?«
    »Geh raus und lass den Wagen an«, befahl Nigel. »Und wisch den Schnee von den Scheiben!«
    »Okay.«
    Beim Hinausgehen fiel Kits Blick auf den Parfümzerstäuber, der in seiner doppelten Verpackung auf dem

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