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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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sinnvoller anlegen können, beispielsweise, indem sie ihn bei seinem neuen Geschäft unterstützte. Alte Leute sollten großzügiger sein, schließlich brauche seine Mutter selber kaum noch was. Und was die letzte Januarwoche betreffe, habe er die meiste Zeit mit einer besonders scheußlichen Grippe das Bett gehütet. Sie könnten seine Frau fragen, auch wenn die es wahrscheinlich als Erkältung bezeichnen würde, aber so seien Frauen nun mal. Den Weg zur Tür fänden sie beide sicher selbst, und sie sollten ja nicht vergessen, sie fest hinter sich zuzuziehen.
    »Was für schreckliche Männer!«, meinte Yvette.
    »Ja, aber wie schätzen Sie ihre Rolle bei der ganzen Sache ein?«
    Sie fuhren gerade auf der M4 zurück nach London. Inzwischen prasselte ein richtiger Landregen vom Himmel.
    »Ich wünschte, sie hätten ihn gemeinsam umgebracht«, antwortete sie, »denn dann könnten wir sie für lange Zeit wegsperren. Die arme Mutter!«
    »Heißt das, Sie sind der Meinung, dass sie es nicht waren?«
    »Wir müssen natürlich überprüfen, was sie während der betreffenden Woche getan haben, und uns von Mary Orton bestätigen lassen, dass beide schon länger nicht mehr bei ihr waren. Leider bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Mistkerle sie tatsächlich seit dem Sommer nicht mehr besucht haben, weil sie ja so beschäftigt waren.«
    »Demnach haben sie zwar ein Motiv, aber zu spät davon erfahren«, fasste Karlsson zusammen.
    »Ich brauche eine Dusche.«
    »Ich brauche ein Bier.« Er zögerte. »Trinken Sie eines mit?«
    »Ja!«, rief sie, versuchte ihren Begeisterungsausbruch aber sofort abzumildern. »Ich glaube, ich könnte jetzt auch eines vertragen.«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Nämlich?«
    »Sie ziehen nicht über Frieda her.« Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch Karlsson kam ihr zuvor. »Sie beide müssen zusammenarbeiten.«
    Sie konnte sich nicht erinnern. Sie wusste nicht mehr, wie sich der Frühling anfühlte oder der Sommer. Nicht einmal an den schönen, goldenen Herbst konnte sie sich erinnern, der immer ihre liebste Jahreszeit gewesen war. Sie kannte nur noch den Winter, in dem sie gefangen war – festgefroren in einer nicht enden wollenden Kälte. Es war Tag für Tag das Gleiche: die kahlen Bäume, der zu eisigen Schlammrippen gepflügte Boden, der braune, langsam und traurig dahinfließende Fluss, das Getröpfel des Wassers von der Decke, ihre tauben Finger, wenn sie morgens erwachte, und die Spinnweben aus Frost an den kleinen Fenstern, die sie mit ihren brüchigen Fingernägeln wegkratzen musste. Einer ihrer Zähne lockerte sich immer mehr, als wäre ihr Zahnfleisch inzwischen zu weich, um ihn festzuhalten.
    Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er alles zu ihr gesagt hatte – welche Anweisungen er ihr gegeben hatte. Seine Worte waren in ihr, aber sie konnte sie nicht finden. Sie stöberte in den Schubladen ihres Gedächtnisses und stieß dort auf seltsame Dinge, Erinnerungsfetzen. Doch die brauchte sie nicht mehr.
    Ihr Leben bestand nur noch aus diesem Boot, diesem Moment. Warum das so war, hatte sie vergessen.

30
    A m selben Tag fuhr Frieda um halb drei Uhr nachmittags noch einmal nach Greenwich zu den Wyatts. Sie folgte dabei einem Gefühl, das im Lauf des Vormittags immer stärker geworden war. Karlsson sagte sie nichts davon, und sie kündigte sich auch nicht telefonisch an, obwohl ihr klar war, dass mit großer Wahrscheinlichkeit niemand zu Hause sein würde. Als sie dann aber an der Wohnung ankam, sah sie Aisling durch das große Erdgeschossfenster am Klavier sitzen und spielen. Selbst von draußen konnte Frieda erkennen, dass Aisling zwar die Hände routiniert über die Tasten gleiten ließ, ihre Sitzhaltung aber eher verkrampft wirkte. Als Frieda schließlich klingelte, brach das gedämpfte Klavierspiel abrupt ab. Ein paar Sekunden später ging die Tür auf.
    »Ja?«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unangemeldet überfalle«, sagte Frieda. »Wir kennen uns bereits.«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    Aisling schien nicht recht zu wissen, wie sie reagieren solle. Ihr Gesicht sah angespannt aus, und sie hatte kleine Fältchen um den Mund, die Frieda beim letzten Mal nicht aufgefallen waren. »Die Kinder kommen bald aus der Schule«, erklärte sie, bat ihre Besucherin aber trotzdem herein. Frieda trat in die blitzblanke Weite des Erdgeschosses, das ihr eher wie ein Ausstellungsraum als ein Wohnzimmer erschien. Es war kaum zu glauben, dass die Wyatts Kinder hatten. Frieda fragte

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