Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
schweifte zu den Fotos auf der Anrichte. Ihr fiel ein, was Mary Orton über ihre Enkel gesagt hatte. Dass die Fotos schon älter seien und die Kinder mittlerweile schon größer. »Wann haben Sie die Kontoauszüge Ihrer Mutter denn zum letzten Mal durchgesehen?«, fragte sie.
»Das ist schon eine Weile her«, räumte Jeremy ein. »Sechs Monate, würde ich sagen. Ich glaube, es war vor den Sommer-ferien. Ich lebe in Manchester, und Robin ist in Cardiff. Wir haben beide Familie. Wir kommen, sooft wir es schaffen.«
»Letzten Juli also?« Sie sah ihn an. »Vor sieben Monaten.«
»Ja. Vielleicht war es auch schon im Juni. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass meine Mutter Opfer eines Verbrechens wurde, und ich würde gerne wissen, ob da angemessen ermittelt wird.«
»Von welchem Verbrechen sprechen Sie jetzt?«, fragte Frieda.
Wieder wechselten die beiden Brüder rasch einen Blick.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Robin. »Dieser Robert Poole hat ihr mehr als hundertfünfzigtausend Pfund gestohlen. Hinzu kommt, dass er am Haus nicht das Geringste gemacht hat.«
Frieda warf einen Blick auf die alte Dame. Sie fühlte sich an die Situation erinnert, als sie bei Michelle Doyce saß und ihr Fall diskutiert wurde, als wäre sie gar nicht da. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort ist, um dieses Thema zu besprechen«, sagte Frieda.
»Wie meinen Sie das?« Jeremys Stimme wurde eine Spur lauter. »Wir haben einen Diebstahl entdeckt. Sie sind von der Polizei. Wir wollen wissen, was deswegen unternommen wird.«
»Da bin ich nicht die richtige Ansprechpartnerin«, erklärte Frieda. »Sie müssen sich direkt an die Polizei wenden.«
»Was tun Sie dann hier?«, fragte Jeremy.
»Ich bin hier, weil ich gebeten wurde herzukommen.«
»Laut meiner Mutter waren Sie diejenige, mit der sie gesprochen hat. Sie haben Ihre Auszüge durchgesehen und den Diebstahl entdeckt. Was für eine Rolle spielen Sie bei der ganzen Sache?«
»Ich habe eine unterstützende Funktion und helfe, wo ich kann – im Rahmen meines Fachbereichs.«
»Der da wäre?«
»Ich bin Psychotherapeutin.«
Jeremy starrte sie ungläubig an. »Psychotherapeutin?«
»Ja.«
»Und da vermitteln Sie Handwerker?«
Frieda holte ein weiteres Mal tief Luft. Sie wandte sich mit ihrer Antwort an Mary. »Ich habe Ihnen Josef empfohlen, weil er ein Freund von mir ist. Falls Sie mit ihm oder seiner Arbeit nicht zufrieden sind, dann sagen Sie es mir einfach.«
»Oh, nein, nein!«, entgegnete Mary hastig. »Er macht seine Sache hervorragend. Ich habe ihn gern im Haus. Er hat mir von seiner Familie in der Ukraine erzählt. Der Ärmste macht gerade eine schwere Zeit durch.«
»Wobei sie natürlich nicht oben auf dem Dachboden war«, wandte Robin ein, »um seine Arbeit zu überprüfen.«
»Sie können jederzeit hinaufgehen«, konterte Frieda, »und wenn Sie irgendwelche Beschwerden haben, lassen Sie es mich wissen.«
»Wir werden ihm schon auf die Finger schauen«, sagte Jeremy.
»Haben Sie Robert Poole je kennengelernt?«
Jeremy verneinte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir seit letztem Sommer nicht mehr hier waren.«
»Nein«, widersprach Frieda. »Sie haben nur gesagt, dass Sie die Kontoauszüge seitdem nicht mehr durchgesehen haben. Ich dachte, Sie hätten vielleicht hin und wieder mal die Kinder hergefahren, damit sie ein Wochenende oder ein paar Ferientage in London verbringen können, oder so was in der Art.«
»Wir wohnen weit weg von London.«
»Und Sie?«, wandte Frieda sich an Robin.
»Ich hatte sehr viel zu tun.« Robins Gesicht war rot angelaufen.
»Auch an Weihnachten?«, fragte Frieda in sanftem Ton. »Was war Weihnachten?«
»An Weihnachten ist bei denen immer so viel los«, warf Mary Orton rasch ein. »Jeremy geht da Skifahren, nicht wahr, mein Lieber? Und Robin …« Sie verstummte. Verlegen zupfte sie an ihrem Pulli herum.
Für einen Moment herrschte Schweigen. Frieda wandte sich wieder an die Brüder. »Sie haben ihn also nie gesehen?«
»Nein.«
»Wussten Sie von den Arbeiten am Haus?«
»Nein, woher denn?«
Frieda zuckte leicht mit den Achseln. »Immerhin hat Ihre Mutter größere Renovierungsmaßnahmen am Haus durchführen lassen. Ich dachte, Sie hätten vielleicht mal am Telefon darüber gesprochen.«
»Nein, das haben wir nicht«, entgegnete Jeremy, »denn eines dürfen Sie mir glauben: Wäre dem so gewesen, dann hätten wir beide hier garantiert nach dem Rechten gesehen und uns davon
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