Eisige Umarmung (German Edition)
hätte.“ Dieses Geständnis passte zu ihm. „Und ich habe auch geglaubt, sie würde mich vielleicht nur ein wenig hinhalten, das tun die Frauen doch manchmal, bevor es richtig zur Sache geht.“
Die Wölfe unterbrachen Greg nicht, daraus schloss Judd, dass diese Annahme stimmte. Aber er wollte nicht daran denken, wie es zur Sache ging, was vielleicht in dem Raum geschehen sein könnte, der etwa viereinhalb Meter entfernt war.
„Dann“, fuhr Greg fort, „kam ein Anruf, sie lud mich hierher ein. Ich war nicht gerade scharf darauf – bis sie mir sagte, ihr beide wärt noch stundenlang fort.“
„Da hast du’s dann getan.“ Riley packte Greg fest im Nacken, seine Stimme klang tödlich ruhig. „Was hast du mit ihr gemacht?“
Greg zerrte an Rileys Arm, konnte sich aber nicht losreißen. „Um Himmels willen, sie hatte einen Fummel an!“, keuchte er. „Was hätte ich denn denken sollen, als sie mich mit dem Finger hereinlockte und mich bat, die Tür zu schließen?“
Bei der Vorstellung zerbrach etwas in Judd, ein Teil seiner eisernen Kontrolle löste sich auf. Plötzlich spürte er Gregs Herz in den Händen, das schnell und ängstlich schlug. Er musste nur einmal zudrücken und –
Hawke legte Riley die Hand auf den Arm und brach gleichzeitig den Sichtkontakt zwischen Judd und Greg. „Das mit dem Kleid stimmt. Lass ihn weiter erzählen.“
Riley rührte sich nicht von der Stelle. „Hat sie Nein gesagt? Lüg mich bloß nicht an!“
Judd verlor wieder die Kontrolle. „Reden Sie endlich, oder ich quetsche Ihr Hirn zu Brei.“ Das war keine Drohung, sondern eine einfache Tatsache. „Wenn Sie Glück haben, können Sie danach noch selber essen.“ Er ließ Gregs Herz los und ging höher, umfasste mit aller Kraft Gregs Schädel und drückte zu.
Die Augen des Mannes quollen vor Schrecken aus den Höhlen. „Hawke! Er soll aufhören.“
Der Leitwolf sah Judd an. „Bringen Sie ihn noch nicht um. Wir müssen erst wissen, was passiert ist.“
Und dann sprudelte es aus Greg heraus: „Sie hat nicht Nein gesagt, das schwöre ich. Ich habe sie geküsst und wollte gerade meine Hand auf ihre Schulter legen. Da ist sie einfach ausgeflippt. Hat mir das Gesicht zerkratzt, bevor ich wegspringen konnte. Ich habe mich nicht einmal gewehrt, wollte nur noch raus, bevor sie mir die Augen auskratzen konnte.“
Riley ließ Greg los. Er fiel hustend auf den Boden. Hawke sah Judd an, die blassen, silberblauen Augen waren wieder mehr Wolf als Mensch. „Sie lässt niemanden an sich heran, nicht einmal Lara. Die versucht gerade, Sascha aufzutreiben.“ Um seinen Mund zogen sich weiße Linien. „Wir haben es mit Gewalt versucht, aber sie hat jedes Mal so laut geschrien, dass wir fürchten mussten, sie zu verletzen.“
Ihr noch mehr Schaden zuzufügen, als sie bereits erlitten hatte. Judd sah die unausgesprochene Anklage in den schmerzverzerrten Blicken der drei Wölfe. Sein Entschluss stand fest. „Ich kann sie da rausholen.“
Andrew wollte sich ärgerlich auf ihn stürzen, aber Hawke hielt ihn zurück, bevor Judd ihn abwehren musste. Er würde sich nicht auf dumme Spielchen einlassen, wenn Brennas geistige Gesundheit auf dem Spiel stand. Aber er konnte keinesfalls teleportieren – wenn sie sah, dass er telekinetische Kräfte benutzte, würde es sie nur aufregen.
„Sind Sie sicher?“ Hawke schob Andrew noch einmal zurück. „Schließlich hat es mit dem Zorn auf Sie angefangen.“
Deshalb hatte sie sich in diesem winselnden Häufchen zu seinen Füßen einen dürftigen Ersatz gesucht. Ein immer noch klar denkender Teil in ihm sagte ihm allerdings, dass so etwas nicht in Brennas Wesen lag. Es passte einfach nicht zu ihr. „Ich habe mehr Chancen als jeder andere.“
„Warum? Weil Sie der psychopathischen Rasse angehören, die ihr das angetan hat?“ Ärger und frustrierter Beschützerinstinkt brauten sich zu einer explosiven Mischung in Andrew zusammen.
„Ich war schon einmal mit ihr an diesem dunklen Ort.“ Das war im Heilungsprozess unvermeidbar gewesen. Er hatte Sascha zwar nur telepathisch seine Kräfte zur Verfügung gestellt, war aber durch diese Verbindung mit den schrecklichen, schmerzhaften Erinnerungen von Brenna überflutet worden. Damals hatte er gedacht, dieses Erlebnis habe keinerlei Einfluss auf ihn gehabt, aber er hatte sich geirrt. „Ich weiß, welche Worte sie zurückbringen werden.“
Nachdem er das gesagt hatte, stellte sich ihm niemand mehr in den Weg. Er hielt noch einmal vor der Tür
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