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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Kleinkind auf seinem Dreirad im Kreis fuhr. Der Junge steckte in einer dicken Steppjacke, und in dem eisigen Wind tropfte ihm die Nase.
    Frieda stieg die Treppe bis in den vierten Stock hinauf und ging dann einen betonierten Flur entlang, bis sie eine braune, mit Klopfer und Spion ausgestattete Tür erreichte. Sie klopfte und wartete. Eine Kette wurde gelöst, ein Auge spähte heraus.
    »Ja? Wer ist da?« Es war nicht die Stimme, mit der sie gerechnet hatte.
    »Ich wollte zu …« Fast hätte sie »Terry« gesagt, riss sich aber gerade noch am Riemen. »Joanna Teale. Ich habe meinen Besuch nicht angekündigt. Mein Name ist Frieda Klein.«
    »Die Psychologin?«
    Frieda war diejenige gewesen, die begriffen hatte, dass Dean Reeves Frau Terry in Wirklichkeit Joanna Teale war, die mehr als zwanzig Jahre zuvor als Schulmädchen entführt worden war. Außerdem hatte Frieda Karlsson gegenüber darauf beharrt, dass Joanna, nachdem man sie über Jahrzehnte hinweg ihrer Freiheit beraubt und einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, eher als Opfer zu sehen war und nicht so sehr als Täterin – auch wenn Joanna es den anderen manchmal schwer gemacht hatte, ihre Partei zu ergreifen. Sie war selbstgerecht und schnell gekränkt, hielt es ihrerseits aber nicht für nötig, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Ihren Eltern – die durch Joannas Wiederauftauchen fast so sehr aus der Bahn geworfen worden waren wie damals durch ihr Verschwinden – begegnete sie mit einer Art zornigem Desinteresse, ihrer älteren Schwester Rose mit Verachtung. Es war für sie alle eine schockierende Wiedervereinigung gewesen. Nach den ersten paar Wochen war Frieda auf Abstand gegangen und hatte sich seitdem von ihnen ferngehalten. Bis jetzt.
    Die Tür schwang auf. Auf der Türmatte stand eine junge Frau mit einem blonden, straff zurückgebundenen Pferdeschwanz und fast schon übertrieben formschönen Augenbrauen. Zu einem kurzen Rock trug sie dicke Stulpen und um den Hals einen gestreiften Baumwollschal, obwohl es Frieda in der Wohnung recht warm vorkam. »Ich bin Janine.« Sie hielt Frieda die Hand hin. »Kommen Sie doch herein.«
    »Ist Joanna hier?«
    »Sie spricht da drin gerade mit Rick.«
    »Rick?«
    »Rick Costello. Joanna, du hast Besuch!«
    »Wer ist es denn?« Heiser und leicht nuschelnd – das war die Stimme, die Frieda erwartet hatte.
    »Das errätst du nie! Wenn man vom Teufel spricht. Soll ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    »Könnten Sie mir erst mal verraten, wer Sie sind?«, entgegnete Frieda. »Sie scheinen mich zu kennen, aber ich kenne Sie definitiv nicht.«
    »Ich arbeite mit Joanna.«
    »Inwiefern?«
    »Ich helfe ihr dabei, ihre Geschichte zu erzählen.«
    »Ihre Geschichte?«, wiederholte Frieda bedächtig. »Sind Sie Schriftstellerin?«
    »Ich? Nein. Ich bin nur die PR -Frau, die von ihrem Verlag damit beauftragt wurde, dafür zu sorgen, dass sie das größtmögliche Publikum erreicht. Es ist eine so schreckliche Geschichte. Eine Tragödie und zugleich die Geschichte einer Rettung. Und ein echtes Monster kommt auch darin vor. Wie viel Kraft muss es sie gekostet haben, das alles zu überstehen! Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.« Janine bedachte Frieda mit einem wissenden Lächeln. »Ich bin über Ihre Rolle informiert.«
    Frieda zog ihren Mantel aus. Schlagartig hatte sie Kopfschmerzen, als wäre ein Band viel zu fest um ihren Schädel gewickelt. »Sie schreibt also ein Buch?«
    »Es ist schon fertig. Wir haben tagelang daran gearbeitet. Für mich ist es einfach ein Glücksfall, dass man mich damit betraut hat, ihr zu helfen. Aber als Therapeutin wissen Sie ja, wie man Menschen in die Lage versetzt, ihr Potenzial zu nutzen. Kommen Sie, hier hinein.«
    Janine führte Frieda in ein kleines Zimmer, in dem kaum Platz war für die große Ledercouch und den ausladenden Sessel. Eine Rauchwolke hing in der Luft – und im dichtesten Teil der Rauchwolke saß Joanna am einen Ende des Sofas, die nackten Füße unter den Körper gezogen. Als Frieda sie das letzte Mal gesehen hatte, war ihr dunkles Haar blond gefärbt gewesen. Jetzt schimmerte es in einem metallischen Kastanienbraun. Ihre Haltung aber wirkte noch genauso schlampig und ihr Gesicht genauso grob. Die Blässe ihrer Haut war mit einer dicken Schicht aus bräunlichem Make-up übertüncht. Im Mundwinkel hatte sie eine Zigarette hängen, und der Aschenbecher, der neben ihrem Ellbogen auf dem kleinen Tischchen stand, quoll bereits über. Ihr massiger Körper war in eine

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