Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
andere Mann. Frieda fühlte sich wie in einem Büro, wo gerade Antianzugtag war, obwohl die Angestellten sich im Anzug viel wohler gefühlt hätten. »Das ist mein Bruder Jeremy«, stellte Robin ihn vor.
»Bitte setzen Sie sich«, sagte Jeremy.
Frieda ließ sich am Tisch nieder. Inzwischen kam sie sich vor, als wäre sie aus Versehen in ein Bewerbungsgespräch geraten.
»Hallo, Frieda«, begrüßte Mary Orton sie mit einem nervösen Lächeln. »Ich habe gerade Kaffee gemacht. Möchten Sie eine Tasse?«
Frieda nickte. Die alte Dame schenkte eine Tasse ein und reichte sie ihr auf einer Untertasse.
»Und vielleicht auch ein Stück Kuchen? Beim letzten Mal hat er Ihnen doch so gut geschmeckt.«
»Ja, das wäre schön«, antwortete Frieda, »aber nur ein ganz kleines Stück.« Sie nahm einen Schluck von dem schon ziemlich kalten Kaffee. Dabei war ihr sehr bewusst, dass sie von drei Augenpaaren gemustert wurde. »Josef Morosow hat mich gebeten zu kommen«, erklärte sie.
Jeremy verschränkte die Arme. Er war offensichtlich der ältere Bruder und hatte das Sagen. »Ja, wir haben schon mit ihm gesprochen. Sie müssen entschuldigen, aber könnten wir vielleicht erst einmal die ganz grundlegenden Dinge klären? Würden Sie uns bitte genau erläutern, was Sie mit meiner Mutter zu tun haben?«
Frieda schwieg einen Moment. Das war eine überraschend schwierige Frage. »Ein Mann, der für Ihre Mutter gearbeitet hatte, wurde ermordet.« Sie sah Mary Orton an. Es war ihr peinlich, über sie zu sprechen, als wäre sie nicht anwesend. »Ich war an der Befragung von Misses Orton beteiligt.«
»Sagen Sie doch bitte Mary«, warf Mary Orton ein.
»Sind Sie Polizistin?«, fragte Jeremy.
»Nein, ich arbeite nur mit ihr zusammen. Sozusagen in beratender Funktion.«
»Können Sie sich ausweisen?«
»Als was?«
»Als offizielle Mitarbeiterin der Polizei.«
Frieda bemühte sich um einen möglichst ruhigen Ton. »Nein, aber wenn Sie irgendwelche Fragen haben, kann ich Ihnen eine Telefonnummer geben. Im Moment bin ich nur hier, weil Josef mich angerufen hat. Ich dachte, es gäbe ein Problem.«
»Es gibt alle möglichen Probleme«, entgegnete Jeremy. »Dazu kommen wir noch. Aber vorher reden wir über diesen Josef. Er ist auf Ihre Empfehlung hin hier, ist das richtig?«
»Ja, das ist richtig.«
»Ist das ein offizieller Service, der zu Ihrer Polizeiarbeit gehört?«
Frieda runzelte die Stirn. »Nein. Bei Ihrer Mutter kam Wasser durchs Dach. Josef ist ein Freund von mir. Er ist ein guter Handwerker und sehr vertrauenswürdig. Falls Sie ein Problem mit seiner Anwesenheit haben, brauchen Sie es mir nur zu sagen. Oder noch besser, sagen Sie es ihm selbst.«
Die Brüder schauten sich an. Robin war neben der Küchentür stehen geblieben. Nun kam er herüber und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Frieda fühlte sich plötzlich eingekreist.
»Bei uns hat der Familienrat getagt«, erklärte Robin. »Wir sind gar nicht begeistert über das, was unserer Mutter passiert ist.«
»Moment mal.« Frieda stellte ihre Kaffeetasse ab. »Ich wurde von Josef angerufen. Wo ist er?«
»Oben auf dem Dachboden«, antwortete Jeremy. »Sie können gerne hinaufgehen und nach ihm sehen, wenn Sie wollen.«
»Das mache ich gleich«, sagte Frieda. »Aber falls Sie tatsächlich ein Problem mit seiner Anwesenheit haben, dann lassen Sie es uns einfach wissen. So wie ich es sehe, tut er Mary einen Gefallen. Wenn Sie das anders sehen, dann sagen Sie es, und wir gehen.«
»So war das doch gar nicht gemeint.«
»Warum hat er mich dann angerufen?«
»Nun ja, als ich kam, war ich ziemlich überrascht, ihn hier vorzufinden. Ich habe ihn nach seinen Plänen gefragt, nach den Kosten und dem Kostenvoranschlag. Ich sollte vielleicht hinzufügen, Miss Klein, dass ich Buchhalter bin und mich mit diesen Dingen auskenne.«
»Als Josef das erste Mal hier war, kam oben der Regen durchs Dach«, erklärte Frieda. »Sie sollten froh sein, dass Ihre Mutter so schnell einen Handwerker gefunden hat.«
»Das interessiert mich eher am Rande«, gab Jeremy zurück. »Als ich diesen Mann hier antraf, wollte ich in erster Linie wissen, wer das organisiert hat und was hier bei meiner Mutter überhaupt los war.«
»Was glauben Sie denn«, konterte Frieda, »was hier los war?«
»Es ist eine Schande!«, antwortete Jeremy. »Dabei schaue ich doch von Zeit zu Zeit vorbei, um den Bürokram meiner Mutter zu erledigen und ihr bei der Ablage ihrer Kontoauszüge zu helfen.«
Friedas Blick
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