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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Brixton.«
    »Und?«
    »Warum lag der in der Gasse?«
    Karlsson lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Tja, es ist wirklich erstaunlich, wie weit die Leute heutzutage herumkommen«, antwortete er in liebenswürdigem Ton. »Sehen Sie mich an! Ich bin heute schon die ganze Strecke von Highbury zur Arbeit gefahren, und abends werde ich doch tatsächlich jemanden in Kensal Rise besuchen. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu Yvette. Sie fährt sogar von Harrow herein.«
    »Dieser Zettel lag in einer kleinen Gasse. Da kommen nicht viele Leute vorbei.«
    »Von wegen! Eine Menge Leute haben in dem Haus ihre Drogen gekauft. Manche setzten sich in der Gasse sogar ihre Spritzen.«
    »Mit Quittungen und Werbezetteln in der Tasche?«
    »Selbst Heroinsüchtige kaufen gelegentlich mal ein.«
    »Haben Sie die handgeschriebenen Notizen auf der Rückseite bemerkt?«
    Karlsson drehte den Zettel um und strich ihn glatt. »Bast«, las er laut vor. »Stroh. Kalk. Stein.«
    »Können Sie damit etwas anfangen?«
    »Ich tippe auf eine Einkaufsliste. Derjenige, der sie geschrieben hat, ist vielleicht begeisterter Hobbygärtner. Ausgehend von meinen eigenen einschlägigen Erfahrungen im letzten Jahr würde ich sagen, jemand hat vor, in seinem Garten Erdbeeren zu pflanzen.«
    »Was bedeuten die Buchstaben?«
    »D, SL, WL. Keine Ahnung, Frieda. Sagen Sie es mir!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Mal sehen. Dressing, Schnittlauch, Waschlotion. Oder Dorade, Schweinelendchen, Wildlachs. So sehr mir das auch Spaß macht, ich habe eigentlich keine Zeit dafür.«
    »Das ist mir schon klar.«
    Karlsson gab ihr den Zettel zurück. »Hören Sie, ich weiß, dass ich Sie zur Mithilfe überredet habe. Mir ist bewusst, dass Sie eine Menge Herzblut in die Sache gesteckt haben. Ihrer Meinung nach liegen wir falsch, was Michelle Doyce betrifft, ich weiß. Ich weiß auch, dass Hal Bradshaw ein Wichser ist und seine Theorie nichts als heiße Luft, garniert mit hochgestochener Sprache. Außerdem halte ich es für durchaus denkbar – oder sogar sehr wahrscheinlich –, dass Michelle Doyce den Mord nicht begangen hat. Aber ich schlage mich hier mit einem Verbrechen herum, das keinen interessiert, weil es sich beim Opfer um eine namenlose Leiche handelt und bei meiner einzigen Zeugin um eine Irre, die nur Unsinn redet und daher in einer psychiatrischen Klinik sitzt, wo sie auch hingehört. Zu allem Überfluss schaut mir ständig ein Unternehmensberater mit spitzen Schuhen über die Schulter, und mein Chef, der Polizeipräsident, drückt mir neue Fälle aufs Auge. Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
    Frieda hielt den Flyer hoch. »Dieser Spur folgen.«
    »Tut mir leid.«
    Frieda wollte gerade gehen, als ihr noch etwas einfiel. »Haben Sie ein Foto von der Leiche?«, fragte sie. »Mich interessiert nur das Gesicht.«
    »Natürlich«, antwortete Karlsson in argwöhnischem Ton. »Warum?«
    »Könnte ich eines haben?«
    »Sie wissen hoffentlich, dass Sie es nicht herumzeigen dürfen. Außerdem ist es kein schönes Foto.«
    »Trotzdem.«
    »Meinetwegen. Aber es sollte besser nicht auf Ihrer Facebook-Seite landen.«
    »Kann ich es gleich mitnehmen?«
    »Wenn Sie mir versprechen, dass Sie dann gehen.«
    Als sie hinaus auf den Gang trat, fielen ihr die Namen seiner Kinder wieder ein. Mikey und Bella, so hießen sie.

14
    F rieda setzte sich an ihren Schreibtisch, schlug den Skizzenblock auf und streichelte sanft über das körnige Papier, wie sie es immer tat, ehe sie zu zeichnen begann. Das hatte fast schon etwas von Aberglauben. Dann nahm sie das Foto aus seinem braunen Umschlag und legte es auf den Tisch. Die gelblichen Augen des toten Mannes starrten zu ihr empor. In Wirklichkeit aber konnten sie nicht mehr starren. Wenn man ein Gesicht betrachtet, konzentriert man sich meist auf die Augen, weil man das Gefühl hat, eine Person anzusehen, die in der Lage ist, den Blick zu erwidern. Aus diesen Augen aber sprach nur blicklose Leere. Der ganze Kopf war aufgedunsen und geschwollen. An der Schläfe und rechten Wange war das Fleisch aufgeplatzt.
    Frieda griff nach einem weichen Bleistift. Normalerweise zeichnete sie nie Gesichter oder Körper, sondern nur Gegenstände: Brücken, Ziegelsteine, Eisengeländer, alte Türen, angeschlagenes Keramikgeschirr und schiefe Kamine. Beim Anfertigen der Zeichnungen achtete sie für gewöhnlich auf die Details: die Makel, die Risse und Verfärbungen. Dieses Mal hingegen versuchte sie, die Makel

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