Eisfieber - Roman
herauszukommen, sich eine Schürze umzubinden und Lasagne zu kochen.
Die Frauen der Familie bereiteten das Festessen für morgen vor, und die Jugendlichen hielten sich in der Scheune auf. Die Männer sahen sich im Fernsehen einen Film an. Der Held, verkörpert von John Wayne, war ein dümmlicher Kraftprotz, der Kit ein wenig an Harry Mac erinnerte. Es fiel ihm schwer, der Handlung zu folgen. Er war zu angespannt.
Er hatte Miranda ausdrücklich gesagt, dass er im Gästehaus schlafen musste. In ihrer Sentimentalität hatte sie ihn beinahe auf Knien angefleht, das Weihnachtsfest im Kreise der Familie zu verbringen, und er hatte sich breitschlagen lassen und ihr den Wunsch erfüllt. Miranda dagegen hatte ihren Teil der Vereinbarung nicht eingehalten. Typisch Frau.
Anders als seine jüngere Tochter war der Alte nicht sentimental, sondern ungefähr so weichherzig wie ein Glasgower Bulle am Samstagabend. Er hatte offensichtlich, von Olga unterstützt, Mirandas Vorschlag abgelehnt. Kit dachte, seine Schwestern müssten eigentlich Goneril und Regan heißen, nach den räuberischen Töchtern von König Lear.
Kit musste heute Abend Steepfall verlassen und morgen früh zurückkehren, ohne dass jemandem seine Abwesenheit auffiel. Hätte er im Gästehaus schlafen können, wäre das viel einfacher gewesen. Er hätte sagen können, er wolle nun zu Bett gehen, hätte die Lichter ausschalten und sich davonstehlen können. Sein Wagen stand bereits in der Garage, die so weit vom Haus entfernt lag, dass man nicht hörte, wenn dort ein Motor angelassen wurde. Morgen würde er dann zu einem Zeitpunkt, wenn alle damit rechneten, dass er noch schlief, zurückkehren, sich ins Gästehaus schleichen und ganz unschuldig ins Bett steigen.
So war es geplant, aber nun erwies sich alles als viel schwieriger. Sein Zimmer lag neben dem von Olga und Hugo im alten Teil des Hauses mit seinen quietschenden Dielenbrettern. Hier musste er warten, bis auch das letzte Familienmitglied sich zurückgezogen hatte. Wenn alles still war, musste er sich aus seinem Zimmer stehlen, sich auf Zehenspitzen die Treppe hinunterschleichen und geräuschlos das Haus verlassen. Und wenn irgendwer aufwachte und auf den Flur trat – Olga zum Beispiel, weil sie auf die Toilette musste –, was sollte er dann sagen? »Ich will eben mal frische Luft schnappen gehen.« Mitten in der Nacht in den Schnee hinaus? Und wie sollte das morgen früh gehen? Es ließ sich kaum vermeiden, dass ihn auf dem Weg zurück ins Zimmer jemand sah; er würde sich darauf hinausreden müssen, dass er einen Morgenspaziergang unternommen habe oder kurz mit dem Auto unterwegs gewesen sei. Und wenn dann später die Polizei kam und Fragen stellte, würde sich dann einer der Anwesenden an den – für Kit absolut ungewöhnlichen – Morgenspaziergang erinnern?
Er versuchte, sich alle Bedenken aus dem Kopf zu schlagen. Es gab ein drängenderes Problem: Er musste seinem Vater die Chipkarte stehlen, die ihm Zugang zum BSL - 4 -Labor verschaffte.
Er hätte sich solche Karten im Dutzend von einem Händler für Sicherheitsbedarf schicken lassen können. Diese spezielle wurde jedoch vom Hersteller mit einem Ortscode versehen, der dafür sorgte, dass sie nur an einer Stelle funktionierte. Der Code auf den Karten vom Händler würde im Kreml nicht passen.
Nigel Buchanan hatte immer wieder nach der Karte gefragt. »Wo bewahrt dein Vater sie denn auf?«
»Normalerweise in seiner Jacketttasche.«
»Und wenn sie da nicht ist?«
»Dann ist sie in seiner Brieftasche oder in seinem Aktenkoffer, nehme ich an.«
»Wie kommst du daran, ohne dass dich jemand dabei beobachtet?«
»Das Haus ist groß. Ich schnapp sie mir, wenn mein Vater im Bad ist oder einen Spaziergang macht.«
»Wird er sie nicht vermissen?«
»Nicht bevor er sie braucht, und das wird frühestens am Freitag der Fall sein. Da habe ich sie längst zurückgelegt.«
»Bist du dir da sicher?«
An dieser Stelle war es Elton zu viel geworden, und er hatte in seinem breiten Londonerisch dazwischengefunkt: »Verdammt noch mal, Nigel, wir erwarten von Kit, dass er uns in ein streng bewachtes Hochsicherheitslabor einschleust. Wie soll das denn klappen, wenn er nicht mal imstande ist, seinem verfluchten Alten so ’n Kärtchen zu klauen!«
Stanleys Karte besaß den richtigen Ortscode, doch auf dem Fingerabdruck-Chip waren Stanleys Daten gespeichert, nicht Kits. Aber auch dazu hatte sich Kit etwas einfallen lassen.
Der Film näherte sich seinem
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