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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sie vom Täter stammen könnten, aber nicht unbedingt müssen. Wir haben einen Täter und möglicherweise die DNA von einer ganz anderen Person, die vielleicht nicht einmal weiß, dass ihr genetischer Fingerabdruck für verbrecherische Zwecke benutzt wird. Die Staatsanwältin hat von alldem zum Glück nichts mitbekommen, Claudia wird es nachher von mir erfahren, aber ihr seid die Ersten und neben Claudia auch die Einzigen, mit denen ich darüber rede ... Es ist euer Fall, und ich dachte mir, ihr habt das Recht auf Erstinformation. Was ihr damit anfangt, überlasse ich euch, nur würde ich an eurer Stelle sehr genau darauf achten, wem ihr es erzählt. Tönnies wird die Info für sich behalten, er hat mir eindeutig zu verstehen gegeben, der Fall der unbekannten weiblichen Person, kurz UWP, ist offiziell abgeschlossen, und damit hat sich für ihn die Sache erledigt, außerdem will er seinen Job behalten. Bei mir verhält es sich genauso, ich will bis zu meiner Pensionierung in fünfzehn Jahren in der Rechtsmedizin arbeiten. Ich gehe schon jetzt ein hohes Risiko ein, dass ich mit euch überhaupt darüber rede.« »Aber warum dann diese Lüge? Das kapier ich nicht.« »Keine Ahnung. Sprecht mit Tönnies, vielleicht hat er eine Erklärung, auch wenn ich's mir nicht vorstellen kann. Eins jedenfalls ist sicher - das Phantom existiert, es ist eine Frau, und sie mordet seit etwa zehn Jahren, das erste Mal wurde es Mitte oder Ende des Jahres 1999 bei uns bekannt. Das ist eine lange Zeit. Oder es handelt sich um einen Mann, der die DNA einer Frau an diversen Tatorten verteilt. Oder es handelt sich um ein Pärchen mit Aufgabenteilung. Sucht euch irgendwas raus. Oder, was natürlich auch im Bereich des Möglichen liegt, jemand von uns hat sich am Tatort heute Nachmittag einen üblen Scherz erlaubt und kontaminierte Wattestäbchen aus einer alten Charge benutzt. Ausschließen will ich auch das nicht.«
    »Eine Auftragsmörderin?«, fragte Santos, ohne auf Jürgens' letzte Hypothese einzugehen. »Möglich. Vielleicht aber auch nur jemand, der Lust am Töten hat. Ich wünschte, ich hätte eine bessere Nachricht für euch.«
    »Oder ein Auftragsmörder. Ich muss das erst mal in meinem Kopf sortieren und nachher aufschreiben. Okay«, fuhr Santos fort, »danke für die Info, ich weiß das zu schätzen. Sören und ich werden morgen mit Volker darüber reden, aber nur mit ihm. Auch mit Tönnies, wenn es dir recht ist.«
    »Macht, was ihr wollt, solange ihr nicht weiter nach oben geht. Falls doch, mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. Allerdings füttere ich euch weiterhin gerne mit Informationen, sofern ich welche habe. Aber bitte haltet meinen Namen da raus. Am besten auch den von Tönnies. Er hat, wie er mir versicherte, mit keinem seiner Mitarbeiter über die Sache gesprochen. Wir wären wahrscheinlich auch nie über die DNA gestolpert, hättet ihr vorhin nicht bei Bruhns davon angefangen. Tönnies, der Himmelhund, ist mit ein paar Proben ins Labor gefahren und hat einen DNA-Schnelltest durchgeführt. Weiß der Geier, was ihn geritten hat, das zu machen, vielleicht war es reine Intuition. Keine Ahnung. Ich war jedenfalls nie auf die Idee gekommen.«
    »Hast du auch einen Tipp, wie wir am besten vorgehen können?«, fragte Santos. Sie nahm ihr Glas und kippte auch dieses in einem Zug hinunter. Sie hob die Hand und winkte die Bedienung herbei.
    »Wie die Igel bei der Paarung - gaaaanz vorsichtig. Als ich vorgestern die Nachrichten gesehen habe, habe ich mich schon gewundert, dass der Innenminister persönlich vor die Kameras getreten ist.«
    »Siehst du«, sagte Santos vorwurfsvoll zu Henning, »waren das nicht meine Worte, als ich diesen Schwachsinn gesehen habe? Und du hast mich ausgelacht und gemeint, ich würde an Verschwörungstheorien glauben.« »Spar dir deine Vorwürfe, bringt jetzt eh nichts mehr.« »Euch jetzt darüber zu streiten ist so unnötig wie nur was. Es ist eine verfahrene Situation, ich weiß, aber wenn ihr jetzt nicht ruhig und analytisch an die Sache rangeht, verliert ihr.«
    »Scherzkeks«, stieß Henning hervor und nahm die Arme vom Tisch, als die vierte Runde serviert wurde. »Und wenn ich mir noch einen Whiskey hinter die Binde kippe, liege ich unterm Tisch.«
    »Tust du nicht, dazu ist dein Adrenalinspiegel viel zu hoch. Da ich nicht in die Ermittlungen involviert bin, kann ich euch nur raten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber es ist aus meiner Sicht das

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