Eisige Naehe
Frauen von der Ladefläche, eine von ihnen stolperte und konnte im letzten Moment von einer anderen aufgefangen werden.
»Hier ist Geld«, sagte Schmidt und hielt den Umschlag hoch, den er kurz zuvor Robert gegeben und jetzt wieder an sich genommen hatte. »Wer von euch spricht am besten Deutsch?«
»Ich«, sagte Carla, die wie ihre Leidensgenossinnen Highheels, einen Minirock und eine dünne Jacke trug. Langsam trat sie einen Schritt vor.
»Okay, in diesem Umschlag ist eine Menge Geld. Ihr nehmt es und verschwindet so schnell wie möglich aus Deutschland. Fahrt zurück in die Heimat, morgen früh legt ein Frachter, die >Eternidad<, Richtung Sankt Petersburg ab, der Kapitän weiß Bescheid. Auf diesem Zettel hier steht alles drauf, wo das Schiff liegt und so weiter und so fort. Nehmt euch ein Taxi zum Hafen, der Taxifahrer wird wissen, wo der Frachter liegt. Gebt dem Kapitän viertausend Euro, der Rest ist für euch. Lasst euch nie wieder überreden, nach Deutschland oder in ein anderes westliches Land zu kommen, wenn ihr nicht genau wisst, wo ihr landet. Hast du mich verstanden? Habt ihr mich verstanden?«
Carla nickte mit Tränen in den Augen. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie nun doch nicht in einem Bordell Tag und Nacht geilen Freiern zur Verfügung stehen musste, wo sie jeden Wunsch, auch den perversesten, zu erfüllen gehabt hätte, da sie sonst brutal geschlagen worden wäre. Seit sie ihre Heimatstadt in der Ukraine verlassen hatte, hatte sie in einem Alptraum zu leben geglaubt.
Sie war vergewaltigt worden, bis sie meinte, ohnmächtig zu werden, weil wahnsinnige Schmerzen ihren Körper durchfluteten. Alles in ihr hatte gebrannt, Blut war aus ihrer Vagina und dem Anus geflossen, so dass sie die ersten drei Tage nur noch hatte sterben wollen. Doch Robert und seine Aufpasser hatten dies nicht zugelassen, ein Arzt hatte die Wunden versorgt, ein paar Scheine in die Hand gedrückt bekommen und war, nachdem er sich auch um die anderen Mädchen und Frauen gekümmert hatte, wieder verschwunden. Sie hatte kaum zu essen und zu trinken bekommen, dafür Unmengen Kokain, das zu nehmen man sie gezwungen hatte. Bis vor wenigen Minuten war die Neunzehnjährige noch der festen Überzeugung gewesen, nur noch ein paar Jahre leben zu dürfen, wobei es kein Leben gewesen wäre, sondern nur ein immer wiederkehrender Tagesablauf ohne jede Freiheit. Die anderen drei jungen Frauen hielten sich fest an den Händen und nickten ebenfalls, auch wenn sie nicht alles von dem verstanden, was er sagte. Noch schienen sie nicht begriffen zu haben, dass der Alptraum vorbei war, obwohl sie in den vergangenen acht Tagen die Hölle auf Erden erlebt hatten.
»Dann erklär das auch deinen Freundinnen. Ihr seid mit dem Leben davongekommen, vergesst das nie. Das Geld teilt ihr durch vier, das sind immerhin zwanzigtausend für jede von euch.«
»Danke ... Danke, danke, danke, Herr ...«
»Du brauchst mir nicht zu danken, tu einfach nur das,
was ich dir gesagt habe. Viel Glück für euch. Und jetzt ab!«
Und an Robert gewandt: »Du steigst in meinen Wagen, und dann fahren wir zu dir, ich habe einiges mit dir - zu besprechen.«
»Ach ja? Du weißt doch gar nicht, wo ich wohne.« »Du hast ein großes Problem, Robert: Ich weiß alles über dich, während du nicht das Geringste über mich weißt, dabei sind wir uns schon einige Male begegnet. Dein Pech.« Auch wenn es dunkel war, spiegelte sich zum ersten Mal so etwas wie Angst in Roberts Gesicht wider. »Wer bist du?«
»Das erfährst du in wenigen Minuten. Steig ein und versuch keine Mätzchen, ich muss nur noch sauber machen.«
Schmidt half Robert auf den Rücksitz, legte ihm Fußfesseln an und schloss die Tür. Anschließend hievte er die beiden toten Männer in den Lkw, machte alle Türen zu und schloss auch Roberts Mercedes ab.
»So, dann fahren wir mal zu dir, ich möchte ungestört mit dir reden, das wirst du sicher verstehen.«
»Können wir das nicht freundschaftlich unter Männern besprechen?«, fragte Robert vom Rücksitz aus.
»Wir und Freunde? Ich brauche keine Freunde. Und jetzt halt die Klappe.«
»Warum hast du meine Leute umgelegt?« »Weil sie wie Portugiesische Galeeren waren, das sind Quallen, hirnlos, aber extrem gefährlich. Du sagst deinen Quallen, sie sollen jemanden kaltmachen, und sie tun's. Ihnen ist es vollkommen gleichgültig, wen sie umbringen, Kinder, Jugendliche, Frauen, Hauptsache ist, dass sie dir zu Diensten sein dürfen und entsprechend gut
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