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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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es?«
    »Sarah, meine Liebe, selbst wenn ich es dir erklären könnte, du würdest es niemals verstehen. Ich diene meinem Land, und das ist die Wahrheit. Wir sind dazu da, Geschäfte reibungslos über die Bühne zu bringen.« Sarah Schumann lachte bitter auf. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass es bei euch allein um Geschäfte geht ...«
    »Lass mich gefälligst ausreden. Es geht ums Geschäft, nur ums Geschäft und sonst nichts. Es geht um Milliarden und Abermilliarden, Summen, von denen selbst du dir keine Vorstellung machen kannst. Du hast keine Ahnung, welche Geschäfte in diesem Land abgewickelt werden, und das alles unter dem Schutzmantel der Politik. Wir sind das Bindeglied zwischen Politik und Wirtschaft, denn wir machen den Weg frei, wie es in dem Slogan einer Bank so schön heißt. Übrigens, ich habe es mir überlegt, ich werde dich am Leben lassen. Solltest du deinen Lover, unseren Killer, zufällig treffen oder mit ihm telefonieren, dann richte ihm aus, dass ich ihn unbedingt sprechen möchte. Er hat nichts zu befürchten, wenn er sich ausschließlich an mich hält. Hast du das verstanden?«
    »Ich bin ja nicht taub. Aber ich werde ihn in nächster Zeit weder treffen noch mit ihm telefonieren, das hatten wir so ausgemacht. Er ist nicht in Kiel, und falls doch, so hat er mir das verschwiegen. Das ist die Wahrheit«, sagte sie und hoffte, dass Albertz ihr diesmal die Lüge abkaufen würde, denn mit seiner Zusicherung, sie am Leben zu lassen, war ihre Selbstsicherheit zurückgekehrt. Albertz erhob sich, ging auf Sarah Schumann zu, packte sie blitzschnell mit kräftigem Griff am Handgelenk und riss sie hoch, worauf sie aufschrie. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, Zigaretten- und Whiskeyatem schlug ihr entgegen. Mit der anderen Hand fasste er ihr an die linke Brust und drückte zu, so dass ihr das Wasser in die Augen schoss.
    »Hör mir gut zu, meine liebe Sarah. Solltest du mich angelogen haben, hast du damit dein Todesurteil unterschrieben. Kapiert?«
    Als sie nur nickte und nichts sagte, quetschte er ihr die Brust noch fester zusammen und drückte mit geübtem Griff auf das Handgelenk, dass sie glaubte, es würde gleich brechen. »Ob du das kapiert hast, will ich wissen! Hast du?«
    »Ja«, stieß sie mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. »Gut. Wir werden jetzt nach oben gehen und das tun, was ich schon ewig nicht mehr mit dir getan habe. Wir besiegeln damit deine Unterschrift, wie wir es früher schon getan haben. Ein kleiner Fick zur Mittagsstunde ist doch was Wunderbares, oder?«
    Sarah Schumann schloss die Augen, sie ekelte sich allein bei dem Gedanken, von Albertz angefasst zu werden, aber sie hatte keine Wahl, wollte sie am Leben bleiben.
    »Ich habe dich etwas gefragt. Du riechst gut, weißt du das? Nein, >riechen< ist das falsche Wort, du duftest wie eine Blume des Orients. Ich habe eine heiße Frau zu Hause, sie ist Ende zwanzig und feurig wie ein Vulkan, ihr kann es nie zu hart sein, sie will immer mehr und mehr und mehr, eine Brasilianerin mit richtig viel Pfeffer im Arsch. Du bist der Gegenpol zu ihr, unterkühlt, fast frigide, aber ich liebe dieses Gegensätzliche. Auf geht's, einen Stock höher.«
    »Warum mit mir? Lass mich doch einfach in Ruhe«, stöhnte sie. »Oder gibt dir deine rassige Brasilianerin doch nicht genug? Bist du ihr vielleicht zu alt?« »Diese Schläge unter die Gürtellinie bin ich von dir gar nicht gewohnt. Das ist ja eine ganz andere Sarah als die, die ich bisher kannte. Trotzdem, dieser Zynismus steht dir nicht. Und um deine Frage nach dem Warum zu beantworten: Weil ich den Kurs bestimme und nicht du. Wenn du einwilligst, bist du mich in spätestens einer Stunde los und siehst mich vorläufig nicht wieder. Also, was ist, gehst du freiwillig mit nach oben, oder muss ich noch gröber werden?«
    »Spar es dir, ich komme mit.«
    »Na also, geht doch. Wie gefällt dir übrigens die Pistole, die ich dir zu Weihnachten geschenkt habe? Sie liegt gut in der Hand, oder?«
    »Ich habe sie noch nicht ausprobiert, ich hasse Waffen.« »Oho, was für hehre Grundsätze - aber den eigenen Mann umbringen lassen ... Dazu noch ein Mädchen, das gerade in die Pubertät gekommen war. Tz, tz, tz, du solltest dir überlegen, was du sagst. Du hasst keine Waffen, du hasst es nur, die Arbeit selbst zu erledigen. Das ist übrigens eine Gemeinsamkeit von uns. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass wir so etwas wie Seelenverwandte sind - mit tiefen Abgründen

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