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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dramatischen Höhepunkt. John Wayne würde in Kürze seine ersten Opfer erschießen. Kit sah darin eine gute Gelegenheit für einen heimlichen Streifzug.
    Er stand auf, murmelte etwas von der Toilette und verließ den Raum. Vom Flur aus warf er einen Blick in die Küche, wo Olga gerade einen riesigen Truthahn füllte und Miranda Rosenkohl putzte. Sein Blick fiel auf zwei Türen – die eine führte in die Waschküche, die andere ins Esszimmer. Gerade kam Lori mit einer zusammengefalteten Tischdecke aus der Waschküche und trug sie ins Esszimmer.
    Kit verschwand im Arbeitszimmer seines Vaters und schloss die Tür hinter sich.
    Wie er Nigel gegenüber schon angedeutet hatte, war es am wahrscheinlichsten, dass Stanleys Chipkarte in einer seiner Anzugtaschen steckte. Kit hatte damit gerechnet, dass das Jackett entweder am Kleiderhaken hinter der Tür oder über der Rückenlehne des Schreibtischstuhls hängen würde, doch nun erkannte er sehr schnell, dass davon nicht die Rede sein konnte.
    Nachdem er nun schon einmal im Arbeitszimmer war, konnte er sich gleich noch etwas genauer umsehen. Natürlich war es gefährlich – was sollte er sagen, wenn zufällig jemand hereinkam? Das Risiko musste er eingehen. Die Alternative war, dass der große Coup nicht stattfinden würde, dass er die 300 000 Pfund in den Schornstein schreiben und sich auch das Ticket nach Lucca aus dem Kopf schlagen konnte. Vor allem aber würde auch nichts aus der Rückzahlung seiner Spielschulden an Harry Mac werden. Er musste daran denken, was Daisy mit ihm angestellt hatte, und ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    Die Aktentasche seines alten Herrn stand auf dem Boden neben dem Schreibtisch. Kit durchsuchte sie schnell. Sie enthielt einen Ordner mit Verteilungsdiagrammen, die Kit nichts sagten, die aktuelle Ausgabe der Times mit dem noch nicht ganz gelösten Kreuzworträtsel, eine halbe Tafel Schokolade und ein schmales, in Leder gebundenes Notizbuch, in dem sein Vater immer aufzulisten pflegte, was er alles zu tun hatte. Alte Leute haben immer solche Listen, dachte Kit. Warum haben sie nur so eine furchtbare Angst davor, sie könnten etwas vergessen?
    Der Schreibtisch war sorgfältig aufgeräumt. Kit sah weder eine Ausweiskarte noch eine Hülle oder ein anderes Behältnis, in dem eine solche möglicherweise aufbewahrt wurde – lediglich einen kleinen Stapel Akten, einen Becher voller Stifte und ein Buch mit dem Titel Seventh Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses .
    Er öffnete die oberste Schreibtischschublade. Sein Atem ging schneller, und er spürte, dass sich auch sein Herzschlag beschleunigt hatte. Was werden sie tun, wenn sie mich jetzt erwischen, dachte er. Die Polizei rufen? Ach was, du hast nichts zu verlieren, mach weiter … Er riss die nächste Schublade auf, aber seine Hände zitterten.
    Sein Vater benutzte diesen Schreibtisch schon seit dreißig Jahren. Das Sammelsurium an nutzlosen Gegenständen, das sich in dieser Zeit allmählich angehäuft hatte, war erstaunlich: Schlüsselringe mit Souveniranhängern, ausgetrocknete Füllfederhalter, eine altmodische Rechenmaschine, Briefpapier mit längst ungültigen Telefonnummern, Tintenfläschchen, Handbücher für veraltete Software – wie lange war es her, dass irgendjemand PlanPerfect benutzt hatte? Was fehlte, war die gesuchte Ausweiskarte.
    Kit verließ das Arbeitszimmer. Niemand hatte ihn hinein-, niemand hinausgehen sehen.
    Leise stieg er die Treppe hinauf. Sein Vater war ein ordentlicher Mann, der nur selten etwas verlor. Dass er seine Brieftasche an einer ungewöhnlichen Stelle – wie beispielsweise auf dem Stiefelschrank – liegen gelassen hatte, war so gut wie ausgeschlossen. Die einzige Möglichkeit, die noch in Frage kam, war demnach das Schlafzimmer.
    Kit ging hinein und schloss die Tür hinter sich.
    Mamma Marta war inzwischen nicht mehr so allgegenwärtig. Als Kit zum letzten Mal in diesem Zimmer gewesen war, lagen überall noch ihre persönlichen Habseligkeiten herum: ein ledernes Schreibetui, ein silbernes Bürstenset, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, ein Foto von Stanley in einem wertvollen alten Rahmen. Das alles war inzwischen nicht mehr da. Geblieben waren die Vorhänge und die Polster in einem kühnen blauweißen Stoff, der Mutters Sinn fürs Dramatische entsprach.
    Auf beiden Seiten des Bettes stand je eine kleine viktorianische Kommode aus schwerem Mahagoni, die als Nachttisch diente. Sein Vater hatte immer auf der rechten Seite des

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