Eisige Umarmung (German Edition)
hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass sie ihn Baby nannte. „Du kannst nichts daran ändern. Warum sollte ich dich damit belasten?“
„Weil Liebespaare das nun einmal tun, mein medialer Schatz.“ Sie zog seine Hand fort und verschränkte ihre Finger mit den seinen. „Sie teilen ihre Sorgen miteinander.“
„Wir sind kein Liebespaar.“ Er griff nach jedem Stück Vernunft, dessen er habhaft werden konnte, denn die Berührung ihrer Hand löste eine Welle von Gefühlen aus, die ihn in ihrer Heftigkeit wie ein Rammbock traf.
„Judd!“
Sie war so starrsinnig, dass sie auch gut eine Mediale hätte sein können. Aber er war es auch – und er hatte gelernt, selbst unter dem größten Druck standzuhalten. Es war also absolut sinnlos, ihr nun alles zu erzählen. „Jedes Mal, wenn ich Silentium durchbreche, gibt es ein Feedback, wie du weißt.“
Sie nickte mit ernstem Gesicht. „Die Schmerzen, von denen Faith gesprochen hat.“
„Es nennt sich Dissonanz und wird mit der Zeit stärker.“ Er spürte die Schmerzen in seinem Kopf, in allen Nervenzellen und Knochen. „Ich muss eine bestimmte Energie aufwenden, um sie im Zaum zu halten.“
Brenna entzog ihm ohne Vorwarnung ihre Hand. „Das war klar genug: Du hast jedes Mal Schmerzen, wenn ich dich berühre, bei jeder unserer Begegnungen.“
Er griff wieder nach ihrer Hand. „Das ist eine konditionierte Reaktion, ich kann damit umgehen.“
Sie wollte ihre Hand wieder wegziehen, aber er hielt sie fest.
„Da haben wir’s“, murrte sie. „Dafür bist du doch auch stark genug. Wie kommt das?“ Seine Antwort wartete sie gar nicht erst ab. „Was geschieht, wenn du diese Konditionierung außer Gefecht setzt?“
„Ich kann es mir nicht leisten, die Konditionierung zu lösen.“ Eine unumstößliche Tatsache. „Ich brauche die Schmerzen – sie halten mich davon ab zu töten. Durch sie merke ich, wenn ich einem Gefühl zu nahe komme, das meine Fähigkeiten auslösen könnte.“
„Das kann ich verstehen. Aber warum kannst du nicht die anderen Teile der Programmierung loswerden – damit du keine Schmerzen mehr hast, wenn du Dinge fühlst, die unter diesem gefährlichen Pegel liegen?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn schuldbewusst an. „Ich habe Faith um Hilfe gebeten, um dich dazu zu kriegen, Silentium zu durchbrechen.“
Roter Zorn flammte auf. „Wenn du etwas über mich erfahren willst, kannst du zu mir kommen.“
„Ich brauchte einen Rat.“
Diesmal entzog er ihr seine Hand. Er ging auf die gegenüberliegende Seite des Raums und wandte ihr den Rücken zu, stützte sich mit den Handflächen an der Wand ab. „Es gibt keine Möglichkeit, Silentium zu durchbrechen. Nicht für mich. Ich weigere mich, eine Gefahr für dich oder irgendjemand anderen zu werden. Weiter als heute Abend werde ich nicht gehen.“
Brenna hätte gerne nach irgendetwas getreten. Doch stattdessen ging sie zu Judd und legte ihm nach einem kurzen Zögern die Hand auf die muskulöse Schulter. Seine Haut glühte. Es tat ihr weh, dass ihre Berührung ihm Schmerzen bereitete, aber sie wusste auch, dass sie ihn an Silentium verlieren würde, wenn sie ihn nicht mehr anfasste. „Hör doch mal zu, anstatt dich wie ein Alphatier zu gebärden.“
„Nur Gestaltwandler haben hierarchische Strukturen.“
Sie schlang die Arme um seine Taille und presste sich an ihn. Dann biss sie zu – grub vorsichtig ihre Zähne in seinen nackten Rücken. Er knurrte nicht, wie es ein Wolf vielleicht getan hätte, aber sein Verhalten war mindestens ebenso dominant und erotisch. Sie wollte kein Schoßtier – sie wollte einen Mann, der zubeißen konnte. Und Judd konnte das offensichtlich.
Er sah sie mit dunklen Augen an. „Mach nur so weiter, mal sehen, ob dir die Reaktion gefällt.“
Etwas kitzelte unter ihren Fingerspitzen wie tausend kleine Bisse. Begeistert küsste sie ihn dorthin, wo sie zugebissen hatte. Judd sah wieder zur Wand, presste seine Hände noch stärker dagegen, und die Muskeln auf seinem Rücken traten noch mehr hervor.
„Wie hast du das gemacht?“
„Ich habe meine telekinetischen Kräfte kontrolliert angewandt.“ Seine Stimme war eiskalt.
Gefährlich, er war sehr gefährlich. Wieder versuchte ihr Verstand, ihr etwas mitzuteilen, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, zu Judd durchzudringen. „Hör mir einfach nur zu, einverstanden?“ Sie fuhr fort, bevor er etwas erwidern konnte. „Ich habe mit Faith noch etwas anderes besprochen. Sie glaubt, Silentium
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