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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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wurden.
    Ah ja. Der Sheriff hatte seine Stadt fest zugeknöpft. Zumindest für den Augenblick.
    Statt über diese interessante Tatsache zu spekulieren, las Bishop erneut die Informationen durch, die er schon früher über Alexandra Melton gesammelt hatte. Davon gab es wenig genug, nur Angaben über Besitzurkunden für ihren Grundbesitz und die wichtigsten Punkte aus ihrem Testament. Anscheinend hatte sie sich nicht in städtischen Belangen engagiert, da ihr Name in der Lokalzeitung erst auftauchte, als sie starb.
    Aber Bishops Informationen reichten weiter zurück als bis zu Alexandra Meltons Leben in Ryan’s Bluff. Ja, sie reichten sogar mehr als dreißig Jahre zurück. In seinen Unterlagen befand sich eine Reihe detaillierter Berichte, darunter mehrere aus verschiedenen Krankenhäusern an der Westküste und von mindestens einem halben Dutzend Polizeibehörden. Er warf nur einen raschen Blick darauf, da ihm die Informationen vertraut waren, wandte sich aber einige Minuten lang dem ausführlichen Familienstammbaum zu, der an die zweihundert Jahre zurückreichte.
    Bis auf Ehemänner bestand der Stammbaum fast ausschließlich aus weiblichen Nachkommen. Aus dieser weiblichen Linie waren über Generationen nur wenige Söhne hervorgegangen und selten mehr als eine Tochter.
    Cassie Neills Name füllte eins von nur zwei Kästchen der jetzigen und einzigen überlebenden Generation.
    Nachdem er den Stammbaum eine Weile betrachtet hatte, schloss Bishop die Datei und fuhr den Computer runter. Er rief beim Zimmerservice an, damit das Tablett abgeholt wurde, zog geeignete Freizeitkleidung an und verließ das Motel.
    Da das Plantation Inn etwas außerhalb lag, nahm er das Auto, um in die Innenstadt zu gelangen. Schneepflüge waren unterwegs gewesen, hatten die paar Zentimeter Schnee beiseitegeschaufelt, obwohl die Temperatur genug gestiegen war, alles wegschmelzen zu lassen. Er wich dem Matsch am Rinnstein aus, als er das Auto in der Nähe des Drugstores parkte und ausstieg.
    Ein paar Augenblicke blieb Bishop neben dem Auto stehen und schaute sich nur um. Es herrschte einiger Betrieb an diesem Freitagnachmittag. Leute gingen in den Läden ein und aus, beim Autohändler am einen Ende der Straße schien eine laute und farbenfrohe Werbeveranstaltung zu laufen, bei der ein Fernseher zu gewinnen war, und in den beiden Restaurants, die er sehen konnte, war einiges los.
    Aber ihm fiel sofort auf, dass keine Frau allein unterwegs war und die wenigen Kinder nahe bei ihren Eltern blieben. Und es war stiller, als es hätte sein sollen, die Gespräche leise und kein Lachen zu hören. Nicht viele lächelnde Gesichter, was ungewöhnlich für diesen Landstrich war, wie er wusste. Und mehr als ein Passant warf ihm einen deutlich misstrauischen Blick zu.
    Er wusste, er hatte nicht viel Zeit, bis die Behörden sich für seinen Aufenthalt in der Stadt interessierten. Bishop ging gemächlich die Straße entlang, betrat mehrere Läden, erstand überall eine Kleinigkeit und sprach höflich, wenn nicht freundlich mit den Verkäufern, die ihn bedienten. Da ihm das Schicksal ein Gesicht verliehen hatte, das andere selbst unter den besten Umständen nervös machte, unterließ er es, Fragen zu stellen, und hörte lieber den verschiedenen Gesprächen um ihn herum zu. Oder zumindest denen, die nicht abrupt verstummten, sobald jemand seiner ansichtig wurde.
    Den Ausdruck »Serienmörder« hörte er mindestens ein halbes Dutzend Mal. Er hörte ebenfalls mehrere Männer verkünden, sie seien bewaffnet und bereit, sollte der Hurensohn sich an ihre Frauen heranmachen.
    Das war eine Verheißung, die ihre Ehefrauen, so sie anwesend waren, nicht zu beruhigen schien.
    Bishop landete schließlich im Drugstore, mit Kaffee und einem redseligen jungen Thekenmann, der mit makabrer Faszination Spekulationen über die drei jüngsten Morde von sich gab. Bishop, der ihn weder ermutigte noch entmutigte, sagte nur, die Stadt käme ihm für solche Vorgänge viel zu nett vor.
    Da Mike, der Thekenmann, das Gefühl zu haben schien, dass diese milde Reaktion Kritik durchblicken ließ, fügte er rasch die Information hinzu, dass sie hier auch noch eine Hexe hätten.
    Bishop trank von seinem Kaffee. »Tatsächlich?«
    »Ja. Alle reden über sie.« Mike polierte eifrig die Theke vor seinem Gast, nur für den Fall, dass sein Chef ihn beobachtete. »Manche sagen, sie sei schuld an diesen Morden, aber ich hab’s direkt von einem der Deputys des Sheriffs, dass sie es nicht gewesen sein

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