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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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gerechnet.«
    »Glaubst du, er wird dich von jetzt an abblocken?«
    »Er könnte das nicht ständig tun. Irgendwann wird selbst der stärkste Verstand müde oder abgelenkt, und die Wachsamkeit lässt nach. Dann kann ich wieder hinein.«
    »Und wenn dir das gelingt? Wird er wissen, dass du da bist?«
    Cassie zögerte. »Ich weiß es nicht. Bisher ist es mir immer gelungen, meine Anwesenheit zu verbergen. Ich … muss diesmal irgendwie abgelenkt gewesen sein, und dadurch hat er mich erwischt.«
    »Was ist, wenn er dich wieder erwischt? Kann er dich verletzen?«
    »Mit seinem Verstand?« Sie achtete darauf, nicht ausweichend zu klingen. »Er hat mich diesmal ja nur rausgeworfen. Was ganz natürlich ist.«
    »Wir haben es mit einem unnatürlichen Verstand zu tun, Cassie.«
    »Ja. Ich weiß.«
    Ben starrte sie an, schob dann seinen Teller mit einem unterdrückten Fluch weg. Mit sehr gleichmäßiger Stimme sagte er: »Selbst wenn er dich nicht verletzen kann, wie oft, meinst du, kannst du es noch tun, ohne dich selbst umzubringen?«
    »Sooft es sein muss.« Cassie stand auf und trug ihren Teller zur Spüle.
    Er blickte stirnrunzelnd auf seinen eigenen Teller. »Ich glaube nicht, Cassie. Ist dir klar, dass du mich gestern zu Tode erschreckt hast? Ich dachte, ich würde dich für immer verlieren.«
    Sie schenkte sich Kaffee ein, um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu haben. Es half nicht. »Es tut mir leid.« Sie fand, dass ihre Stimme eher verwirrt als entschuldigend klang, und fragte sich, ob er das auch hörte. Offensichtlich.
    »Verdammt, Cassie! Hör auf, so zu tun, als sollte es mir egal sein, wenn du dich in Gefahr bringst.«
    Sie goss Milch in den Kaffee, rührte mit sorgsamer Konzentration um. »Es ist allein mein Risiko. Das habe ich dir gesagt.«
    »Und mich geht das alles nichts an?«
    Sie wartete kurz ab, bevor sie antwortete. »Was soll ich dazu sagen, Ben?«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. »Schau mich an.«
    Nur widerstrebend kam sie der Aufforderung nach.
    Er schüttelte sie leicht. »Hör auf, mich auszuschließen.«
    »Das tue ich nicht.«
    »Du hast dich meilenweit von mir entfernt, seit Matt und ich gestern Nachmittag wiederkamen. Ich will wissen, warum. Liegt es daran, dass ich dir meine Gefühle gestanden habe? Hast du Bedenken bekommen, dich auf mich einzulassen?«
    Er wird dich zerstören.
    Cassie überlegte, ob sie es überhaupt fertigbringen würde, sich selber zu retten. »Ben, das musst du doch erkennen – es wäre nicht gut.«
    »Warum?«, blaffte er.
    »Mein Gott, sind denn all die Gründe nicht völlig offensichtlich?«
    »Für mich nicht. Also klär mich auf.«
    Sie atmete tief durch. »Zum einen würde ich eine miserable Geliebte abgeben. Ben, ich war zu oft in männlichen Köpfen, die nur mit Gewalt und Hass angefüllt sind. Ich kann das nicht alles beiseiteschieben, so tun, als hätte ich es nie gesehen, als hätte es mich nie verängstigt.«
    »In meinem Kopf warst du noch nie«, sagte er leise.
    »Das weiß ich.« Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre Stimme ruhig zu halten. »Und ich weiß, dass die Gedanken in diesen anderen Köpfen, diese … Bedürfnisse und Handlungen anormal sind. Die meisten Männer denken niemals an solche Gewalttätigkeiten. Aber das zu akzeptieren hilft mir nicht. Ich habe immer noch … ich kann nicht anders, als Angst zu haben. Verstehst du das denn nicht? In mir ist kein Vertrauen mehr übrig.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du musst. Es ist die Wahrheit.«
    »Cassie, ich würde dir niemals absichtlich wehtun.«
    »Du meinst das bestimmt ernst.« Sie wich seinem Blick aus.
    »Aber du glaubst nicht, dass es die Wahrheit ist.«
    »Ich hab’s dir gesagt. Ich kann niemandem vertrauen. Ich will mich nicht einlassen, auf niemanden. Ben, bitte – lass es einfach sein, okay?«
    Er ignorierte die Bitte. »Liegt es daran, dass du meine Gedanken nicht lesen kannst? Weil du dir nicht sicher sein kannst, dass in mir keine Gewalttätigkeit schlummert?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Sie musste sich fragen, ob es die Dinge nicht vereinfachen würde, wenn sie Bens Gedanken lesen könnte. Oder noch schwerer machen würde.
    Seine Finger krallten sich fester in ihre Schultern. »Cassie …«
    Das Telefon klingelte, ließ sie zusammenschrecken, doch sie war froh, einen Grund zu haben, sich von Ben zu entfernen, wenn auch nur bis zum Küchenwandtelefon. Sie hob ab und sagte Hallo, hoffte, dass sie nicht so zittrig klang, wie sie sich

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