Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
herbemühen müssen«, wandte Frieda sich an ihn, »ich wollte nur, dass mir jemand aufschließt.«
»Ich war neugierig. Ich wollte sehen, was Sie im Schilde führen.«
»Und ich wollte sehen, was eine Beraterin so macht«, fügte Newton hinzu.
»Ich dachte, Sie wären selbst so eine Art Berater«, gab Frieda zurück.
»Tun Sie einfach so, als wäre ich gar nicht da.«
»Ach ja, übrigens«, sagte Karlsson, »es gibt etwas Neues.« Nach dieser kurzen Einleitung erzählte er ihr gleich an Ort und Stelle – vor Janet Ferris’ Haustür – von Beth Kersey und ihrer Beziehung zu Robert Poole. Frieda hörte ihm mit gerunzelter Stirn zu.
»Damit wäre wohl geklärt, wo Poole die fehlenden Tage verbracht hat«, mutmaßte sie.
»Möglicherweise.«
»Sie müssen die Frau unbedingt finden.«
»Ja, das haben wir vor.«
»Und über ihre Krankengeschichte müssen Sie sich auch genau informieren.«
»Auf diese Idee sind wir ebenfalls gekommen.«
»Wenn Sie den Namen des Psychiaters wissen, bei dem sie in Behandlung war, könnte ich vielleicht inoffiziell mit ihm reden.«
»Wir werden sehen.«
»Ich dachte immer, das Ziel polizeilicher Ermittlungen sei es, die Zahl der Verdächtigen per Ausschlussverfahren zu reduzieren«, erklärte Frieda, »aber in diesem Fall tauchen immer neue Verdächtige auf.«
»In diesem Fall«, entgegnete Karlsson, »ist es schwierig, die Verdächtigen von den Opfern zu unterscheiden. Aber wenigstens denken Sie dadurch nicht mehr so viel an Dean Reeve.«
»Ich denke jeden Tag an Dean Reeve«, fuhr sie ihn an, wobei ihre Miene fast grimmig wirkte, »und wenn ich schlafe, träume ich von ihm.«
»Was soll ich sagen?«, meinte Karlsson. »Es tut mir leid. Aber nun verraten Sie mir erst mal, warum wir hier sind. Was haben Sie vor?«
»Ich wollte mir Pooles Wohnung auch noch einmal ansehen«, antwortete Frieda.
»Na dann, sehen wir sie uns an.« Karlsson zog einen Schlüsselbund heraus und inspizierte die Papierschildchen, mit denen die Schlüssel versehen waren. Niemand sagte etwas, während sie ins Haus gingen und die Treppe zu Pooles Wohnung hinaufstiegen. Als sie eintraten, nahm Frieda gleich diesen typischen, leicht muffigen Geruch unbewohnter Räume wahr – der Geruch eines Ortes, an dem nichts mehr bewegt wird, kein Fenster geöffnet und keine Luft geatmet. Im Hauptraum blieben sie stehen. Frieda fühlte sich gehemmt, sie hätte sich die Wohnung lieber allein angesehen. »Haben Sie die Fotos dabei?«, fragte sie.
Karlsson nahm eine Akte aus der Tasche. »Diese Aufnahmen wurden gemacht, nachdem Janet Ferris’ Leiche gefunden wurde.«
»Das bringt mir nichts«, entgegnete Frieda. »Was ist mit vorher, als Sie das erste Mal hier waren?«
»Da haben wir keine Fotos angefertigt.«
»Warum nicht? War das hier denn kein Tatort?«
»Nein, war es nicht. Und wenn doch, dann wussten wir das zu dem Zeitpunkt noch nicht. Außerdem hatten wir ja den Raum selbst, also brauchten wir keine Fotos davon zu machen.«
»Schon gut«, sagte Frieda.
Sie hatte in der Mitte des Raums Stellung bezogen und blickte sich von dort aus langsam um, als versuchte sie möglichst alles zu erfassen.
»Wonach suchen Sie?«, fragte Newton.
»Halten Sie den Mund«, fuhr Frieda ihn an, entschuldigte sich aber sofort: »Tut mir leid, war nicht so gemeint. Bitte geben Sie mir einen Moment.«
Daraufhin herrschte eine ganze Weile Schweigen. Die beiden Männer musterten sich wie zwei verlegene, zu früh eingetroffene Partygäste, die nun nicht wussten, was sie miteinander anfangen sollten. Schließlich wandte Frieda sich an Karlsson. »Wenn Sie jetzt die Augen schließen würden, könnten Sie dann alles hier in diesem Raum beschreiben?«
»Keine Ahnung. Das meiste wohl schon.«
Frieda schüttelte den Kopf. »In meinen ersten Jahren als Therapeutin habe ich mir nach meinen Sitzungen kaum Notizen gemacht. Ich war der Meinung, dass ich die wichtigen Punkte schon behalten würde. Die Tatsache, dass ich mir etwas merkte, betrachtete ich sozusagen als Hinweis darauf, dass es wichtig war. Später habe ich meine Meinung dann geändert. Inzwischen schreibe ich alles auf, was ich für wichtig halte.« Sie zog ein frustriertes Gesicht. »Ich weiß nicht … Irgendetwas ist hier faul, aber ich bekomme es nicht recht zu fassen.«
»Was ist faul?«, fragte Karlsson.
»Wenn ich das wüsste …«, entgegnete sie, hielt dann aber mit gerunzelter Stirn inne. »Können wir hinuntergehen? Haben Sie auch den Schlüssel für ihre
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