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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Wachen überprüften die Bildschirme auf Bewegung; einen Text, der ihnen nur sagte, was sie ohnehin schon wussten, beachteten sie nicht.
    Hoffentlich irre ich mich da nicht, dachte Kit.
    Don wunderte sich offensichtlich, dass sich der Mann vom Telefonstördienst so sehr für die Bilder der Überwachungskameras interessierte. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er in beinahe drohendem Tonfall.
    Daisy knurrte und bewegte sich unruhig auf ihrem Sessel hin und her, wie ein Hund, der spürt, wenn es zwischen den Zweibeinern zu Spannungen kommt.
    Da klingelte Kits Handy.
    Er ging wieder in den Geräteraum. Die Nachricht auf dem Bildschirm seines Laptops lautete: »Kreml ruft Toni an.« Wahrscheinlich wollte Steve Toni mitteilen, dass die Leute vom Stördienst eingetroffen waren. Kit entschied sich, den Anruf weiterzuleiten: Vielleicht gab er Toni so viel Gewissheit, dass sie es nicht mehr für nötig erachtete, herzukommen. Kit drückte eine Taste und hörte dann über sein Handy mit.
    »Toni Gallo.« Sie saß in ihrem Auto – Kit hörte den Motor laufen.
    »Hier ist Steve im Kreml. Die Stördienstleute von der Hibernian Telecom sind jetzt hier.«
    »Haben sie schon rausgefunden, was los ist?«
    »Sie haben gerade erst angefangen. Ich hoffe, ich habe Sie nicht aufgeweckt.«
    »Nein. Ich bin nicht im Bett, ich bin auf dem Weg zu Ihnen.«
    Kit fluchte. Genau das hatte er befürchtet.
    »Es ist wirklich nicht nötig, dass Sie herkommen«, erklärte Steve.
    Hundert Pro richtig, dachte Kit.
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Toni zurück. »Aber mir ist dann wohler.«
    Kit fragte sich, wann mit ihr zu rechnen war.
    Steve hatte offenbar den gleichen Gedanken. »Wo sind Sie denn jetzt?«
    »Gar nicht weit weg, aber die Straßenverhältnisse sind katastrophal. Ich komme mit maximal zwanzig bis dreißig Stundenkilometer voran.«
    »Sind Sie in Ihrem Porsche unterwegs?«
    »Ja.«
    »Wir sind in Schottland. Sie hätten sich einen Landrover kaufen sollen.«
    »Ich glaub, ein Panzer wär noch besser gewesen!«
    Nun sag schon, dachte Kit, wie lange brauchst du noch?
    Toni beantwortete seine Frage. »Ich brauche mindestens noch eine halbe, vielleicht sogar eine ganze Stunde, bis ich da bin.«
    Die beiden legten auf, und Kit fluchte still in sich hinein. Doch als er genauer darüber nachdachte, verlor Tonis bevorstehender Auftritt einiges von seinem Schrecken. Was soll sie denn auf den Gedanken bringen, dass hier ein Einbruch stattfindet, dachte er. Tagelang wird hier kein Mensch etwas vermissen. Es hat an Weihnachten einen Störfall in der Telefonanlage gegeben, der von einem Reparaturtrupp der Telecom behoben wurde, das ist alles. Erst nach den Feiertagen, wenn die Forscher wieder zur Arbeit erschienen, würde der Einbruch ins BSL - 4 -Labor ruchbar werden.
    Die Hauptgefahr besteht darin, dass Toni mich trotz der Verkleidung erkennt, dachte Kit. Er sah zwar ganz anders aus als sonst, hatte seinen auffallenden Schmuck abgelegt, und es fiel ihm leicht, seine Stimme zu verstellen und mit viel stärkerem schottischen Akzent zu sprechen – aber Toni hatte einen exzellenten Riecher, sodass er keinerlei Risiko eingehen durfte. Ich muss ihr möglichst aus dem Weg gehen und Nigel das Reden überlassen, dachte er. Und eines stand fest: Mit Toni Gallos Anwesenheit erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief ging, mindestens um den Faktor zehn.
    Sie mussten sich beeilen – mehr konnten sie gegen die drohende Gefahr nicht tun.
    Kits nächste Aufgabe bestand darin, Nigel Zugang zum Labor zu verschaffen, ohne dass die Werkschutzleute etwas davon bemerkten. Das Hauptproblem bildeten die Patrouillen. Einmal pro Stunde trat einer der beiden Wachhabenden am Empfangstisch einen Rundgang durchs ganze Gebäude an. Der Gang erfolgte stets auf der gleichen Route und dauerte etwa zwanzig Minuten. Sobald der Posten den Eingang zum BSL - 4 -Labor passiert hatte, bestand eine Stunde lang keine Gefahr mehr.
    Als Kit sich wenige Minuten zuvor mit seinem Laptop ins Überwachungsprogramm eingeklinkt hatte, befand sich Susan gerade auf ihrem Rundgang. Jetzt prüfte er das Bild von der Rezeption und sah Susan bei Steve am Tisch sitzen. Sie hatte ihre Patrouille offenbar beendet. Kit sah auf seine Uhr. Ihm blieb noch eine gute halbe Stunde, bevor sie zum nächsten Rundgang aufbrach.
    Um die Kameras im Hochsicherheitslabor hatte sich Kit bereits gekümmert, nicht jedoch um jene, die den Eingang zum BSL - 4 -Labor überwachte. Er holte sich die Aufzeichnungen vom

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