Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
der Spurensicherung bereits vor Ort war. Es handelte sich um ein gewöhnliches Kieselrauputzhaus in einer Wohnstraße. Vor der Tür wartete ein mit einem Anorak bekleideter Mann.
»Mister Michnik?«, fragte sie.
»Ich bin der Hausbesitzer.« Er sprach mit einem Akzent, den sie nicht einordnen konnte. Irgendetwas Osteuropäisches. »Ich habe Ihre Leute schon reingelassen.« Yvette blickte nach oben. »Das Fenster im ersten Stock war von den Scheinwerfern erhellt, die das Team der Spurensicherung in der Wohnung installiert hatte. »Ist er tot?«
»Zumindest haben wir eine Leiche gefunden«, antwortete sie. »Wir befürchten, dass es sich dabei um Mister Poole handeln könnte. Haben Sie ihn persönlich gekannt?«
»Er ist schließlich mein Mieter.«
Sie holte ein Notizbuch heraus. »Früher oder später werden wir eine richtige Aussage von Ihnen brauchen«, erklärte sie, »aber vielleicht können Sie mir vorab schon sagen, wann Sie ihn das letzte Mal gesehen haben?«
»Vor zwei Monaten«, antwortete Michnik, »oder auch drei, das weiß ich nicht mehr genau. Ich habe ihn nur ein paarmal getroffen. Er zahlt die Miete immer pünktlich und macht keine Probleme, deswegen sehe ich ihn nicht oft.«
»Wann ist er eingezogen?«
»Ich habe nach Ihrem Anruf extra nachgesehen. Letztes Jahr im Mai. Anfang Mai.«
»Wissen Sie, was er gearbeitet hat?«
Michnik überlegte einen Moment. »Vielleicht war er Geschäftsmann. Ich kenne ihn nur im Anzug.«
»Was für ein Typ Mensch war er?«
»Er hat sofort die Kaution bezahlt und immer pünktlich die Miete. Er hat keinen Ärger gemacht. Ein freundlicher Mensch. Ein netter Mann.«
»Wie viele Leute wohnen in diesem Haus?«
»Es sind drei Wohnungen.«
»Mit Janet Ferris habe ich schon gesprochen.«
»Ja, sie wohnt im Erdgeschoss, und ganz oben ein Deutscher. Ein Student, aber ein angenehmer. Er ist schon älter.«
»Sind die Wohnungen möbliert?«
»Die Erdgeschosswohnung von Miss Ferris nicht, die anderen beiden schon. Alle Stühle, Tische und Bilder gehören mir. Was passiert jetzt mit der Wohnung?«
»Wir werden sie versiegeln«, antwortete Yvette. »Vorerst gilt sie als Tatort. Sie sollten sie nicht betreten. Außerdem muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie eine Straftat begehen, wenn Sie etwas daraus entfernen oder sich an den darin befindlichen Gegenständen zu schaffen machen.«
»Für wie lange?«
»Nicht allzu lange, nehme ich an. Ist Janet Ferris da?«
Michnik runzelte die Stirn. »Ich führe Sie hinein.«
Auf ihr Klopfen hin machte Janet Ferris verdächtig schnell auf. Yvette vermutete, dass sie schon hinter der Tür gewartet hatte. Sie war mittleren Alters, ihr rotes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, und ihr schmales Gesicht wirkte fahl und ängstlich. »Ist es wirklich wahr?«, fragte sie. »Er ist tot?«
»Uns fehlt noch die letzte Bestätigung«, antwortete Yvette, »aber wir gehen davon aus.«
»Mein Gott!« Sie presste ihre unberingte linke Hand an die Brust. »Das ist ja schrecklich!«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Das muss um den zwanzigsten, einundzwanzigsten Januar gewesen sein. Ich weiß das noch ziemlich genau, weil wir uns getroffen haben, als wir beide das Haus verließen und ich eine Bemerkung machte, dass ich eine Karte an meine Nichte einwerfen müsse, damit sie rechtzeitig zu ihrem Geburtstag ankomme, und der ist am vierundzwanzigsten.«
»Wirkte er irgendwie beunruhigt?«
»Nein, ganz normal. Freundlich und hilfsbereit wie immer.« Ihre Stimme zitterte leicht. »Ich hatte Urlaub und wollte wie jedes Jahr um diese Zeit meine Schwester und deren Familie in Frankreich besuchen. Er sollte während meiner Abwesenheit in meiner Wohnung nach dem Rechten sehen, die Pflanzen gießen, die Post reinholen, all diese Dinge. So haben wir das immer gemacht: Er schaute bei mir nach dem Rechten und ich bei ihm. Hin und wieder hat er mich gebeten, ein paar Tage lang seine Katze zu füttern. Als ich aus dem Urlaub zurückkam, erkannte ich schon auf den ersten Blick, dass er kein einziges Mal in der Wohnung gewesen war. Er hatte die Post nicht reingeholt, und meine Pflanzen waren alle halb vertrocknet. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Normalerweise war er sehr aufmerksam. Mir fiel auf, dass er auch seine eigene Post nicht reingeholt hatte.« Sie deutete auf ein Bündel Briefe, die sie in einer Ecke ihrer Diele gestapelt hatte. Yvette ging in die Knie und sah sie durch. Es handelte sich um lauter
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