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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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das Buch für Hobbygärtner benutzt, das er bei einem seiner Besuche dagelassen hatte. Die Wochentage, auf die das Datum jeweils fiel, hatte sie nicht hinzugefügt – das wäre zu kompliziert gewesen, außerdem hatte sie den Kalender im September gemacht, und inzwischen war schon das nächste Jahr angebrochen, 2011: Februar 2011.
    In jedes der Kästchen schrieb sie, was sie an dem betreffenden Tag gemacht hatte. Damit gab sie nichts preis, denn sie notierte niemals wirklich wichtige Dinge. Sie schrieb: »20 Liegestütze«, »2 Tassen Tee« oder »schlimme Migräne«, solche Sachen. Ihr waren die Migränetabletten ausgegangen, aber er würde ihr welche mitbringen, wenn er kam. An den Tagen, an denen er bei ihr war, machte sie nur ein kleines Sternchen in die rechte obere Ecke des jeweiligen Kästchens. Deshalb wusste sie, dass sein letzter Besuch drei Wochen und drei Tage zurücklag. So lange war er noch nie weggeblieben, nicht einmal, wenn er eine Mission auszuführen hatte.
    Der Baum für den Monat Februar war eine Buche, auch wenn das nur wenige Menschen außer ihr erkannt hätten, weil seine Äste kahl waren. Ihr gefiel die glatte graue Buchenrinde und die sich nach oben verjüngende Säule des Stamms. Dort, wo der Stamm sich gabelte, hatte sie winzig klein die Initialen ihres und seines Namens eingezeichnet. Niemand würde diese Buchstaben je bemerken, aber sie selbst wusste, dass sie da waren – wie von einem Liebenden in die Rinde eingeritzt. So machte sie das bei jedem Baum, immer an einer anderen Stelle. Es war eine Art Geheimcode. Nicht einmal ihm hatte sie davon erzählt, weil er es bestimmt nicht gut fände, aber wenn das alles vorüber war, würde sie es ihm verraten. Bestimmt legte er dann den Arm um ihre Schulter und küsste sie auf den Scheitel oder die Stelle knapp unterhalb ihres Ohrs. Er würde ihr sagen, wie stolz er auf sie war, weil sie seinetwegen so viel ertragen hatte. Er brauchte sie. Vorher hatte kein Mensch sie je gebraucht. Nur aus diesem Grund hatte sie alles aufgegeben: ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Behaglichkeit, ihre Sicherheit, sich selbst.
    Sie lehnte das Gesicht ans Fenster und blickte zum Himmel hinaus, dessen Grauton mit der Dämmerung immer dunkler wurde. Die Tage waren kurz und die Nächte lang, und es war kalt. Sie wollte, dass er endlich kam.

13
    A m nächsten Morgen stand Frieda schon um kurz nach sieben in der Tür eines hell erleuchteten Kellerraums des Polizeipräsidiums. Es war ein fensterloser, kalter Raum, der sogar unter-irdisch roch: Ein Hauch von Fäulnis und Verwesung hing in der Luft. Der Geruch stammte von dem Unrat aus der Gasse, der mit sichtlicher Sorgfalt auf sämtlichen Oberflächen verteilt worden war. Jeder Gegenstand hatte sein eigenes Fleckchen gefunden.
    »Da wären wir«, murmelte Karlsson, »Sie wollten das Zeug ja unbedingt sehen.«
    »Irgendetwas Interessantes dabei?«
    »Urteilen Sie selbst.« Er betrat den Raum, und Frieda folgte ihm. »Selbstverständlich haben wir nach Spuren von Blut und anderen Körperflüssigkeiten Ausschau gehalten, aber falls überhaupt so etwas vorhanden war, dürften es die Regenschauer und der schmelzende Schnee längst weggewaschen haben. Falls der Leichnam tatsächlich in dieser Gasse lag, müsste das vor rund zwei Wochen gewesen sein. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir seinen fehlenden Finger gefunden hätten.«
    »Andere Spuren gab es nicht?«
    »An was dachten Sie denn? Eine Brieftasche voller Kreditkarten oder einen Schlüsselbund mit einem Adressanhänger? Fehlanzeige. Aber wir haben eine Liste mit sämtlichen Fundstücken.« Er wedelte mit einem Blatt vor ihr herum. »Die Jungs waren sehr fleißig. Sie haben das Zeug sogar in Kategorien eingeteilt.« Er warf einen Blick auf das Blatt. »Zum Beispiel Alubehälter mit Resten von Huhn süß-sauer, so in dem Stil. Hier, bitte schön, ein Souvenir für Sie. Gegen neun fangen sie an, das Zeug wieder in Müllsäcke zu packen – dieser ganze Aufwand, nur um einen Haufen Müll umzutüten.«
    Frieda warf einen Blick auf die Liste: Überreste einer Katze ohne Schwanz, achtundvierzig Spritzen, zwei schmutzige Windeln, sieben Kondome … Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Obwohl klar war, dass es sich um eine forensische Untersuchung von Alltagsabfall handelte, übte die Sammlung eine seltsame Faszination auf sie aus. Schließlich wandte sie sich Karlsson zu. »Das war’s dann wohl, oder?«
    »Soweit es Crawford betrifft, ist der Fall abgeschlossen.

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