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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zurück, plötzlich wirkte er besorgt. »Was ist?«, fragte Henning.
    »Möglich, dass die was bemerkt haben. Ich hoffe nur, ich war schnell genug. Scheiß drauf, immer positiv denken, die haben nichts bemerkt, die Dumpfbacken.« »Gut, wir brauchten nämlich noch einen Namen.« »Noch einen? Gebt mir ein paar Minuten, dann probier ich's noch mal, diesmal aber auf einem anderen Weg.« Mit einem Mal zog ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. »Oh ja, Jungs, ich weiß auch schon, wie ich diesmal an euch vorbeikomme. Ihr werdet denken, jemand aus eurem eigenen Haus würde sich einloggen. Das habe ich schon mal gemacht, und keiner hat's gemerkt.« »Wo?«
    »War privat, nur ein kleines Spielchen. Wie heißt es doch so schön, Probieren geht über Studieren.«
    Nach weiteren fünf Minuten sagte er: »Was wollt ihr jetzt?«
    »Jetzt such nach einem Karl Albertz mit tz.« »Auf die andere Seite«, sagte Noll und streckte den Finger aus.
    »Ja, ja, schon gut.«
    Diesmal dauerte es einen Tick länger, bis Noll enttäuscht sagte: »Freunde, ich muss euch enttäuschen, einen Karl Albertz spuckt der Rechner nicht aus. Entweder ...« »Entweder hat er uns einen falschen Namen genannt, oder er arbeitet nicht für den Verfassungsschutz.« »Nicht so voreilig, es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Noll und fasste sich an den Mund. »Beim VS und auch beim BND gibt es Mitarbeiter, die nicht in den Personalakten geführt werden, zumindest nicht in den offiziellen. Die werden zwar vom Staat bezahlt, tauchen aber nicht in den Akten auf. Man hat ihm vermutlich eine Nummer zugewiesen, über die er identifiziert werden kann. Das macht man nur mit Leuten, die ganz oben in der Hierarchie stehen, oder solchen, die häufig Geheimaufträge ausführen und dabei ständig ihren Namen wechseln.«
    »Aber die ganz oben kennt man doch«, warf Santos ein. »Sicher, doch es gibt noch Schattenmänner und -frauen, die genauso mächtig sind, aber eben nicht auf der offiziellen Liste erscheinen. Ziemlich kompliziert, aber effektiv. So kann vieles vertuscht werden, und die offiziell geführten Personen waschen ihre Hände in Unschuld. Insofern ist es gar nicht mehr so kompliziert, wenn man das System einmal verstanden hat.«
    »Woher weißt du so viel darüber?«, fragte Henning misstrauisch, dem Noll fast unheimlich war. »Mann, keine Bange, ich bin keiner von denen, und wenn ich etwas weiß, was ihr nicht wisst, heißt das noch lange nicht, dass ich für zwei Seiten tätig bin. Wie lange kennen wir uns jetzt schon, und wie oft habe ich meinen Arsch für euch riskiert? Okay, okay, eigentlich nur ein Mal, vor zwei Jahren oder so, aber warum sollte ich ein falsches Spiel mit euch treiben?«
    »Schon gut, du hast ja selbst mitgekriegt, was hier abläuft, da ist Misstrauen vorprogrammiert. Danke für deine Hilfe.«
    »Ihr schuldet mir was. Solltet ihr weitere Wünsche haben - ist im Preis inbegriffen.«
    Santos holte einen Fünfzigeuroschein aus der Tasche und legte ihn vor Noll auf den Tisch.
    »Reicht das?«
    »Locker, ich bin doch genügsam«, sagte er grinsend. »Was für ein geiles Gefühl, bestechlich zu sein.« »Mach uns jetzt kein schlechtes Gewissen ...« »Leute, da kommt eben eine Mail an. Für euch. Ich druck sie aus. Dann verschwindet, ich habe noch andere Sachen zu erledigen.«
    Die Mail von Julia Durant umfasste nur wenige Zeilen.
     
    Liebe Frau Santos,
    nach unserem Telefonat hier die von Ihnen gewünschten Daten. Manfred Schumann, geboren am 24.01.1935, von unbekannt erschossen am 17.10.1984. Bei ihm befand sich ein ca. dreizehn- bis vierzehnjähriges Mädchen, das ebenfalls erschossen aufgefunden wurde. Sollten Sie weitere Informationen wünschen, so setzen Sie sich bitte direkt mit mir in Verbindung, am besten heute noch.
    Mit kollegialen Grüßen Julia Durant
     
    Santos sah Henning ratlos an, die Zeilen waren vollkommen nutzlos, sie enthielten nur Informationen, die sie bis auf die exakten Daten bereits kannten. »Was ist das denn? Spinnt die?«
    Henning schüttelte den Kopf. »Sie spinnt nicht. Sie will, dass du sie umgehend anrufst. Steht doch klar und deutlich da. Mach schon, die Frau wird schon ihren Grund haben.«
    »Wenn du meinst.«
    Sie wählte die Nummer von Julia Durant, die bereits nach dem ersten Läuten abhob.
    »Durant.«
    »Santos. Ich sollte mich bei Ihnen melden.« »Sie rufen von der sicheren Leitung aus an?« »Ja.«
    »Gut. Bestimmte Informationen wollte ich nicht per Mail schicken, es könnte immerhin

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