Eisige Umarmung (German Edition)
zart. Obwohl er sehr vorsichtig zugefasst hatte, war sie ihm in dieser Stellung ausgeliefert. Es schien ihr nichts auszumachen, das Lächeln auf ihrem Gesicht war einladend. Er beugte den Kopf und biss mit den Zähnen sanft in ihre Unterlippe.
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Ihr Herz schlug schneller bei dieser Berührung, und er gab ihre Lippen wieder frei. „Soll ich aufhören?“
„Nein“, flüsterte sie. „Küss meinen Hals. Dort hat er mich nie berührt.“
Er legte die Hand auf ihre Schulter und beugte sich weiter hinunter, um die zarte Haut an ihrem Hals mit den Lippen zu berühren. Seidenweich und so weiblich. Ihre Hand schob sich in seine Haare.
Schmerz und gleichzeitig Lust.
Die Dissonanz hatte einen konstanten Pegel erreicht. Unerbittlich schnitt der Schmerz wie Glassplitter in seine Großhirnrinde. Aber die Lust … die Lust war viel größer. Nie hatte er solche unglaublichen Empfindungen gespürt. Dann stöhnte Brenna leise vor Verlangen, und die Lust wurde so groß, dass er den Schmerz kaum noch spürte.
Ein Teil von ihm war sich der Gefahr bewusst. Wenn er den Schmerz nicht wahrnahm, die Warnung nicht spürte und sich nicht zurückzog, konnte das nicht nur seine Fähigkeiten freisetzen, sondern auch sein Nervensystem unwiderruflich schädigen. Nie hatte er so nah am Abgrund gestanden. Aber er versank in Brennas Sinnlichkeit, und es war ihm unmöglich, dies noch länger als Gefahr wahrzunehmen.
Er küsste ihren Hals, ihre Wange und kehrte dann wieder zu ihrem Mund zurück. Brenna hatte die Lippen geöffnet und die Augen geschlossen. Judd nahm die Einladung an und presste seine Lippen auf ihren Mund. Hitze flammte in ihm auf, reines sexuelles Verlangen. Seine Hand lag wieder an ihrem Hals, und er spürte den jagenden Herzschlag.
Aber sie entzog sich nicht. Vielmehr schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich. Sein Körper wusste, was sie wollte, obwohl er sie nie zuvor so berührt hatte. Er lockerte seinen Griff und fing sie auf, als sie hochsprang und die Beine um seine Hüften legte. Er hielt sie fest und lehnte sich an die Wand, drehte sich aber nicht um und presste ihren Körper dagegen, denn sie zitterte in seiner Umarmung. Diesmal vor Furcht.
Er löste sich von ihren Lippen, zwinkerte den dunklen Nebel fort, der in seinen Augenwinkeln auftauchte, und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Warum fürchtest du dich vor körperlichem Kontakt?“ Ihr Geist war vergewaltigt worden. Das musste natürlich auch körperliche Auswirkungen haben – ein solch tiefgehender Missbrauch der Psyche war ein Albtraum, den sich die meisten kaum vorstellen, geschweige denn überleben konnten. Aber er spürte, dass hinter ihrer Angst noch etwas anderes steckte.
Ihre Unterlippe zitterte, und eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. „Er hat sich nicht nur an meinem Geist vergriffen“, flüsterte sie gequält.
Er wusste, dass Enrique ihren Körper verletzt, sie geschnitten und geschlagen hatte, aber – „Sexueller Missbrauch?“ Kalt brannte der Zorn in ihm.
„Nicht was wir uns unter Vergewaltigung vorstellen“, sagte sie, und ihre Finger krallten sich in seine Schultern. „Das hat er meinem Geist angetan – hat ihn aufgerissen und mich gezwungen, Dinge zu sehen, die ich nicht sehen wollte, mir Sachen eingegeben, die nicht meine eigenen waren und immer noch in mir sind. So viel ich auch versuche, mich von ihnen zu befreien, kann ich sie doch nicht aus mir herausbringen.“
„Ich weiß.“ Sie barg ihr Gesicht an seinem Hals, und er strich ihr über das Haar. „Aber er hat noch etwas anderes getan.“ Sachen, über die sie während der Heilungssitzungen nie gesprochen hatte.
Sie nickte ruckartig. „Er – er mochte es, mir seine telekinetischen Fähigkeiten zu zeigen, indem er auf diese Art Dinge in mich hineinschob.“
Die rote Flamme in seinem Kopf war diesmal kein Schmerz. Er presste die Zähne aufeinander, schwieg und hörte weiter zu.
„Ich habe mich so geschämt“, flüsterte sie, er spürte ihre nasse Wange auf seiner Haut. „Ich bin eine Wölfin – stark, schnell und damals voller Verzweiflung –, und ich konnte ihn trotzdem nicht aufhalten. Manchmal hat er mich losgebunden und nur telekinetisch festgehalten, sodass es war, als bliebe ich freiwillig liegen … als sei ich einverstanden. Dann fing er an, mit meinen Schmerzschwellen zu experimentieren. Meist im mentalen Bereich, aber manchmal probierte er auch aus, wie viel mein Körper ertragen konnte.“
„Du brauchst dich nicht
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