Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
richtig glücklich.«
Mit einem zornigen Schnauben wandte sie den Kopf ab, damit Frieda die Tränen nicht sah.
»Er muss doch irgendeine Erklärung abgegeben haben.«
»Nein, er hat nur gesagt, es sei gut gewesen, aber nun sei es vorbei. Wenn ich daran denke, was ich alles für ihn aufgegeben habe – wie ich mich um ihn gekümmert und dafür gesorgt habe, dass er sich in seiner Welt sicher fühlen konnte. Ich habe ihn geliebt und war der festen Überzeugung, dass er mich auch liebte. Was auch passieren würde, wir hatten einander. Dann ist er einfach gegangen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen – und was ist mir jetzt noch geblieben? Er hat mir alles genommen: meine Liebe, mein Vertrauen, meine gebärfähigen Jahre. Das verzeihe ich Ihnen nie. Nie.«
Frieda nickte. Ihre Wut auf Carrie war längst verraucht.
»Wissen Sie, Alan hat ein schreckliches Trauma durchgemacht«, erklärte sie. »Vielleicht musste er einfach für eine Weile raus aus seinem alten Leben, weil er es nach dieser ganzen Sache nicht mehr ertragen konnte. Deswegen ist er davor weggerannt, aber das bedeutet ja nicht, dass das auf Dauer so bleiben wird. Das Wichtigste ist, dass Sie den Kontakt zu ihm nicht verlieren und die Türen offen halten.«
»Und wie soll ich das anstellen?«
»Spricht er denn nicht mit Ihnen?«
»Er ist weg. Spurlos verschwunden.«
Frieda war plötzlich kalt, obwohl der Heizkörper neben ihr Hitze verströmte.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht einmal wissen, wo er sich aufhält?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Er hat Ihnen keine Adresse hinterlassen?«
»Er hat nur ein paar Klamotten und die Werkzeugtasche mitgenommen, die sein psychopathischer Bruder ihm kurz vor seinem Selbstmord geschenkt hat. Ach ja, und fast das ganze Geld auf seinem Konto. Ich habe mir seine Auszüge angesehen. Ich habe versucht, ihn aufzuspüren, aber er will offenbar nicht gefunden werden.«
»Verstehe«, sagte Frieda.
»So, nun kennen Sie den Grund für meine Beschwerde: Sie haben mir mein Leben gestohlen. Sie mögen ja den kleinen Jungen gefunden und Deans Frau gerettet haben, auch wenn die wohl gar nicht gerettet werden wollte, aber meinen Alan haben Sie verloren.«
Carrie erhob sich und knöpfte ihre Jacke zu. Auf der Oberfläche ihres Milchkaffees, den sie nicht angerührt hatte, bildete sich bereits eine Haut. Frieda sah ihr nach, als sie ging, konnte sich aber mehrere Minuten lang nicht bewegen. Reglos saß sie da, die Hände auf der Tischplatte, das Gesicht starr wie ein Maske.
6
B eim Verlassen des Instituts war Frieda so tief in Gedanken versunken, dass sie ihre Umgebung kaum wahrnahm. Als sie plötzlich eine Hand an ihrer Schulter spürte, dachte sie für einen Moment, sie hätte jemanden angerempelt.
»Entschuldigung«, begann sie, riss dann aber erstaunt die Augen auf. »Was, zum Teufel, machen denn Sie hier?«
Karlsson musste lachen. Beim Anblick von Friedas gerunzelter Stirn besserte sich seine eigene schlechte Laune schlagartig. »Es tut gut, Sie nach so vielen Monaten mal wiederzusehen«, stellte er fest. »Ich wollte mit Ihnen sprechen.«
»Das ist gerade kein guter Zeitpunkt«, erklärte Frieda.
»Kann ich mir vorstellen«, gab Karlsson zurück. »Ich habe Carrie Dekker ein paar Minuten vor Ihnen herauskommen sehen.«
»Aber aus welchem Grund sind Sie überhaupt hier?«
»Sehr charmant. Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben.«
»Karlsson!« Friedas Ton klang warnend. Er hatte sie nie dazu gebracht, ihn beim Vornamen zu nennen.
»Ich konnte Sie nicht erreichen. Warum schalten Sie Ihr Handy nie an?«
»Ich höre meine Nachrichten nur einmal die Woche ab.«
»Immerhin haben Sie sich mittlerweile dazu durchgerungen, sich eines zuzulegen. Ich habe oben in der Klinik mit Ihrer Freundin Paz gesprochen. Von ihr weiß ich, was hier heute auf dem Programm stand. Warum haben Sie mich nicht angerufen?« Er blickte sich um. »Sollen wir irgendwo einen Kaffee trinken?«
»Ich war gerade mit Carrie in der Kantine. Alan hat sie verlassen. Wussten Sie das?«
»Nein«, antwortete Karlsson, »ich habe keinen Kontakt mehr mit ihr.«
»Und wenn ich sage ›verlassen‹, dann meine ich wirklich verlassen. Er ist einfach weg. Finden Sie das nicht seltsam? Wo er doch so ganz und gar abhängig von ihr war und sie so vergöttert hat?«
»Er stand unter großem Druck. Manchmal müssen Menschen einfach raus.« Er verzog ein wenig das Gesicht, was Frieda nicht entging. Ebenso wenig entgingen ihr die neuen
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