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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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Spekulationen grassierten.
    »Es muss ein Fremder sein. Ich meine, wer von hier würde denn so etwas tun?«, wollte einer der Mechaniker, die nicht weit von Cassie entfernt standen, von seinem Kollegen wissen.
    »Ich kenne viele, die Ivy ermordet haben könnten«, schnaubte der zweite Mann. Dann fügte er ernster hinzu: »Aber nicht die anderen beiden, nicht Miss Kirkwood oder Becky.«
    »Du glaubst, das war derselbe Kerl?«
    »Tja, muss doch wohl. Ich hab gehört, der Sheriff hat bei allen Blumen in der Hand gefunden. Ist das nun krank, oder was?«
    »Blumen? Ich hörte, es wären Kerzen.«
    »Kerzen? Also, was für einen Sinn soll das denn ergeben? Ehrlich, Tim, du glaubst auch alles, was man dir sagt …«
    Das Gespräch verklang, als die beiden zur Rückseite gingen, und da Cassies Auto vorgefahren wurde, verließ sie die Werkstatt und fuhr zum Supermarkt. Sie hatte beschlossen, ein paar Dinge zu erledigen, wo sie schon in der Stadt war. Und, ganz ehrlich gesagt, wollte sie auch ein Gefühl für die Stimmung der Einwohner bekommen.
    Die Kassiererin im Supermarkt neigte, im Gegenteil zu den Mechanikern, nicht dazu, sich von dem Thema faszinieren zu lassen. Als die Kundin vor Cassie fragte, was sie von den Morden hielt, sah das junge Mädchen aus, als würde es gleich in Tränen ausbrechen.
    »Oh, Mrs Holland, es ist so schrecklich! Becky ist mit meiner Schwester zur Schule gegangen, und Miss Kirkwood war eine so nette Dame. Und ich hörte … ich hörte, dass ihnen schreckliche Dinge angetan wurden, einfach schrecklich! Ich hab solche Angst, alle Mädchen haben solche Angst!«
    Die Kundin murmelte ein paar beruhigende Worte, aber es war deutlich, dass sie ihrem eigenen Optimismus nicht besonders traute. Cassie bemerkte, wie sie sich vorsichtig umschaute, als sie ihren Einkaufswagen aus dem Laden schob.
    Cassie hatte ein paar leicht verderbliche Lebensmittel gekauft, aber es war ein frostiger Tag, darum machte sie sich keine Sorgen, als sie ihr Auto in der Innenstadt parkte, abschloss und zu einem Spaziergang aufbrach. Sie bummelte an den Schaufenstern entlang und hörte den Gesprächen der Passanten zu, bis sie sich schließlich in einer Nische im Drugstore niederließ.
    Der junge Mann an der Theke, der laut dem aufgestickten Namen an seiner Hemdtasche Mike hieß, war offensichtlich aufgeregt über die Tatsache, dass er von den Deputys befragt worden war. Er teilte ihr das Erlebnis eifrig mit, während er den bestellten Kaffee einschenkte.
    »Weil Becky hier gearbeitet hat«, erklärte er. »Und sie wollten wissen, ob wir bemerkt hätten, dass jemand ihr folgte oder sie beobachtete, oder ob sie uns davon erzählt hätte.«
    »Und hatte sie das?«, fragte Cassie, eher deswegen, weil er so spürbar darüber reden wollte, im Gegensatz zu ihr.
    »Nicht ein Wort, zu keinem von uns.« Mike polierte emsig die Theke vor Cassie. »Wobei ich nie viel mit ihr zu tun hatte, weil sie hinten im Büro gearbeitet hat, aber Mrs Selby sagt, Becky hätte es ihr auch nicht erzählt. Und keinem von uns ist aufgefallen, dass sie beobachtet oder verfolgt wurde, überhaupt nichts.« Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Und jetzt auch noch Mrs Jameson und Miss Kirkwood. Das ist doch entsetzlich, oder?«
    »Ja«, sagte Cassie. »Entsetzlich.« Bevor er das Gespräch ausdehnen konnte, zog sie sich mit der Tageszeitung und ihrem Kaffee in die Nische zurück.
    Die Zeitungsartikel waren recht zurückhaltend angesichts der ungewöhnlichen Gewalttätigkeit der Verbrechen. Die neuesten Morde hatten es auf die Titelseite geschafft, und der Artikel hatte eine fette Schlagzeile, aber der Ton des Berichtes war gedämpft und erwähnte nur die bekannten Fakten. Zwei Frauen ermordet, anscheinend innerhalb von ein paar Stunden und weniger als eine Meile voneinander entfernt. Täter unbekannt. Das Sheriffdepartment stellte Ermittlungen an, und wenn jemand etwas zu berichten hätte, sollte er auf dem Revier unter folgender Nummer anrufen.
    Im Innenteil der Zeitung, auf der Kommentarseite, fragte sich eine viel besorgtere Stimme, ob es eine Ausgangssperre, mehr Polizeikontrollen und mehr »Offenheit« des Sheriffs geben sollte. Damit sollte angedeutet werden, dass er Einzelheiten der Verbrechen für sich behielt und dass diese Einzelheiten, wenn sie bekannt wären, den guten Bürgern von Ryan’s Bluff ermöglichen würden, sich besser zu schützen. Vielleicht hätten sie niemanden wählen sollen, der nur ein knappes Dutzend Jahre Polizeierfahrung

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