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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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aber er war auch nicht viel wärmer.
    »Wir müssen weg hier. Sofort!« Er zeigte auf den weißen Twister, der zwar nicht weiter anwuchs, dennoch befürchtete Shade, er könnte auf sie zukommen und sie zermalmen. »Das ist das Tor ins Reich meines Herrn.«
    Überrascht öffnete Shade den Mund. Sie spürte förmlich, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Dieser Tornado fungierte als Pforte zur Hölle? Offenbar drang der Permafrost daraus in Hartcourts Domizil und ließ alles zu Eis erstarren. Selbst die Vorhänge, die seitlich am Panoramafenster hingen, waren bereits steif gefroren.
    Hektisch nickte sie. Ihre Zähne klapperten vor Kälte aufeinander, als sie hervorbrachte: »Lass uns so viel Raum wie möglich zwischen uns und die Windhose bringen!«
    In diesem Moment wollte sie nichts lieber, als dieses Haus, das nach Tod stank, zu verlassen, ebenso Bridgeport, das ganze Tal und mit Roque nach Los Angeles zurückfahren, um all die schrecklichen Dinge, die in den letzten Tagen passiert waren, zu vergessen und gemeinsam mit ihm neu anzufangen.
    Plötzlich brach er zusammen. Er fiel auf die Knie. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte er sich. Seine Finger krallten sich in seine Brust. Er lief rot an, wie zuvor Hartcourt in seinem Todeskampf.
    »Atme!«, rief Shade, damit er sie trotz der Lautstärke verstand, worauf er Luft holte.
    Roque röchelte und würgte, dann schien es ihm etwas besser zu gehen, denn er richtete seinen Oberkörper auf, und sein Teint leuchtete nicht mehr, als würde er jeden Moment in Flammen aufgehen.
    »Wir müssen hier raus!«, sagte sie, so laut sie konnte, und half ihm auf. Mit mehr Abstand zur Höllenpforte würde es ihm eventuell besser gehen. Er hatte diese Qualen schon öfter durchlitten, dennoch befürchtete sie, dass es ihm schlechter ging, weil sein Meister durch das Tor und seinen Odem, der sie umgab, einen direkten Zugriff auf ihn hatte.
    Roque torkelte auf die Haustür zu. Shade hatte Mühe, ihn zu halten. Schließlich stolperte er über eine Bodendiele, die hervorstand, und knallte gegen die Wand. Der Laut, den er von sich gab, übertönte sogar das Tosen. Schweiß trat auf seine Stirn, aber er ließ sich nicht unterkriegen, stieß sich ab und versuchte, den Ausgang zu öffnen.
    Nichts geschah.
    Wütend boxte er dagegen. Er hieb auf den Griff, warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen und untersuchte die Scharniere. »Sie sind vereist.«
    Fassungslos kam Shade näher heran. Tatsächlich, der Spalt zwischen Tür und Wand war zugefroren, als hätte der Lord das Gebäude mit Eis isoliert, um sie von der Flucht abzuhalten. »Das Panoramafenster!«
    Roque nickte, schlang seinen Arm um Shades Hüften und ging, nun wieder aufrechter, zu der Scheibe auf der gegenüberliegenden Seite, die zum größten Teil zerstört war. Nebeneinanderstehend spähten sie hinaus. Das Blockhaus war auf Stelzen an den Hang gebaut wurden. Die Höhe konnten sie unmöglich mit einem Sprung überwinden, es ging zu steil hinab.
    »Wir müssen fliegen!«, rief Shade ihm zu.
    Roque schaute über die Schulter zu seinen blutverschmierten Flügeln und versuchte augenscheinlich, sie zu bewegen, doch sie zuckten lediglich. Verdrießlich seufzte er und sah Shade entschuldigend an.
    Was war nur los mit ihm? Der Sturz durch das Oberlicht und die Schüsse konnten seinen Schwingen, die herabhingen, als wären sie Fremdkörper, nicht derart zugesetzt haben, immerhin war er doch unsterblich!
    Ein neuer Krampf ließ ihn schwanken. Shade bemühte sich, ihn festzuhalten, aber er war zu schwer. Gemeinsam sanken sie zu Boden. Roque klopfte gegen seinen Brustkorb, mehrmals hintereinander hart, als würde er eine Pumpe schlagen, um sie wieder zum Laufen zu bringen.
    »Was ist los? Verdammt, ich will jetzt endlich wissen, was mit dir …« Sie stockte, denn sein Haar wechselte seine Farbe zu Schwarz, und seine Iriden wurden so dunkel wie Teer. »Du hast dich schon wieder verändert!«
    Keuchend betrachtete er seinen Zopf. »So sah ich aus, bevor ich starb. Das bin wirklich ich.«
    »Was hat das zu bedeuten?« Shade betastete seine Stirn. Obwohl es im Gebäude kalt wie in einem Tiefkühlschrank war, glühte er.
    Ein Beben ging durch ihn hindurch und hinderte ihn daran, zu antworten. Erst nachdem der neuerliche Schmerzschub vorüber war, krächzte er: »Ich werde wieder menschlich.«
    »Mit jedem Tag, den du auf der Erde verbringst?«
    »Das auch, aber normalerweise geht es nicht so schnell.«
    »Was ist diesmal anders?«
    »Du bist

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