Eisige Umarmung (German Edition)
DarkRiver-Leoparden.
„Stimmt genau.“ Er küsste sie. Hart und schnell. So war Vaughn eben.
„Ich werde mich an deinen Ratschlag halten – ich will nicht, dass der Netkopf versehentlich auf etwas aufmerksam gemacht wird.“ Er war zwar im Grund gut, aber eben doch mit dem Rat verbunden. „Ich glaube, das Gespenst wird auch einmal für die DarkRiver-Leoparden wichtig werden. Nicht gerade jetzt, aber eines Tages bestimmt.“
„Eine Vision?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht einmal eine Ahnung, eigentlich ist es mehr ein –“ Das richtige Wort wollte ihr nicht einfallen.
„Ein Gefühl.“
„Ja.“ Kein Wunder, dass sie blockiert gewesen war – so etwas hätte im Medialnet eine medizinische Behandlung nach sich gezogen. „Ach übrigens, mein geliebter Kater, wir sind morgen auf dem Territorium der SnowDancer-Wölfe verabredet.“
„Mit wem?“
Er zog ihren Kopf an den Haaren nach hinten, aber sie wusste, dass es nur aus Leidenschaft geschah.
„Mit Brenna Kincaid.“ Dass zudem Judd Lauren da sein würde, behielt sie lieber für sich. Vaughn reagierte äußerst negativ auf diesen großen, dunklen und sehr gefährlichen Medialen. Judd … nein, sie sah nichts. Sie hatte bislang noch niemanden getroffen, der dermaßen undurchsichtig und immun gegen ihre hellsichtigen Fähigkeiten war. So dunkel und so furchtbar allein.
Vierundzwanzig Stunden nachdem sie Judds Vorschlag gefolgt war und Faith angerufen hatte, wusste Brenna immer noch nicht, ob ein Treffen mit Faith richtig war, aber es war jetzt zu spät für einen Rückzieher. Sie trafen sich auf einer kleinen Lichtung, etwa zwanzig Minuten von der Höhle entfernt. Obwohl sie immer noch mit ihren Gedanken beschäftigt war, konnte Brenna erkennen, dass das DarkRiver-Paar einen sehr schönen Ort ausgesucht hatte. Der Schnee war weich, und nur ein paar Meter entfernt schimmerte ein gefrorener Wasserfall. Das Eis glitzerte so hell in der Morgensonne, dass sein Anblick fast schmerzte. Vor dem weißen Hintergrund leuchteten Faiths dunkelrote Haare wie Feuer.
Faith und Vaughn standen jetzt vor ihr. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“
Faith lächelte, aber bevor die V-Mediale antworten konnte, ergriff Judd das Wort: „Dieser Ort liegt sehr nahe bei der Höhle, warum haben Sie nicht etwas in der Nähe Ihres Rudels vorgeschlagen?“
Brenna hatte sich auch darüber gewundert. Die Raubkatzen waren zwar mit ihnen verbündet, aber erst seit Kurzem waren die beiden Rudel auch freundschaftlich miteinander verbunden. Und die Männer der Gestaltwandlerraubtiere waren bekannt dafür, ihre Frauen – Geliebte, Töchter und Schwestern – besonders zu beschützen. Sie wusste, wovon sie sprach, Drew und Riley trieben sie zum Wahnsinn. Sie war inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem irgendetwas passieren musste. Hoffentlich würden alle Beteiligten die zu erwartende Explosion überleben.
Aber Faith schien mit ihrem überfürsorglichen Mann ganz glücklich zu sein. „Vaughn fand es sehr amüsant, ungesehen an den Wachposten vorbeizukommen.“
Vaughn sah nicht so aus, als würde er etwas bereuen. „Sie werden nachlässig. Es war ganz leicht, obwohl Faith einfach drauflosgetrampelt ist.“ Er grinste, als seine Frau ihm einen gespielt vorwurfsvollen Blick zuwarf.
Brenna spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, als sie sah, wie nah sich die beiden waren – wie die Raubkatze grinste, bei der sie nie zuvor auch nur ein Lächeln gesehen hatte. Danach sollte sie Ausschau halten – nach einem sinnlichen, leidenschaftlichen Gestaltwandler. Die versteckten ihre Gefühle nicht, berühren war für sie genauso leicht wie atmen, sie lachten mit ihren Frauen, auch wenn sie es sonst nie taten.
Aber es gab ein Problem: Im Moment schien nur ein einziger Mann ihre Sinne anzusprechen, ein Medialer, der ihr niemals geben konnte, was Vaughn Faith gab … selbst wenn er an ihr Interesse gehabt hätte. Was eindeutig nicht der Fall war. Also warum ging sie dann trotzdem immer wieder zu ihm in der Erwartung, er könnte ihre Dämonen bekämpfen, könnte sich ihrer annehmen?
„Nun“ – Faith sah sie an – „lassen Sie uns über die Träume reden.“
Nicht einfach nur Träume, Albträume. „Wäre es möglich, unter vier Augen miteinander zu sprechen?“
Lichtpunkte flackerten in Faiths kardinalen Augen auf, weiße Sterne auf schwarzem Samt. Sascha war auch eine Kardinalmediale, aber Faiths Augen waren anders, ruhiger, nicht so offen, in ihnen schimmerte etwas Dunkles.
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