Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
richten wir eine Art Ablagesystem für Sie ein. Dann schauen wir, was an Unterlagen vorhanden ist. Sämtliche Belege, die Sie aufbewahrt haben, sind da von Nutzen. Darauf aufbauend werde ich versuchen, die Lücken zu schließen und mir ein System für Sie auszudenken, mit dem Sie in Zukunft auch alleine klarkommen sollten. Einverstanden?«
»Ich fühle mich schon jetzt in guten Händen«, antwortete Olivia und strahlte ihn an. Frieda fragte sich, ob sie vielleicht irgendein neues Medikament nahm.
»Gut«, sagte Harry.
Frieda musterte ihn eindringlich, konnte in seiner Miene aber keine Spur von Spott oder Verachtung entdecken. Er kam ihr eher vor wie ein Arzt, der mit einer Patientin sprach, und nicht wie ein Finanzberater im Gespräch mit einer Klientin.
»Na dann!«, rief Olivia, während sie mit einer schwungvollen Bewegung nach der Weinflasche griff und sich auch gleich ein Glas schnappte.
»Für mich nur Tee«, sagte Harry. Er warf einen raschen Blick zu Frieda hinüber. »Werden Sie noch da sein, wenn wir fertig sind?«
»Das kommt darauf an, wie lange ihr braucht.«
»Eine Stunde, schätze ich.«
»Dann bin ich noch da.«
»Gut. Ich würde Ihnen nämlich gerne etwas sagen.«
Frieda half Kieran, das Geschirr zu kleben. Ein paar Teile kamen ihr bekannt vor. Zum Beispiel die alte Servierplatte mit dem orientalischen Muster, die zu einem Service ihrer Großmutter gehört hatte. Anscheinend war es an David übergegangen und durch ihn in die hektischen Hände von Olivia geraten. Genau wie die weiße Porzellanteekanne, deren Henkel Kieran gerade fachmännisch wieder anklebte, um anschließend ganz vorsichtig den winzigen Klebstoffring abzuschleifen, der sich beim Trocknen bildete. Frieda erinnerte sich daran – oder glaubte zumindest, sich daran erinnern zu können –, wie ihre Mutter immer den Tee damit ausgeschenkt hatte. Für sie war es ein seltsames Gefühl, diese Dinge in Scherben auf Olivias unordentlichem Tisch liegen zu sehen, aber gleichzeitig empfand sie die Art, wie Kieran sie wieder zusammenfügte, als irgendwie tröstlich. Er spürte ihren Blick und hob den Kopf. »Das ist eine sehr befriedigende Arbeit«, sagte er, »und auch sehr beruhigend.«
Frieda ging durch den Kopf, dass er sich für einen Mann, der Ruhe schätzte, mit Olivia eine ziemlich rastlose Partnerin ausgesucht hatte. Offenbar konnte er ihre Gedanken lesen, denn wie aufs Stichwort sagte er: »Olivia tut mir gut.«
»Das freut mich«, antwortete Frieda. Sie entschuldigte sich für einen Moment und ging in die Diele hinaus, um Chloë anzurufen. Nach endlosem Läuten schaltete sich die Mailbox ein. Frieda hinterließ keine Nachricht und war schon im Begriff, ihr Handy wieder auszuschalten, als es in ihrer Hand vibrierte.
»Frieda?«
»Ja. Wo bist du, Chloë?«
»Wie meinst du das?«
»So, wie ich es sage. Wo bist du?«
»Zu Hause, wo sonst. Warum?«
»Du bist zu Hause?«
»Ist mit dir irgendwas?«
»Ich dachte, du wärst unterwegs.«
»Wovon redest du?«
»Das ist ja absurd. Moment.«
Sie sprintete die Treppe hinauf und klopfte an Chloës Tür. Chloë öffnete sie nur einen Spalt weit und spähte mit perplexer Miene zu Frieda hinaus.
»Frieda? Jetzt kapier ich gar nichts mehr.«
»Ich war unten. Ich bin schon seit sechs da. Olivia dachte, du wärst unterwegs.«
»Tja.«
»Dabei warst du die ganze Zeit im Haus.«
»Ja.«
»Warum hast du Olivia nicht gesagt, dass du da bist?«
»Sie hat mich nicht danach gefragt. Ich glaube auch nicht, dass es sie interessiert hätte.«
»Wann bist du denn heute aus der Schule gekommen?« Frieda registrierte den missmutigen Gesichtsausdruck ihrer Nichte. »Warst du überhaupt in der Schule?«
»Ich hatte Kopfschmerzen.«
»Weiß deine Mutter das?«
Chloë zuckte nur mit den Schultern. Die Tür ging ein Stück weiter auf. Frieda sah, was für eine Unordnung in dem Raum herrschte. »Warst du gestern in der Schule?«
»Was soll das werden? Ein Verhör?«
»Warst du?«
»Eher nicht.«
»Warum nicht?
»Ich hatte keine Lust.«
»Wann warst du das letzte Mal in der Schule?«
»Am Montag. Für ein paar Stunden.«
»Und Olivia weiß nichts davon?«
»Nein, es sei denn, du sagst es ihr.«
Frieda schwieg einen Moment. Sie betrachtete Chloës Gesicht und das Chaos in ihrem Zimmer. »Morgen gehst du zur Schule«, erklärte sie entschieden, »und abends um sieben hole ich dich hier ab und führe dich irgendwohin zum Essen aus. Dann können wir reden. In Ordnung?«
Wieder zuckte
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