Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
hätte ich ihn mit Sicherheit durchschaut.«
»Gehört hatten Sie auch nie von ihm?«
»Nein.
»Hat Ihre Mutter Ihnen nicht erzählt, dass sie Arbeiten am Haus durchführen lassen wollte?«
»Hätte sie es mir erzählt, dann hätte ich ihr geraten, verschiedene Angebote einzuholen. Ich kenne mich mit solchen Baupfuschern aus. Was ist mit den anderen Männern, mit denen er zusammengearbeitet hat? Können Sie die nicht belangen?«
»Das haben wir selbstverständlich versucht. Es existieren keinerlei Unterlagen über sie. Uns liegen keine Namen vor, keine Telefonnummern, nichts.«
»Dann waren das wahrscheinlich Polen.«
»Wussten Sie, dass das Dach Ihrer Mutter undicht war?«, fragte Yvette.
»Nein, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Was soll das alles? Der Kerl hat sie beschissen, und jetzt ist er tot. Sie hatte Glück im Unglück.«
»Ihnen war also nicht bekannt«, ergriff Karlsson wieder das Wort, »dass er im Auftrag Ihrer Mutter das Haus renoviert hat?«
»Von wegen renoviert! Das war doch nur ein Vorwand, um an unser Geld heranzukommen.«
»Das Geld Ihrer Mutter.«
»Ihr Geld, unser Geld. Wir sind eine Familie.«
»Sie wussten nichts von den Renovierungsmaßnahmen, und Sie sind Mister Poole nie persönlich begegnet, korrekt?«
»Korrekt.« Jeremy Orton warf einen Blick auf seine Uhr.
»Weil Sie Ihre Mutter seit letztem Sommer nicht mehr besucht hatten?«, mischte Yvette sich ein. Karlsson warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Diese Therapeutin « – er sprach das Wort voller Abscheu aus – »hat deswegen schon auf mir und Robin herumgehackt. Mir ist klar, was sie uns damit sagen wollte. Aber wir sind nun mal beide sehr beschäftigt. Wir tun, was wir können.«
»Sie hatten also keine Ahnung, dass Ihre Mutter ihr Testament ändern lassen wollte?«
»Das wollte sie keineswegs. Sie stand nur völlig unter dem Einfluss dieses Mannes und war in einem sehr verwirrten Zustand.«
»In dem neuen Testament hätte sie ihm ein Drittel ihres Vermögens hinterlassen.«
»Davon habe ich erst im Nachhinein erfahren. Ich habe Ma deswegen ganz schön den Kopf gewaschen. Etwas derart Dummes macht sie nicht noch mal.«
»Wir bräuchten von Ihnen ein paar Auskünfte über Ihre Aktivitäten während der letzten Januarwoche«, erklärte Yvette.
»Wie bitte?«
»Nur fürs Protokoll. Könnten Sie uns bitte sagen, wo Sie sich während der letzten zehn Januartage jeweils aufgehalten haben?«
Jeremy Orton starrte sie und Karlsson ungläubig an. Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«
»Und falls es Zeugen gibt, die Ihre Angaben bestätigen können, wären deren Namen hilfreich, damit wir sie überprüfen können.«
»Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass ich mit dieser Sache etwas zu tun habe?«
»Wir stecken nur das Terrain für unsere Ermittlungen ab. Reine Routine.«
Jeremy Orton erhob sich. »Virginia!«, bellte er. »Bringst du mir mal meinen Terminkalender?«
Viereinhalb Stunden später waren Karlsson und Yvette in Cardiff. Robin Orton wohnte mit Blick aufs Meer, wenn auch wesentlich bescheidener als sein Bruder. Sein Wagen parkte auf der Straße vor dem Haus. Seine Frau war in der Arbeit. Den Tee servierte er ihnen nicht in edlen Tassen, sondern in großen Bechern. Fotos von seinen Kindern waren zwar vorhanden, aber da es keinen Flügel gab, hingen sie an der Wand.
Robin Orton war kleiner als sein Bruder. Auf Karlsson wirkte er, als hätte er in kurzer Zeit sehr viel Gewicht verloren. Die Haut seines Gesichts hing schlaff herab, und seine überweite Hose wurde von einem schwarzen Ledergürtel zusammengehalten.
Sie stellten ihm die gleichen Fragen, auf die er mehr oder weniger die gleichen Antworten gab wie sein Bruder. Nein, von den Renovierungsarbeiten am Haus habe er nichts gewusst. Nein, von der Testamentsänderung auch nicht, aber wenn sie seine Meinung hören wollten – es sei eine absolute Schande, dass Typen wie dieser Poole es schafften, sich in den Häusern alter Frauen einzunisten. Nein, er habe seine Mutter schon länger nicht mehr gesehen. Was sie beide das überhaupt angehe. Seine Mutter habe ihrerseits ja auch keine größeren Anstrengungen unternommen, ihn in Cardiff zu besuchen. Außerdem interessiere sie sich seit jeher mehr für Jeremy als für ihn, und wenn sie beide wirklich seine Meinung hören wollten: Sie hätte das Geld, das sie jedem Betrüger, der an ihre Tür klopfte, so bereitwillig in die Hände drückte, auch
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