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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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»Gestern hast du mich gebeten, zu gehen.«
    Sie konnte sich vage erinnern. »Ich hatte dich gebeten, mich in Ruhe zu lassen. Das hast du getan.«
    Er warf ihr einen kurzen, wenn auch scharfen Blick zu. »Wie fühlst du dich?«
    »Besser. Schlaf hilft für gewöhnlich.« Aber für gewöhnlich keine sechzehn Stunden. Cassie trank ihren Kaffee und beobachtete Ben, bemerkte sowohl seine Ungezwungenheit in der Küche als auch die Tatsache, dass er sich umgezogen hatte. Wo hatte er geschlafen?
    »Magst du Pfannkuchen?«, fragte er. »Sag Ja.«
    »Ja.« Sie holte Sirup und Butter aus dem Kühlschrank und schenkte dann Orangensaft für sie beide ein, während er das Kochen beendete.
    Sie wollte ihn nach dem armen Mädchen fragen, das gestern entführt worden war, scheute aber davor zurück. Es gab nichts, was sie tun konnte, rief sie sich streng ins Gedächtnis. Nicht für dieses Mädchen. Nicht jetzt.
    Schweigend sah sie zu, wie Ben das Essen auf den Tisch stellte. Das Schweigen hielt fast das ganze Frühstück über an. Ben schien es nichts auszumachen, und Cassie hatte es nicht eilig, es zu brechen. Sie fühlte sich nicht unwohl mit ihm, war sich aber jeder seiner Bewegungen bewusst. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte.
    Sie waren fast fertig, als sie schließlich sprach. »Das hat sehr gut geschmeckt. Vielen Dank.«
    »Ich bin auf Frühstück und Steaks spezialisiert. Darüber hinaus …« Lächelnd zuckte er die Schultern.
    Sie dachte, dass diese Spezialität ihm bisher die Dienste geleistet hatte, die er wollte, sagte es aber nicht laut. Stattdessen, getrieben, fragte sie: »Dieses Mädchen …«
    »Sie haben sie noch nicht gefunden.«
    »Ich könnte …«
    »Nein«, sagte Ben. »Könntest du nicht.«
    »Mir geht es wieder gut.«
    »Vielleicht.« Er schüttelte den Kopf, sah sie durchdringend an. »Und vielleicht nicht. Kannst du dich an alles erinnern, Cassie?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Erinnerst du dich, dass du in der ersten Person gesprochen hast, mit der Stimme des Mörders?«
    Ein kalter Schauer überlief sie. »Nein.«
    »Das hast du. Es gelang mir, dich rauszuziehen, aber …« Er holte Luft. »Jetzt verstehe ich, was du meintest, als du sagtest, du bräuchtest eine Rettungsleine.«
    Cassie fragte nicht nach, was sie genau gesagt hatte. Stattdessen schüttelte sie den Kopf und murmelte: »Jeder Fall ist ein bisschen anders, aber … bei diesem verstehe ich nicht alles. Fast von Anfang an sind seltsame Dinge geschehen.«
    Er zögerte. »Noch was. Deine Augen waren während des Kontakts meistens geöffnet. Das ist nicht üblich, oder?«
    »Nein.«
    »Deine Pupillen waren so erweitert, dass von deiner Iris fast nichts mehr zu sehen war.«
    Cassie fand das, was sie aus seiner Stimme heraushörte, beunruhigender als die anormalen Vorkommnisse, die er beschrieb. »Ich kann es nicht erklären. Der Unterschied, den ich gespürt habe, war ein … gradueller.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, der Kontakt selbst fühlte sich nicht anders an, nur seine Tiefe. Ich war fast sofort tief in seinem Bewusstsein, so schnell, als würde man einen Schalter umlegen.«
    »Weil du den Weg kanntest, nachdem du ihn vorher gefunden hattest?«
    »Mag sein.« Aber das kam ihr nicht ganz richtig vor, daher sprach sie langsam weiter. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass er … mich hineingezogen hat. Dass er mich wissen lassen wollte, wo er war und was er tat. Dass er es mich absichtlich wissen ließ, bevor er mich rausstieß.«
    »Warum ist das nicht möglich?«
    »Na ja, weil … da keine Wahrnehmung von mir war. Überhaupt keine, bis zur allerletzten Sekunde, als er mich plötzlich anschaute und mich dann rausstieß.«
    »Du sagtest, er würde dich kennen.«
    »Ja. Er … er sagte in Gedanken meinen Namen.«
    »Cassie. «
    Wieder hörte sie im Geist dieses Flüstern, und ein Schauder überlief sie.
    Nie zuvor war sie auf diese Weise im Geist eines anderen erwischt worden. Ein dunkles, inneres Auge hatte sich ihr mit derart rasender Genauigkeit zugewandt, dass sie sich festgenagelt fühlte.
    Gefangen.
    Das war es, was sie Ben nie erzählen konnte. Mit absoluter Bestimmtheit zu wissen, dass sie nie dazu fähig gewesen wäre, der geisteskranken Stärke dieses anderen Verstandes zu entfliehen, wenn er sie nicht verächtlich hinausgeworfen hätte.

15
    »Cassie?«
    Sie raffte sich zu einem Lächeln auf. »Wie gesagt, er weiß jetzt, wer ich bin. Aber damit hatten wir früher oder später

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