Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
»waren Sie da überrascht, weil er sich das Leben genommen hat?«
Joannas Blick wanderte nervös zwischen Janine und Frieda hin und her. »Es hat mir gezeigt, dass er mich liebte und dass ihm klar war, wie sehr er mich missbraucht hatte. Sein Selbstmord war ein letztes Aufflackern von menschlichem Anstand.«
Brocken aus dem Buch flogen Frieda um die Ohren: Phrasen über Stärke, Gut und Böse, Überleben und Opfer. Sie versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. »Demnach hatten Sie nie den Eindruck, dass es untypisch für ihn war?«
Joanna starrte sie an. Nun hatte Frieda es doch geschafft, sie aus dem Konzept zu bringen. »Er hatte eben das Ende des Weges erreicht«, meinte sie achselzuckend.
»Haben Sie sich mit Alan getroffen?«, fragte Frieda.
»Wer ist das?«
»Deans Bruder. Sein Zwilling.«
»Warum sollte ich mich mit dem treffen?«
»Sie haben also nicht mit ihm gesprochen? Kein einziges Mal?«
»Nein.«
»Und mit June? Deans Mutter?«
Joanna verzog das Gesicht. »Die ist doch völlig gaga. Selbst wenn ich sie besuchen würde, was ich sowieso nie täte, würde sie mich nicht mehr erkennen.« Es dauerte einen Moment, bis sie wieder in ihren Text hineinfand. »Ein Fluch, der von einer Generation auf die nächste weitervererbt wurde«, erklärte sie. »Ich komme ins Fernsehen, müssen Sie wissen. Rick hat es mir gesagt. Er arrangiert das alles. Und nächste Woche ist mein Buch in der Zeitung.«
»Als große Story in vier Teilen«, fügte Janine hinzu, »über vier Tage hinweg. Sie sollten es unbedingt lesen. Unschuldig in der Hölle . Sie können sich nicht vorstellen, was darin für Sachen vorkommen.«
»O doch, ich glaube schon.«
»Trotzdem möchte ich Sie nicht wiedersehen«, verkündete Joanna. »Ich mag es nicht, wie Sie mich anstarren.«
18
F ür Yvette war es hauptsächlich eine Frage der Bürokratie und der Logistik, wie der Großteil ihres Jobs. Morgens bekam sie die schriftliche Bestätigung, dass für Apartment Nummer zwei in der Waverley Street Nummer vierzehn kein Durchsuchungsbefehl nötig sei, da die Wohnung mit einer strafbaren Handlung in Zusammenhang stehe. Yvette setzte sich mit dem Polizeirevier in Balham in Verbindung, wo das Verschwinden des Mannes gemeldet worden war. Dort bekam sie die Telefonnummer der Frau, die Poole als vermisst gemeldet hatte. Sie rief Janet Ferris an. Als sie ihr sagte, dass eine Leiche gefunden worden sei, begann die Frau zu weinen. Yvette ließ sich von ihr die Nummer des Vermieters geben, eines gewissen Mr. Michnik. Nachdem sie sich mit Janet Ferris zu einem Gespräch vor Ort verabredet hatte, rief sie Mr. Michnik an und bat ihn, ebenfalls zum Haus zu kommen. Sie hatte gerade die Spurensicherung angefordert, als ihr Telefon klingelte. Eine Frauenstimme erklärte ihr, Polizeipräsident Crawford sei in der Leitung. Yvette holte tief Luft.
»Spreche ich mit DC Long?«
»Ja, Sir.«
»Wo ist Karlsson?«
»In Gloucester. Auf einer Beerdigung.«
»Familie?«
»Nein«, antwortete Yvette, »Katherine Ripon.« Als keine Reaktion kam, fügte sie hinzu: »Die Frau, die Dean Reeve in seine Gewalt gebracht hatte.«
»Ach, die.«
»Die, die wir nicht gefunden haben«, erklärte Yvette.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Sie starrte aus dem Fenster und wartete.
»Tja«, sagte er schließlich. »Was ist denn aus der Mordanklage geworden? Dem Fall mit der Irren aus Deptford?«
»Wir haben die Akte zurückbekommen, Sir. Vom CPS .«
»Ich war der Meinung, wir hätten einen Schlussstrich unter die Sache gezogen.« Seine Tonlage verhieß nichts Gutes. »Da habe ich meinen Standpunkt doch recht deutlich gemacht.«
»Es sind neue Beweise aufgetaucht. Wie sich herausgestellt hat, liegt der Fall etwas komplizierter, als wir dachten.«
»Wirklich?«
»Wir wissen jetzt, wer der Mann ist.«
Crawford seufzte.
Sie hörte ihn mit einem Stift herumklopfen und konnte sich seine grimmige Miene gut vorstellen. »Möchten Sie Genaueres darüber wissen?«, fragte Yvette.
»Gibt es etwas, das ich unbedingt wissen sollte? Etwas, das ich veranlassen muss?«
»Nein.«
»Dann machen Sie einfach weiter.«
Ehe sie Gelegenheit hatte, Ja zu sagen, war er bereits aus der Leitung. Sie hatte das ungute Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, wusste aber nicht so recht, was.
Der Wagen, der sie abholen sollte, verspätete sich, und in der Balham Highstreet standen sie eine Weile im Stau. Als sie das Haus schließlich erreichten, stellte Yvette fest, dass der Wagen
Weitere Kostenlose Bücher