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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wie ich ihn noch nie erlebt habe. Er hatte mir etwas mitzuteilen und fragte mich, ob ich es unter Umständen verifizieren könne.« Jürgens hielt inne, drehte das Glas zwischen den Fingern und sah von Henning zu Santos, bevor er fortfuhr: »Staatsanwältin Rossbauer war noch da, ich konnte nicht reden. Aber ein paar Minuten später war ich mit der Obduktion fertig, Rossbauer verschwand nach Hause, dann rief ich Tönnies zurück. Er sagte mir, dass sowohl am Tatort als auch an den Leichen Fremd-DNA gefunden wurde. Fragen dazu?«
    Er sah gespannt in die Gesichter von Henning und Santos, doch beide schüttelten den Kopf. »Okay, dann erklär ich's euch. Diese DNA ist in unserer Datenbank gespeichert. Das ist nichts Ungewöhnliches, unsere Datenbank wird schließlich immer umfangreicher. Aber in diesem Fall ist es schon seltsam. Jetzt dürft ihr dreimal raten, wessen DNA es ist.« »Wessen?«, fragte Henning mit zusammengekniffenen Augen. »Kennen wir ihn?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen, es sei denn ...« Jürgens schürzte die Lippen und lächelte für wenige Sekunden, bis er wieder ernst wurde.
    »Es sei denn was? Jetzt spann uns nicht auf die Folter«, wurde er von Santos angeherrscht.
    »Lisa, da geht wohl dein spanisches Temperament mit dir durch ... Also gut, die DNA gehört zu einer unbekannten weiblichen Person, der ihr mit Sicherheit noch nicht begegnet seid. Oder vielleicht doch, ohne dass ihr es wisst. Nichts ist unmöglich.«
    »Moment«, sagte Santos mit ungläubigem Blick, die noch vor Henning begriff, was Jürgens eben angedeutet hatte, »heißt das, die DNA stammt von ... Nee, oder?« Henning warf ein: »Wie sagte der Innenminister vorgestern im Fernsehen? Der Fall ist gelöst, es handelt sich um kontaminierte Wattestäbchen, die aber mittlerweile alle aus dem Verkehr gezogen und durch für die Spurensicherung zertifizierte ersetzt wurden. Jetzt frage ich mich, wie soll dann diese DNA an den Tatort kommen?« »Das hat sich Tönnies auch gefragt. Ich frage mich das, ihr fragt euch das, wir alle fragen uns das ... Wie es aussieht, befinden wir uns mitten in einem teuflischen Spiel, und ich habe keinen Schimmer, ob wir nicht auch nur ein paar Figuren darin sind ...« Jürgens hielt inne, ohne den Satz zu beenden, doch sein Gesicht sprach Bände.
    Santos kippte ihren Whiskey hinunter und orderte gleich noch eine Runde. »Die geht auf mich. Tönnies hatte also recht, als er vorhin sagte, dass er die offizielle Version nicht glaubt. Ich habe keine Ahnung, was hier gespielt wird, aber ich weiß, dass wir alle ganz gewaltig verarscht werden. Was immer hier vertuscht wird oder werden soll, es muss so heiß sein, dass man die Öffentlichkeit belügt, um sie in Sicherheit zu wiegen. Eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    »Ich schon. Seit ungefähr drei Jahren geistern die Meldungen über die Phantomfrau durch die Medien, seit etwa zehn Jahren soll sie ihre Spuren schon hinterlassen haben. Natürlich ist man auf politischer Ebene daran interessiert, dass irgendwann Ruhe einkehrt. Also erfindet man eine Geschichte, die so absurd ist, dass sie schon wieder wahr sein könnte. Das sind die Spiele, die die mit uns spielen. Wir sind tatsächlich nur Figuren. Und wisst ihr was? Wir können nicht mal innerhalb unserer Dienststellen darüber reden, geschweige denn mit einem Staatsanwalt oder gar dem Innenminister, selbst wenn wir mit hieb- und stichfesten Beweisen antanzen würden. Ich hätte Angst um meinen Job, wenn ich an eurer Stelle wäre, denn ich werde definitiv meine Klappe halten, und genau das empfehle ich euch auch. Ist nur ein gutgemeinter Rat. Ich hätte vielleicht sogar Angst um mein Leben, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen würde. Deshalb erwarte ich von euch absolute Diskretion.«
    »Das ist ein echter Hammer.« Henning trank auch sein zweites Glas leer, während die nächste Runde bereits serviert wurde. »Wie hast du denn die DNA bei Bruhns und der Steinbauer festgestellt? Tönnies und du, seid ihr neuerdings das deutsche CSI? Ich dachte, solche Schnellschüsse gibt's nur in der Glotze.«
    »In der Regel schon. Aber heute waren es ein klein wenig logisches Denken und eine Riesenportion Glück. Die ziemlich eindeutige Position, in der die beiden aufgefunden wurden, hat mich dazu veranlasst, Abstriche von seinem Schniedel und ihren Lippen, den oberen wohlgemerkt, zu machen«, fügte er mit einem schwachen Grinsen hinzu. »Es waren nur winzige Spuren, aber ganz offensichtlich so gelegt, dass

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