Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
der Oberlippe klebte.
»Mir kommt sie inzwischen viel glücklicher vor.«
»Wegen der Plüschtiere?«
»Für sie sind es keine Plüschtiere, sondern lebendige Wesen, die sie verhätscheln und lieben kann und die ihre Liebe erwidern. Das ist schließlich genau das, was sich die meisten von uns wünschen.«
»Stimmt«, bestätigte Jack in düsterem Ton.
»Erzähl mir von Carrie. Du hattest inzwischen zwei Sitzungen mit ihr, oder? Wie ist es gelaufen?«
»Gut.« Jacks Miene hellte sich auf. Er brach ein großes Stück von dem bröseligen Muffin ab und schob es sich in den Mund. »Dabei war ich vorher schrecklich nervös, fast als hätte ich einen Bühnenauftritt vor mir. Allein schon für die Entscheidung, was ich anziehen soll, habe ich eine Ewigkeit gebraucht, was sonst gar nicht meine Art ist.«
»Das ist ganz normal«, meinte Frieda. »Aber dann lief es gut?«
»Ich war eine geschlagene Stunde vor ihr im Warehouse. Paz konnte es gar nicht fassen. Carrie kam ebenfalls lächerlich früh. Und sie war extrem nervös, Frieda. Bei ihrem Anblick habe ich mich wegen meiner eigenen Nervosität sofort geschämt. Ich hatte dabei nur an mich gedacht, obwohl es für sie doch viel härter war. Sie kam rein, ließ sich mir gegenüber nieder und trank erst mal einen großen Schluck Wasser. Ich erklärte ihr, dass ich zwar über einen Teil der Ereignisse informiert sei, die sie zu mir geführt hätten, es aber gerne in ihren eigenen Worten hören würde. Da fing sie an zu weinen.«
»Was hast du gemacht?«
»Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte sie in den Arm genommen. Aber du wärst stolz auf mich gewesen: Ich habe gar nichts gemacht.«
Frieda musterte ihn argwöhnisch. Meinte er das sarkastisch? »Wie ging es dann weiter?«
»Ich habe ihr ein Papiertaschentuch gereicht. Nachdem sie sich ausgeweint hatte, entschuldigte sie sich. Ich gab ihr zur Antwort, sie müsse sich nicht entschuldigen, in den Sitzungen bei mir könne sie sagen, was sie wolle, und jedes Gefühl herauslassen. Das Problem ist, dass sie gar nicht genau weiß, was sie empfindet – ob Trauer oder Wut, Schuldgefühle oder Scham, oder einfach nur Bedauern über die tragische Tatsache, dass sie keine Kinder hat, obwohl ihr einziger Wunsch im Leben immer war, Mutter zu werden.«
»Wahrscheinlich alles zusammen.«
»Ja. Außerdem hat sie sich meiner Meinung nach derart daran gewöhnt, für Alan immer die Starke zu sein, dass sie jetzt gar nicht weiß, wer sie ist oder wie sie sein soll. Ich glaube, sie muss erst wieder lernen, wo ihr Platz in der Welt ist.«
»Klingt, als wäre es gut gelaufen.«
»Ich weiß noch immer nicht, woran man eigentlich merkt, ob es gut gelaufen ist oder nicht. Beim zweiten Mal hat sie, kurz bevor sie ging, davon gesprochen, dass es ihr anfangs lieber gewesen wäre, mit jemandem wie dir zu reden, dass sie inzwischen aber gemerkt habe, dass sie mit einem männlichen Therapeuten doch besser klarkomme.«
»Also mit dir .«
»Hast du damit ein Problem?«
»Nein, ich kann das gut nachvollziehen.« Sie trank einen Schluck von ihrem grünen Tee. Die Frau im Laden schnitt gerade die in Plastik eingeschweißten Zeitungsstapel auf und räumte sie in die Ständer. »Ich will meine geliebte Ratte zurück«, lautete eine Schlagzeile.
»Sie hat gesagt, anfangs habe sie dich gehasst«, fuhr Jack fort. »Sie hat dir die Schuld an allem gegeben, was ihr passiert ist, aber … Frieda? Was hast du?«
Frieda deutete auf eine der Boulevardzeitungen, den Daily Sketch .
»Ach, du meine Güte!«, stöhnte Jack. »Schon wieder was über dich? Ignorier es einfach. Dieses Geschmiere ist es doch gar nicht wert, dass man sich damit beschäftigt.«
»Ich kann das nicht ignorieren«, widersprach Frieda. Sie nahm die Zeitung aus dem Ständer und kehrte damit an den Tisch zurück.
»Wenigstens ist es nicht die Titelstory«, bemerkte Jack.
In der Titelstory ging es um einen Rockstar auf Drogenentzug. Den unteren Teil der Titelseite nahm ein kleinerer Artikel ein: »Fragwürdige Frau Doktor als Beraterin bei verbockter Mord-ermittlung.« Daneben prangte ein Foto von Frieda.
»›Fragwürdig‹«, sagte Jack, »fällt das nicht unter Verleumdung?«
»Immerhin musste ich vor einem medizinischen Untersuchungsausschuss antreten. Vielleicht reicht das schon.«
»Dafür ist das Foto hübsch.«
»Jemand hat die Aufnahme ohne mein Wissen gemacht«, entgegnete Frieda, »irgendwo auf der Straße. Anscheinend hat mich irgendeiner von denen
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