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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Weidrichs Kiefer mahlten aufeinander, sein Blick ging ins Leere, und doch loderte in seinen Augen ein gefährliches Feuer. Er hielt die Flasche fest umklammert und wirkte mit einem Mal nüchtern, als er antwortete, wobei der Griff um die Flasche noch kräftiger wurde: »Scheiße, Mann, is gar nicht so einfach. Ah, scheiß drauf, der Alte ist tot und kann mir gar nichts mehr. Bruhns war 'ne gottverdammte Drecksau, wie ich noch nie eine erlebt habe. Ihr könnt mir glauben, ich habe mich echt nicht geärgert, wenn der mit den Weibern rumgemacht hat...« Er hielt erneut inne, Santos sagte: »Was macht Sie dann so zornig? Sie sind doch zornig, oder?« »Zornig ist gar kein Ausdruck.« Er beugte sich vor, steckte sich eine weitere Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch durch die Nase wieder aus. Er atmete ein paarmal hastig, alles in ihm schien bis zum Äußersten angespannt, schließlich trank er doch noch einen Schluck Wodka, bevor er weitersprach. »Die Drecksau hat's nicht nur mit Frauen getrieben, der hat auch Kinder genommen. Kinder, die noch gar nicht wissen, was mit ihnen passiert, wenn ihnen ein Schwanz reingeschoben wird. Ey, was ist das für'n Arschloch, das Kinder vögelt? Ich schwör's bei allem, was mir heilig ist, das ist zwar nicht viel, aber ein paar Grundsätze habe ich doch; der Kerl hat Kinder gefickt, kleine Mädchen, und ich habe keinen blassen Schimmer, wie er an die rangekommen ist. Einen Plattenvertrag hat der denen ganz sicher nicht versprochen, eine Zehn-, Elf- oder Zwölfjährige kannste in Deutschland nicht vermarkten ...« »Woher wissen Sie das mit den Kindern?«, fragte Santos, deren Herz immer schneller schlug. »Ich hab's ein paarmal mitgekriegt, wie die Mädels ins Studio kamen. Am Anfang hab ich das gar nicht richtig gecheckt, bis ich ihn einmal in flagranti erwischt hab. Das war der absolute Oberhammer, die Kleine war höchstens zwölf oder dreizehn. Ich hab ihn danach drauf angesprochen, ich hab ihm gesagt, hey, Alter, das kannste nicht machen, aber er hat gemeint, er könne alles, und ich solle mich bloß nicht einmischen, sonst würde ich ganz schnell auf der Straße sitzen, und keine Sau würde mich mehr nehmen, dafür würde er sorgen. Wen er fickt, wäre allein seine Sache.«
    »Wieso sind Sie nicht zur Polizei gegangen?« »Ph, Bullen! Ich bin doch nicht bescheuert! Was für Beweise hätte ich denn gehabt? Ich hatte doch keine Fotos oder sonst irgendwas in der Hand! Der war viel zu clever, und außerdem hatte er Beziehungen ohne Ende.« »Weswegen wurden Sie entlassen?«, fragte Santos. »Weil Sie ihn in flagranti erwischt haben?« »Nee, das war vor drei oder vier Jahren. Ich habe mein Maul gehalten, und ich dachte ja auch, dass es vorbei wäre, als er seine Victoria kennengelernt hat, aber nach der Hochzeit hat er dann so weitergemacht wie zuvor. Auch mit Kindern ...« »Wie alt?«
    »So klein waren die auch nicht, aber zum Vögeln auf jeden Fall zu jung.« »Wie alt?«
    »Habe ich doch schon gesagt, elf, zwölf, dreizehn, so um den Dreh. Hey, das ist doch krank! Der Kinderschänder konnte doch jedes Weib auf diesem Planeten haben, warum also Kinder? Ich hab's bis heute nicht kapiert. Ja, und dann ist mir letztes Jahr mal der Kragen geplatzt, als ich ins Studio kam und er wieder mal mit so 'ner Kleinen rumgemacht hat. Die hat keinen Spaß gehabt, das kann ich Ihnen sagen. Die war total verheult, und ich habe gesehen, dass sie Schmerzen hatte. Ich hätt Bruhns am liebsten die Fresse poliert und die Kleine in Sicherheit gebracht.«
    Als Weidrich nicht weitersprach, sagte Henning: »Was ist dann passiert?«
    »Ich bin dagestanden wie angewurzelt. Er hat mich natürlich bemerkt und das Mädchen angeblafft, dass sie sich anziehen und in die Ecke setzen soll, dann ist er zu mir gekommen und hat mich gefragt, was ich im Studio verloren hätte, heute wäre doch gar kein Aufnahmetermin. Das Blöde war, ich hatte am Vortag was vergessen, 'ne Aufnahme, die ich zu Hause noch mal anhören wollte, um Fehler am nächsten Tag zu korrigieren. Ich habe ihm das klarzumachen versucht, aber das hat ihn nicht interessiert. Dann habe ich ihm deutlich gesagt, dass ich mir seine Sauereien nicht länger mit angucke und beim nächsten Mal die Bullen hole.« Er drückte seine Zigarette aus, zündete eine neue an und fuhr fort: »Er hat nur gelacht, mir die Faust ans Gesicht gehalten und gesagt, dass ich gefeuert bin. Ich solle bloß nicht wagen, mein Maul aufzumachen, erstens würde mir sowieso

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