Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Wohnung?«
Karlsson zog den Schlüsselbund heraus. »Irgendwo hier«, antwortete er. »Ich komme mir vor wie der Gefängniswärter in einem alten Spielfilm.«
»Wie entscheiden Sie, wann es an der Zeit ist aufzugeben?«, erkundigte sich Newton, während sie nach unten gingen.
»Brauchen Sie diese Information für Ihren Bericht?«, wollte Karlsson wissen.
»Ich bin nur neugierig.«
»Das lässt sich nie an einem bestimmten Zeitpunkt festmachen. Irgendwann verliert der Fall seine Dringlichkeit, und die Leute werden neuen Fällen zugeteilt.«
Nachdem Karlsson aufgesperrt hatte, betraten sie den Wohnraum von Janet Ferris. Frieda fand diesen verlassenen Raum um einiges trauriger als den von Robert Poole. Auf dem Tisch stand eine Tasse, daneben lag ein Buch. Einen Augenblick stellte Frieda sich Janet vor, wie sie hereinkam und nach dem Buch griff, verdrängte den Gedanken aber gleich wieder. Das lenkte sie jetzt nur ab. Stattdessen ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Sie hatte das Gefühl, nach etwas Ausschau zu halten – und plötzlich entdeckte sie es. Sie drehte sich nach Karlsson um. »Sehen Sie das Bild da? Mit den Fischen?«
»Ja.«
»Gefällt es Ihnen?«
Er lächelte. »Ich finde es sehr schön, aber Sie werden es trotzdem hier lassen müssen. Das ist heutzutage alles streng geregelt, wir dürfen uns nicht selbst bedienen.«
»Als ich das erste Mal in Pooles Wohnung war, hing dieses Gemälde dort, nicht hier.«
»Wirklich?«
»Sie haben doch den Zeitungsartikel gelesen. Janet Ferris zufolge hat Poole ihr des Öfteren Sachen geliehen. Unter anderem gab – oder lieh – er ihr ein Bild, und sie ihm eines von den ihren. Laut dem Zeitungsartikel hat sie es nach seinem Tod zurückgebracht und sich dafür ihr eigenes wieder geholt.«
Karlsson runzelte die Stirn. »Das heißt, sie hat an einem Tatort etwas verändert.« Als er Friedas Blick begegnete, fügte er rasch hinzu: »Wobei es ja wie gesagt kein richtiger Tatort war. Sie hat also im Grunde keinen Schaden angerichtet.«
»Wir sollten noch mal hinaufgehen«, meinte Frieda.
In Pooles Wohnung zurückgekehrt, stellte Frieda sich erneut in die Mitte des Raums. Nachdenklich betrachtete sie die Bilder an Robert Pooles Wänden. Es waren fünf: der Eiffelturm, eine Madonna mit Kind, eine Sonne über dem Meer, ein Mohnblumenfeld und eine Pinie mit Mond dahinter. Frieda zog ein Paar durchsichtige Plastikhandschuhe aus der Tasche und streifte sie über. »Die habe ich mir in der Apotheke gekauft«, erklärte sie und fügte mit einem Blick auf Newton hinzu: »Keine Sorge, ich habe nicht vor, sie dem Steuerzahler in Rechnung zu stellen.«
Sie trat vor das Bild mit der Madonna, nahm es von der Wand und ging damit hinüber zum Schreibtisch, wo sie es vorsichtig ablegte. Dann wandte sie sich an Karlsson: »Was sehen Sie?«
»Ein ziemlich scheußliches Bild«, antwortete Karlsson. »Ich glaube nicht, dass es sich lohnen würde, es zu stehlen. Ich hätte lieber das mit den Fischen.«
»Nein, das meine ich nicht«, sagte Frieda. »Sehen Sie sich die Stelle an der Wand an, wo das Bild hing.« Sie nahm das Bild wieder vom Tisch und hielt es neben das helle Rechteck an der Wand. »Die Größe stimmt nicht überein.«
»Aber …«, begann Karlsson, sprach dann aber nicht weiter.
»Vielleicht hing hier ja das Fisch-Gemälde, bis die Frau es sich wieder geholt hat«, mutmaßte Newton.
»Aber das hing hier doch nur für ein paar Wochen«, erwiderte Frieda. »Es dauert Jahre, bis sich solche Ränder bilden.«
»Ich verstehe nicht, was das Ganze soll«, mischte Karlsson sich ein. »Vielleicht brauchte Poole einfach mal ein bisschen Veränderung und hat die Bilder umgehängt.«
»Sie haben recht, das ist durchaus möglich. Mal sehen.« Frieda nahm das Pinien-Bild von der Wand.
»Das Rechteck dahinter hat ebenfalls eine andere Form«, stellte Karlsson fest, »sehen Sie?«
Daraufhin nahm Frieda auch die restlichen drei Gemälde der Reihe nach von der Wand. In allen Fällen war die helle Fläche kleiner als das Bild.
»Na bitte«, sagte Karlsson, »Poole hat seine Bilder umgehängt, bevor er verschwand. Ich weiß nur nicht, ob es die Mühe wert war, deswegen die ganze Strecke nach Balham herauszufahren.«
Frieda gab ihm keine Antwort. Wortlos sah sie erst Karlsson und dann Newton an. Auf ihrem Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus.
»Die hellen Stellen dürften nicht alle kleiner sein.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher