Eisfieber - Roman
stählernen Kugellagern in einer Lederhülle bestand. Als Daisy den Arm hob, schrie er: »Nein!«
Daisy hieb Susan den Totschläger über den Kopf, und die junge Frau vom Werkschutz brach lautlos zusammen.
»Hör auf!«, brüllte Kit.
Daisy hob den Arm, um ein weiteres Mal zuzuschlagen, doch Nigel trat ihr in den Weg und packte sie am Handgelenk. »Kein Grund, sie umzubringen«, sagte er.
Widerstrebend trat Daisy zurück.
»Du bist ja wahnsinnig, du blöde Kuh!«, schrie Kit sie an. »Wir kriegen einen Mordprozess an den Hals!«
Daisy betrachtete den hellbraunen Handschuh an ihrer Rechten, fand Blut an den Knöcheln und leckte es nachdenklich ab.
Kit starrte die bewusstlose Frau auf dem Boden an. Beim Anblick ihres verkrümmten Körpers wurde ihm fast übel. »Das hätte niemals passieren dürfen«, sagte er nervös. »Was tun wir jetzt mit ihr?«
Daisy rückte ihre blonde Perücke zurecht. »Fesseln und irgendwo verstecken.«
Sein Schock über den plötzlichen Ausbruch von brutaler Gewalt klang allmählich ab, und Kit begann wieder, klar zu denken. »Okay«, sagte er. »Wir bringen sie ins BSL - 4 . Da dürfen die Wachen nicht rein.«
»Zieh du sie rüber«, sagte Nigel zu Daisy. »Ich suche so lange was, womit wir sie fesseln können.« Er öffnete eine Bürotür.
Kits Handy klingelte, doch er achtete nicht darauf. Stattdessen zog er die Chipkarte heraus und öffnete die Labortür, die sich automatisch wieder geschlossen hatte, ein zweites Mal. Daisy schnappte sich einen roten Feuerlöscher und klemmte ihn zwischen Türstock und Tür, um sie offen zu halten. »Das geht nicht, damit löst du Alarm aus«, sagte Kit und entfernte den Feuerlöscher wieder.
Daisy schien es nicht zu glauben. »Der Alarm geht los, wenn man eine Tür offen hält?«
»Ja!«, sagte Kit ungeduldig. »Die haben hier eine Luftschleuse. Ich weiß das, weil ich die Alarmanlage selber eingebaut habe. Und jetzt halt die Klappe und tu, was man dir sagt!«
Daisy legte ihre Arme um Susans Brust und schleifte sie über den Teppich zur Labortür. Nigel hatte in dem Büro ein langes Stromkabel gefunden. Alle betraten sie jetzt das BSL - 4 , und die Tür schloss sich hinter ihnen.
Sie standen in einem kleinen Vorraum, der zu den Umkleideräumen führte. Daisy lehnte Susan an die Wand unterhalb eines Durchreiche-Autoklaven, mit dem man sterilisierte Gegenstände aus dem Labor entfernen konnte, und Nigel fesselte Susan an Händen und Füßen mit dem Stromkabel.
Kits Handy hörte endlich auf zu klingeln, und alle drei verließen den Vorraum. Dazu brauchte man keine Chipkarte: Die Tür öffnete sich, wenn man einen grünen Knopf an der Wand drückte.
Kit suchte verzweifelt nach einem Alternativplan. Alles, was er sich so schön zurechtgelegt hatte, war Makulatur. Die Chance, dass der Diebstahl eine Zeit lang unentdeckt bleiben würde, war dahin. »Sie werden Susan bald vermissen«, sagte er und zwang sich zur Ruhe. »Wenn nicht schon Don und Stu Verdacht schöpfen, weil sie von den Monitoren verschwunden ist, wird spätestens Steve Alarm schlagen, wenn sie nicht von ihrem Rundgang zurückkehrt. Wie auch immer – wir kommen nicht rechtzeitig aus dem Labor raus. Verdammt, alles ist schief gegangen!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Nigel. »Wir kommen schon noch klar, solange du nicht in Panik gerätst. Wir müssen bloß die anderen Wachen genauso ausschalten wie sie hier.«
Wieder klingelte Kits Handy. Ohne seinen Computer konnte er nicht feststellen, wer der Anrufer war. »Das ist wahrscheinlich Toni Gallo«, erklärte er. »Was machen wir, wenn sie hier aufkreuzt? Wir können doch nicht so tun, als wäre alles in schönster Ordnung, wenn der ganze Werkschutz gefesselt ist!«
»Lass sie erst mal kommen. Dann kümmern wir uns schon um sie.«
Kits Handy klingelte immer noch.
00.30 Uhr
Toni kam nur noch mit höchstens zwanzig Stundenkilometern voran. Weit übers Steuerrad gebeugt, starrte sie mit zusammengekniffenen Augen in das dichte Schneegestöber jenseits der Windschutzscheibe und versuchte, die Straße zu erkennen. Ihre Scheinwerfer erleuchteten eine Wolke aus großen, weichen Schneeflocken, die das ganze Universum auszufüllen schien. So lange starrte Toni schon in den Schnee, dass ihre Lider brannten, als hätte sie Seife in die Augen bekommen.
Ihr Handy wurde zum Autotelefon, wenn sie es in eine Halterung am Armaturenbrett steckte. Sie hatte den Kreml angewählt und hörte nun, wie es dort endlos
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