Eisige Schatten
war.
Es war kein Gesicht, das Wohlbehagen hervorrief.
»Agent Bishop.« Matt deutete auf den Besucherstuhl und ließ sich dann auf seinem nieder. »Was kann ich für das FBI tun?«
»Entspannen Sie sich, Sheriff.« Bishop lächelte. »Ich bin nicht hergekommen, um meine Nase in Ihre Ermittlungen zu stecken.« Seine Stimme war kühl, aber sachlich.
»Nein?«
»Nein. Das hier ist Ihr Zuständigkeitsbereich. Das FBI bietet gern seine Fachkenntnisse an, vor allem, wenn in Ihrem Gebiet tatsächlich ein Serienmörder sein Unwesen treibt, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in solchen Situationen diplomatischer ist, zu warten, bis wir eingeladen werden.«
»Freut mich, das zu hören.«
Falls sich der Agent an Matts Lakonie störte, ließ er es sich nicht anmerken. »Dann verstehen wir uns.«
Matt legte den Kopf schräg. »Würden Sie mir mitteilen, wie Sie von unserer kleinen Ermittlung gehört haben?«
»Aus der Lokalzeitung.«
»Die Sie sich nach Virginia liefern lassen?«
Bishop lächelte erneut. Ein eher beängstigendes Lächeln. »Ich habe Zugang zu gewissen Datenbanken, einschließlich einer aus diesem Bundesstaat. Ihre Lokalzeitung, wie viele andere, archiviert ihre Ausgaben für Recherchen – und die Nachwelt. Als der Ausdruck ›Serienmörder‹ benutzt wurde, blinkte er auf meinem System auf, als ich eine Routinesuche nach Informationen durchführte.«
»Das Internet«, sagte Matt mit ironischer Bewunderung. »Ist es nicht herrlich?«
»Es erschwert Geheimhaltung in der Tat.« Ohne eine Antwort auf diese provokative Feststellung abzuwarten, fuhr Bishop ruhig fort: »Wie gesagt, Sheriff, das FBI würde gern jede Hilfe oder jeden Rat anbieten, der Ihnen nützlich erscheint. Ich bin jedoch nicht in erster Linie wegen Ihrer Ermittlung hier, sondern wegen einer damit in Zusammenhang stehenden Angelegenheit.«
»Und die wäre?«
»Ich möchte mit Ihnen über Cassandra Neill sprechen.«
27. Februar 1999
Cassie wachte mit dem bleiernen Gefühl auf, sehr, sehr lange geschlafen zu haben. Sie blieb noch eine Weile liegen, ohne sich große Gedanken zu machen, und blickte schläfrig zur Decke hinauf. Aber dann überkam sie der nagende Verdacht, in ihren Kleidern geschlafen zu haben, und sie zwang sich schließlich, sich aufzusetzen und die Bettdecke zurückzuschlagen.
Ja, sie hatte in ihren Kleidern geschlafen.
Warum um alles in der Welt hatte sie das getan?
Die Uhr auf ihrem Nachttisch verriet ihr, dass es kurz nach neun Uhr morgens war. Sie war sich ziemlich sicher, dass heute Samstag war.
Und jemand briet Speck in ihrer Küche.
Cassie empfand eher Verwirrung als Angst. Erst nach einigen Minuten sorgfältigen Nachdenkens erinnerte sie sich daran, was am vorherigen Nachmittag passiert war, und als ihr das gelungen war, wurde ihr klar, dass Ben tatsächlich über Nacht hiergeblieben war.
Nachdem er sie ins Bett getragen und sie dort allein gelassen hatte. Sie schob diese Erkenntnis von sich und mit ihr die Bettdecke, schwang sich steif aus dem Bett und blieb auf dem Läufer stehen, während sie automatisch ihre Verfassung begutachtete. Ihr Denken war immer noch verschwommen. Ihre Muskeln, die offenbar die ganze Nacht in einer erschöpften Stellung verharrt hatten, beschwerten sich bei jeder Bewegung, und ihr grummelnder Magen verriet ihr, dass ihre letzte Mahlzeit lange zurücklag, aber ansonsten fühlte sie sich erstaunlich wohl.
Eine lange, heiße Dusche entspannte die steifen Muskeln und klärte ihren Kopf, und als sie sich angezogen hatte und nach unten ging, war ihr Kopf ganz klar, und sie fühlte sich bereit, sich fast allem zu stellen. Selbst einem Staatsanwalt, der Speck in ihrer Küche briet.
Er hatte den Tisch bereits für zwei gedeckt, und ihr Kofferradio spielte leise Oldies im Hintergrund. Es war eine fröhliche, einladende Szene.
»Guten Morgen«, sagte er, als sie hereinkam. »Der Kaffee ist heiß.«
»Guten Morgen.« Sie eilte auf den Kaffee zu, brauchte dringend Koffein und hoffte, dass man es ihr nicht anmerkte.
Max, ausgestreckt neben der Hintertür mit einem Kauknochen zwischen den Pfoten, wedelte zur Begrüßung mit der Rute, hörte aber nicht zu kauen auf. Die Flitterwochen, entschied Cassie, waren eindeutig vorbei.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, aber ich habe mich ein wenig nützlich gemacht«, sagte Ben leichthin und ohne sie anzuschauen.
»Warum sollte es mich stören?«, murmelte sie.
»Ich dachte, das würde es vielleicht.« Er behielt den Plauderton bei.
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